1993 + 2003 + 2007 (Legende zur Karte siehe hier
[Beste Reisezeit: Mai - Sept. (siehe Klima)]
1993 Region Darwin
Romantische ursprüngliche Landschaft. Tropische Natur, exotische Flora (siehe Bilder).
7-Tage-Tour im Geländewagen durch Sümpfe, Buschland und wilde Schluchten in den Nationalparks 'Kakadu', 'Katherine', 'Mataranka' und 'Litchfield'.
16.09.93 Cooinda
17.09.93 Yellow Water Billabong, Jabiru
18.09.93 Jim Jim Falls
19.09.93 Cooinda - Katherine
20.09.93 Katherine - Mataranka - Katherine
21.09.93 Katherine - Litchfield Nationalpark - Batchelor
22.09.93 Darwin
Tag 1: Nach unserer frühen Ankunft müssen wir zunächst die Zeit überbrücken, ehe das Büro des Autovermieters geöffnet wird. Um 08:10 Uhr sitzen wir dann, nach einer kurzen Einweisung, im Pajero-Geländewagen (ziemlich neu, nur 22.086 km). Eine kleine Runde durch die Innenstadt, um die wichtigsten Funktionen des Wagens zu prüfen, und dann sind wir auch schon auf dem Stuart Highway.
Nach wenigen Kilometern weicht die innere Unruhe allmählich, und wir realisieren, dass jetzt eine einmalige Zeit für uns anbricht. Das ist aber auch für unseren Magen das Signal, sich zu melden. Eine Reklametafel macht auf das 'Boomerang Café' aufmerksam, und wir folgen dieser Aufforderung. Ein zünftiges Frühstück aktiviert neuen Tatendrang. Der Arnhem Highway durchschneidet die sumpfigen Niederungen der Marrakai Ebene. Von der teilweise auf Dämmen angelegten Straße genießen wir den Blick über das flache Land. An riesigen Wasserlöchern dösen Wasserbüffel oder suhlen sich im Schlamm. Wie zur Belebung der graubraunen Szenerie mit den dunklen schweren Leibern der Büffel wirken die schlanken blendend weißen Kuhreiher überall in der Landschaft. Unser erwachter Entdeckergeist treibt uns dann auch dazu, kurz bevor der Arnhem Highway den Adelaide River kreuzt, einer Aufforderung zur Bootsfahrt (für je 18 A$) zu den 'jumping crocodiles' zu folgen. Eine willkommene Abwechslung auf der Fahrt durch das flache Sumpfland. Als wir uns die Zeit bis zur Bootsabfahrt vertreiben, werden wir auch an etwas erinnert, was wir total vergessen hatten: 'australian salvation', der australische Gruß. Die Fliegen sind rein närrisch.
Auf dem Wasser vergessen wir diese Belästigung aber schnell. Das Boot gleitet ruhig auf dem träge durch den dichten Regenwald dahinströmenden Adelaide River. In den Bäumen lärmen fremde Vögel und im azurblauen Himmel ziehen Adler ihre Kreise. Angestrengt versuchen wir am Ufer und im trüben Wasser Krokodile zu entdecken. Für unser ungeübtes Auge ist nichts Verdächtiges auszumachen, oder sollte etwa? Im Fluss treibt ein Stück Baumrinde, aber nicht mit der Strömung, sondern direkt auf unser Boot zu. Jetzt erkennt man es ganz deutlich an der leichten Kiellinie, es ist der Kopf eines kleinen Krokodils, der da immer näher kommt. Vorsichtig abwartend, aber wohl doch neugierig, umkreist es das Boot. Die Frau des Bootsführers hat an einer Leine, die sie mit einem Stock außenbords hält, ein Stück Fleisch befestigt, das sie ein paarmal auf Wasser klatschen läßt. Schon ist der gefräßige Bursche zur Stelle. Mit einem mächtigen Satz schnellt er aus dem Wasser und schnappt nach dem 1 ... 2 m über dem Wasser schwebenden Brocken. Das Geräusch des auf die Wasseroberfläche klatschenden Krokodils scheint das Signal für seine Artgenossen zu sein, dass dort draußen auf dem Fluss Fressen zu erwarten ist. Nacheinander tauchen, aber immer einzeln, neue und andere Köpfe in den Fluten auf. Ein ganz gewichtiger Bursche von ca. 2,5 m Länge ist auch dabei. Bewundernswert, mit welcher Kraft diese Kolosse aus dem Wasser emporschnellen, um sich einen Happen von der Leine zu schnappen.
Nach ~100 km zweigt vom Highway ein staubiger Weg ab, und wir beschließen, unsere ersten Erfahrungen auf einer 'gravelroad' zu sammeln. Stellenweise kommen wir, eine rote Staubfahne im Gefolge, recht zügig voran. Einige Abschnitte mit tiefen Sandmulden, tiefen Spurrillen oder Waschbrettoberfläche erfordern jedoch volle Aufmerksamkeit und geben einen Vorgeschmack auf andere noch vor uns liegende Strecken. Dieser Weg kürzt aber die Fahrt nach Cooinda ganz erheblich ab, auch wenn wir über 2 Stunden für die 100 km benötigen. Auch ein riesiges Buschfeuer kurz vor der Einmündung in den Kakadu Highway kann uns heute nicht stoppen. Um 16:00 Uhr erreichen wir unser Hotel, eine kleine Bungalowanlage in einem lichten Eukalyptushain auf einem Hügel mitten in der flachen Sumpflandschaft des South Alligator River. Bei einem Bummel durch die tropische Vegetation am Fluss macht uns die schwülwarme Luft erst so richtig bewusst, was für ein Komfort die Klimaanlage im Auto darstellt. Schnell ist das Hotel ausgekundschaftet und für die nächsten Tage ein Programm zusammengestellt, denn alle Wege zu den von uns ins Auge gefaßten Zielen sind passierbar. Aber für morgen buchen wir direkt im Hotel eine Billabong-Bootsfahrt (2x 12,50 A$).
Der geräumige Bungalow ist die willkommene Umgebung, um nach dem Anreisetag das Gepäck neu zu ordnen und vor allem, dem strapazierten Körper neue Energien zuzuführen. Als wir um 19:20 Uhr aus erholsamem Tiefschlaf in die Wirklichkeit zurückkehren, sind wir schon 20 Min. über die Zeit. Für 19:00 Uhr hatten wir uns im Restaurant einen Tisch bestellt.
Tag 2: Um 07:00 Uhr sind wir wieder auf den Beinen und beginnen den Tag mit einem zünftigen Frühstück im Freiluft-SB-Restaurant. Dann brechen wir auf zu einer 2-stündigen Bootsfahrt auf den Yellow Water Billabongs. Fast lautlos gleitet das Flachbodenboot durch die seichten Wasser des überschwemmten Sumpflandes. Um mehr als 3 m steigen in der Regenzeit die Fluten des South Alligator River an und verwandeln die ganze Landschaft in einen riesigen Süßwassersee. Jetzt, wo die Trockenzeit sich langsam dem Ende nähert, haben sich die Wassermassen schon soweit zurückgezogen, dass viele Inselchen und Sandbänke Rast- und Nistplätze für Tausende von Vögeln bieten. Ringsum zaubert der beginnende Frühling saftiges Grün und eine unbeschreibliche Blütenpracht hervor. Riesige Vogelschwärme waten auf der Suche nach Nahrung durch das seichte Wasser. Fischreiher, Ibisse und Schwarznackenstörche stehen am Ufer und warten, dass ihnen etwas Schmackhaftes vor den langen Schnabel schwimmt. Sie brauchen nicht lange zu warten, denn das Nahrungsangebot ist reichhaltig. Regungslos und gut getarnt im braunen Schlamm einiger Uferbereiche dösen Krokodile in der warmen Morgensonne. Vom hohen Geäst eines abgestorbenen Eukalyptusbaumes beobachtet ein Weißbauchseeadler die Szenerie aus luftiger Warte. Man kann sich der Faszination der Natur in ihrer ganzen üppigen Pracht nicht entziehen. Immer wieder steuert das Boot in eine andere kleine Bucht oder Lagune. Immer neue und andere Blüten säumen das nahe Ufer und neue und andere Vögel sind zu beobachten.
Die ganze Vielfalt der Landschaft des Kakadu-Nationalparks erleben wir am Nachmittag bei einer Fahrt ins 50 km entfernte Jabiru. Der kleine Ort kurz vor der östlichen Zufahrt zum Hochplateau des Arnhemlands, einem der größten Aboriginal-Reservate, bietet selbst wenig Sehenswertes, wenn man von den überall herumlungernden Coca-Cola-trinkenden Aboriginals einmal absieht. 21 km südlich Jabiru zweigt vom geteerten Highway eine kleine Straße zum Nourlangie Rock ab. Der Aufstieg in die Felsformationen lohnt in dreierlei Hinsicht. Zum einen bietet sich eine beeindruckende Sicht auf das weite Land des Kakadu-Nationalparks. Es sind die drei typischen landschaftlichen Abschnitte, die man von hier oben überblickt. Da ist der rote Fels der Abbruchkante des Plateaus selbst, der sich ziemlich unvermittelt aus einem sandigen baum- und buschbestandenen Trockenland erhebt. Gen Norden schließt sich dann das satte Grün des Sumpflandes an. Zum anderen sind es die bizarren Felsformationen des roten Sandsteins mit tiefen Einschnitten und grotesken Formen. Nicht zuletzt sind unter den Überhängen mächtiger Felsgalerien viele Felszeichnungen der Aboriginals zu bewundern. Wenn man sich bisher noch nicht mit Kultur und Vergangenheit der australischen Ureinwohner beschäftigt hat, hier entsteht zumindest das Verlangen, etwas mehr über die Menschen zu erfahren, die diesen Kontinent seit angeblich über 40.000 Jahren bevölkern.
Nur 7 km weiter südlich auf dem Arnhem Highway führt ein kleiner Weg zum Muirella Park. Dieser Abstecher bietet einen landschaftlich interessanten Kontrapunkt zum Nourlangie Rock. Hier befinden wir uns am grünen Ufer eines Billabong mit der imposanten Kulisse des Hochplateaus im Hintergrund.
Den Abend verbringen wir mit einer kleinen Wanderung auf Holzstegen durch die Sümpfe am Rande des Yellow Water Billabong, einem erfrischenden Bad im Swimmingpool, einem SB-Barbecue bei leider zu lauter Musik und der Erledigung nötiger Schreibarbeiten.
Tag 3: Es sind nur 14 km Teerstraße, dann geht's über eine zunächst recht gepflegt wirkende Gravelroad Richtung Jim Jim Falls. Aber schon nach wenigen Kilometern schüttelt es uns recht heftig auf tief ausgewaschener Waschbrettpiste. Der Wagen macht Geräusche, als ob er jeden Moment auseinanderbrechen wird. Dazu kommen, speziell in einigen weitgezogenen Kurven, tiefe sandige Spurrillen, die beim Fahren das Gefühl von Aquaplaning erzeugen. So ist es nicht verwunderlich, dass wir für die ersten 50 Kilometer eine gute Stunde benötigen. Die zweite Stunde bis zum 'Parkplatz' an den Jim Jim Falls benötigen wir dann für die restlichen 10 km. Das ist keine 'road' mehr, auf unwegsamer Piste folgen wir den Fahrspuren anderer Wagen, im wahrsten Sinn des Wortes über Stock und Stein. Es geht über nackte Felsen, durch Wasserlöcher und Flußläufe bergauf und bergab. In einer der langgestreckten Sandmulden passiert es dann, wir sitzen fest. Da nützt auch ein hochbeiniger Geländewagen mit 8 Gängen und Differential-Sperre nichts, der Wagen hat sich bis zu den Trittbrettern im Treibsand eingegraben und liegt mit dem Unterboden auf. Mit dicken Ästen stochern und 'graben' wir so lange, bis wieder einige Zentimeter Luft unter dem Fahrzeug sind. Zum Start dann noch einige trockene Zweige vor die Räder, und mit Vollgas im 1.Schleichgang bewegen wir uns langsam aus der Falle. Vorsichtig fahren, ja, aber zu vorsichtig, bzw. zu langsam kann also auch verkehrt sein.
Auf einem Trampelpfad wandern wir durch eine enge Schlucht. Über vermoderte Bäume, bemooste Felsbrocken und durch die üppige Vegetation des Regenwaldes folgen wir dem kristallklaren Wasser im Jim Jim Creek. Hoch ragen zu beiden Seiten die steilen roten Felswände in den blauen Himmel. Welche Enttäuschung am Ende der Schlucht, kein Wasserfall weit und breit, keine gischtschäumenden Wassermassen stürzen sich von den Felsen, Jim Jim hat dieses Frühjahr seine Tätigkeit noch nicht aufgenommen. Nach dem Marsch durch die brütende Hitze des Tals ist die Erfrischung mit dem kühlen Wasser des Pools unterhalb der steilen Felswand, von der sonst der Wasserfall tost, ein wahrer Genuß. Es folgt noch eine kurze Pause auf einer kleinen strahlend weißen Sandbank. Als die Sonne dann aber langsam um die Felswand wandert und der kleine Streifen Schatten immer kleiner wird, treten wir vergnügt und hoch befriedigt über diesen Tag in einsamer Wildnis den Rückweg an. Oberhalb des zu einem kleinen See erweiterten Creek bietet eine große Felsspalte den idealen Platz für ein Picknick. Danach ist der Rucksack ein erhebliches Stück angenehmer zu tragen.
Die Rückfahrt verläuft ohne weitere Zwischenfälle und wir genießen den Abend wieder am Schwimmbad und bei einem gemütlichen Abendessen.
Tag 4: Überraschung am Morgen, der Kakadu Highway ist, entgegen den Angaben auf der neuesten Landkarte, mit einer Bitumenschicht versehen. Erst 3 km vor der Furt durch den South Alligator River weist ein kleines Schild 'gravelroad ahead' auf das Ende dieses Fahrkomforts hin. Ein Abstecher zum 38 km entfernten Waterfall Creek (auch Gunlom Creek) beschert uns auch nicht die tosenden Wassermassen eines nordaustralischen Wasserfalls. Der Pool am Fuße einer Felswand ist zwar gefüllt, erhält aber zur Zeit keinen Nachschub. Wir klettern in die Felswand oberhalb des Sees und genießen auch hier den Blick hinunter auf die kleine Oase rund um das Wasserloch und den Grünstreifen, der den Lauf des South Alligator River hinaus ins weite braune Umland begleitet.
Weiter geht es dann auf dem Kakadu Highway durch niedrig und licht bewachsenes Trockenland. Es sind endlose erscheinende Kilometer ohne Haus oder Dorf bis Pine Creek. Es ist sicher keine wegen ihrer Schönheit faszinierende Landschaft, aber Einsamkeit und Fremdartigkeit haben ihre ganz besondere Ausstrahlung. Um so überraschter ist man, inmitten dieser scheinbar lebensbedrohenden Umgebung auf Stellen zu stoßen, die dazu in absolutem Kontrast stehen. So geht es uns zum Beispiel an den Edith Falls. Kristallklares Wasser in einem kleinen See am Fuße eines niedrigen Felsmassivs. Das ist endlich ein Platz, um die Hitze ringsum vergessen zu können, und so dauert es auch nur Minuten, bis wir uns im kühlen Naß tummeln. Hier ergießt sich auch der lange gesuchte Wasserfall, wenn auch nur ein kleiner, in den Pool und verleiht der ganzen Szenerie den Hauch einer romantischen Oase.
Im Hotel in Katherine angekommen, bestellen wir zunächst für den nächsten Tag zwei Plätze für eine Bootstour durch die Schluchten des Katherine River. Heute Abend sind wir bei Freunden zum Barbecue eingeladen. Das ist unsere erste Nachtfahrt auf australischen Straßen, aber die Fahrt hinaus zur Tindal Airbase und zurück verläuft ohne Probleme. Wir verbringen einen netten Abend mit den Beiden. Schnell vergeht die Zeit beim Plaudern über Australien und natürlich die Tour, die noch vor uns liegt. Erst kurz vor Mitternacht sind wir zurück im Hotel.
Tag 5: Direkt im Ortskern von Katherine zweigt die Straße zum Katherine Gorge Nationalpark ab. Es sind nur 30 km bis wir am Ufer des Flusses stehen und etwas ratlos die Umgebung nach einer Landschaft absuchen, die die atemberaubende Wildnis enger Schluchten und gurgelnder Wassermassen beherbergen soll. Die Bäume, deren Kronen weit über das Wasser hinausragen, sind der Rastplatz von Hunderten Fliegender Hunde. Es herrscht morgendliche Unruhe in der Kolonie. Begleitet von ohrenbetäubendem Geschrei wird um die besten Rastplätze gekämpft.
Nur wenige Minuten benötigt das kleine Ausflugsboot, um in eine Landschaft einzutauchen, die man hier nicht vermutet. Steil aufragende Felswände mit kleinen Buchten mit weißem Sandstrand erwecken das Verlangen, überall eine Pause einzulegen. Dicke Felsbrocken mitten im Fluss und Untiefen erfordern geschicktes Manövrieren des Bootsführers, um wirklich immer genügend Wasser unter dem Kiel zu haben. Wir beneiden die Kanufahrer, die sich die Zeit nehmen, mehrere Tage in dieser einmaligen Natur unterwegs zu sein. Urplötzlich ist der Fluss zu Ende. Dicke Felsbrocken sind aus der Höhe herabgestürzt und haben das Flussbett verschüttet. Wir setzen die Erkundung der Schlucht zu Fuß fort, um nach einigen Hundert Metern in einer noch engeren Schlucht zu stehen. Hier wartet ein zweites Boot auf uns, mit dem wir die Fahrt fortsetzen. Die Wassermassen des Katherine River haben eine Schlucht von atemberaubender Schönheit in den Fels gesägt. Steil ragen links und rechts die roten Felswände empor und zwängen das tiefblaue Wasser des Flusses zu einem schmalen Band zusammen. Es ist fast nicht vorstellbar, dass nach der Regenzeit die Fluten diese Schlucht bis zum Rand füllen sollen. Aber auch hier ist nach einigen hundert Metern das Flussbett mit Felsen verschüttet. Die Schluchten 3 bis 6 sind nur zu Fuß zu erreichen, können dann aber mit dem Kanu, falls man eins mitgenommen hat, 'bereist' werden. Dieser Park allein ist einen Australien-Aufenthalt wert. Wir sind aber schon von dem bisher gesehen überwältigt.
Katherine wird der Ausgangspunkt für unsere Westaustralien-Tour sein. Wir nutzen deshalb die Mittagspause, um uns etwas in der Stadt umzusehen. Wie in allen australischen Kleinstädten spielt sich das Geschäftsleben in einer Hauptstraße ab, so dass man ziemlich schnell einen Überblick erhält. Auf breiten Bürgersteigen, die zum Schutz gegen Sonne und Regen überdacht sind, bummelt es sich angenehm. Wir lassen uns treiben und beschließen den Rundgang bei 'fish'n ships' und einer 'coke light'.
Verheißungsvoll ist die Beschreibung der tropischen Oase Mataranka. Der Stuart Highway führt fast schnurgerade durch etwas dichteren Baumbestand als während der letzten Tage. Auch die Anzahl der kleinen Termitenhügel, an deren Färbung man gut die unterschiedliche Farbe des Bodens ablesen kann, nimmt zu. Die 106 km bis Mataranka, nur ab und zu begegnet uns ein anderes Auto, sind geradezu ein Vergnügen. Nach der knochentrockenen Landschaft, durch die wir gerade gekommen sind, ist Mataranka wirklich eine Überraschung. Der Mataranka Pool Nature Park ist eine palmenbestandene Oase am Ufer des Roper River. Die Hauptattraktion sind jedoch heiße Thermalquellen inmitten dieser paradiesischen Landschaft. Keine Frage, auch wir unterbrechen unseren Bummel unter Palmen, in denen sich unzählige Fliegende Hunde aufhalten, um ein Bad in diesem Naturwunder zu nehmen. Die Temperatur unterscheidet sich allerdings kaum von den 36°C der Luft. Trotz intensiver Suche, auch entlang dem Roper Highway bis Elsey, finden wir die in einem Prospekt abgebildeten Roper Falls nicht.
Tag 6: Die Temperatur ist nachts nur unwesentlich zurückgegangen. Bei allerdings angenehmen 32°C am Morgen, versorgen wir uns noch mit dem nötigen Tagesproviant und füllen den Tank randvoll. Es geht auf dem Highway Nr. 1 zurück nach Norden. Breit zieht sich eine Schneise durch das Land. Links und rechts des schmalen Aspaltbandes ist noch jeweils ein mindestens doppelt so breiter 'Sandweg' angelegt. Diese anscheinend maßlose Vergeudung von Land und Landschaft dient einzig einem Zweck, sie soll als Feuerschneise das Übergreifen von Buschfeuern verhindern. Der oft auch noch angelegte tiefe Graben neben der Fahrbahn, mit vielen seitlichen Abzweigungen ins Buschland, soll während der Regenzeit die vom Himmel stürzenden Wassermassen schnell von der Straße ableiten.
Nach 1 1/2 Stunden, kurz hinter Hayes Creek, verlassen wir den Highway in Richtung Daly River. Nach ca. 50 km auf einem schmalen befestigten Weg, der Platz reicht nicht für zwei Fahrzeuge nebeneinander, führt eine Gravelroad in Richtung Litchfield Nationalpark. Wir sind weitere 48 km gefahren, als ein sandiger Track nach Norden abzweigt. Ein unscheinbares Schild an einem Baum veranlaßt mich zurückzusetzen. Die handschriftliche Notiz ist nicht sehr ermutigend: Warning! No entrance to Litchfield Park. Das war ein zeitraubender Umweg. Der alte Highway zwischen Hayes Creek und Adelaide River bietet allerdings eine landschaftliche Szenerie, die den Umweg bald vergessen lässt. Der Weg schlängelt sich durch leichtes Bergland. An den Robin Falls legen wir eine Picknickpause ein.
Über Adelaide River und Batchelor erreichen wir am frühen Nachmittag den Litchfield Nationalpark. Es ist ein steiniger und steiler Abstieg hinunter in eine Schlucht, in die die Florencefälle stürzen und einen kleinen Pool mit ihrem kristallklaren, kalten Wasser füllen. Ein Bad im kühlen Naß lässt die Strapazen aber schnell vergessen. Die Erfrischung lässt auch den folgenden Wiederausstieg durch die rote Steilwand nicht so beschwerlich erscheinen, auch wenn die Fliegen wieder versuchen, uns den Nachmittag zu verderben. Über die Tolmer Falls erreichen wir dann den großen Pool der Wangi-Fälle. Wir können einfach nicht widerstehen, jede Gelegenheit für ein Bad auszunutzen. Hitze und Staub sind vergessen, als wir unter den Palmen im Talgrund die Jeans abstreifen und ins kühle Naß stürzen.
Auf der Rückfahrt zum Hotel, das direkt am Highway liegt, bewundern wir noch die sog. 'magnetischen Termitenhügel'. Anders als die Termitenhügel im trockenen Buschland mit ihrem meist runden Querschnitt, weisen die dunkelgrauen Sumpfland-Termitenhügel einen ovalen Querschnittauf. Ihre Längsachse ist ca. 3...4 mal größer als die Schmalseite. Früher glaubte man, wegen der exakten Nord-Süd-Ausrichtung, dass sich die Termiten den Erdmagnetismus für den Bau ihrer riesigen Hügel zu Nutze machen. Die Erklärung ist aber wohl wesentlich einfacher. Die Ausrichtung entspricht genau dem Sonnenstand und verhindert, dass die starke Mittagssonne den Riesenbau auf der breiten Seite trifft und zu stark aufheizt.
Das Hotelgelände wirkt wie eine Outbackstation des vorigen Jahrhunderts. Schuppen mit völlig verrostetem landwirtschaftlichem Gerät, eine primitive Tankstelle, unbefestigte Wege und eine chaotische Rezeption sind die ersten Eindrücke, die den Reisenden empfangen. Die großen sauberen Zimmer mit Blick auf einen Swimmingpool im Innenhof stehen allerdings in krassem Gegensatz zu den geschilderten Äußerlichkeiten. Beim Abendessen sitzen wir zunächst im großen Speisesaal, wo uns der Zug der riesigen Lüfter aber bald vertreibt. So essen wir unseren Fisch und die vorzüglichen Meeresfrüchte auf der Terrasse weiter.
Tag 7: Nachdem wir so viele Krokodile in den Gewässern des Kakadu-Nationalparks gesehen und erlebt haben, lockt uns ein riesiges Schild auf der Fahrt zurück nach Darwin zum Besuch einer Krokodil-Farm.
In Darwin heißt es dann erst einmal alles zu erledigen, wozu wir auf dem Land nicht gekommen sind. Nach Post, Bank und Automobilclub sind es also die Geschäfte in der gemütlichen Fußgängerzone, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In einer zur 'Freßhalle' umgebauten alten Markthalle finden wir eine reichhaltige Auswahl an Eßbarem aus aller Herren Länder. Auch hier verstehen es die Asiaten, das beste Essen zu servieren. Mittags ziehen dicke Wolken auf und verdichten sich zu bedrohlichem Schwarz. Von Regen jedoch keine Spur. Das Wetter 'probt' schon etwas für die nahende Regenzeit. Bei einem vorzüglichen Abendessen im Hotel schwelgen wir noch einmal so richtig.
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1993 Region Alice Springs/ Red Centre
Wilde ursprüngliche Landschaft. Zerklüftete Felsformationen, ausgetrocknete Flussläufe, exotische Flora (siehe Bilder).
9-Tage-Tour im Geländewagen durch arides Trockenland, rote Felsen und wilde Schluchten entlang den Western McDonnald Range und durch die Nationalparks 'Palm Valley', 'Kings Canyon', 'Uluru' und 'Kata Tjuta'.
23.09.93 Darwin - Alice Springs
24.09.93 Western McDonnell Range
25.09.93 Palm Valley
26.09.93 Alice Springs - Kings Canyon
27.09.93 Kings Canyon
28.09.93 Kings Canyon - Yulara
29.09.93 Kata Tjuta (Olgas)
30.09.93 Uluru (Ayers Rock)
01.10.93 Yulara - Alice Springs - Darwin
Tag 1:
Vielleicht ist es gut so, dass uns zwischen den einzelnen Abschnitten dieser Reise auch etwas Luft bleibt. Man kann die Eindrücke der letzten Tage noch einmal Revue passieren lassen und sich in Ruhe auf die nächsten Abenteuer einstellen. Wir nutzen die Zeit, bis am frühen Nachmittag die Maschine nach Alice Springs abgeht, um noch einmal durch die Straßen und Parks von Darwin zu schlendern. Für die Kamera gibt es noch genug einzufangen. Am Flughafen liefern wir dann unser Auto ab. Gegen 17:00 Uhr landen wir im Herzen von Australien. Überrascht stellen wir fest, dass das Land über das die Maschine zur Landung einschwebt, einen kräftigen grünen Anstrich hat. Später erfahren wir dann, dass es vor zwei Tagen heftig geregnet hat.
Die Informationen sind zwar eindeutig: 'Auto abholen im Stadtbüro. NT Rental unterhält keinen Flughafendienst.' Von Darwin wissen wir aber, dass NT Rental zu Hertz gehört und so folgen wir einer inneren Eingebung und fragen bei Hertz, ob zufällig unser Auto doch am Flughafen zur Verfügung steht. Und es steht; welch glücklicher Umstand. Auf dem Weg zum Parkplatz werden wir überfallen. Wer ihnen Bescheid gegeben hat, wissen wir nicht, aber vor dem Flughafengebäude warten Hundertschaften von Fliegen auf unser Erscheinen. Leicht gereizt durch diese, alles bisher erlebte in den Schatten stellende Invasion, vergeht uns die Freude über das schon am Flughafen stehende Auto aber in dem Augenblick, als alle Versuche unser Gefährt anzulassen, fehlschlagen. Der Anlasser gibt keinen Ton von sich. Die Dame von Hertz hatte sich gerade mit einem fröhlichen 'have a nice trip' verabschiedet. Im Flughafen herrscht mitternächtliche Ruhe. Wir sind wohl mit der letzten Maschine dieses Tages angekommen. Telefon schluckt nur Münzen, aber stellt keine Verbindung her. Von einem anderen Apparat klappt es dann aber doch. Doch wieder Glück im Unglück: das Stadtbüro ist noch besetzt. 'In 15 Min. sind wir da!' Der Monteur staunt nicht schlecht, als er die alte japanische Original-Batterie wechselt: 'Das ist ja immer noch die erste.'
Na endlich, wir sind auf dem Weg zum Hotel. Ein lautes Fahrgeräusch erweckt jetzt unser Interesse. Sollte man uns eine alte Kiste angedreht haben? Kurz vor Ankunft in Alice Springs ist dieses Rätsel aber gelöst, ein Seitenfenster war nur nicht ganz geschlossen.
Nach der Ankunft im Hotel richten wir das Gepäck für die folgenden Tage. Ungewohnt nach den vielen Hotels mit anheimelnder Atmosphäre ist der Betrieb im Red Center Resort. Hier ergießen sich ganze Busladungen von Campern ins Gelände. Alice Springs nimmt man mit auf dem Weg zum Ayers Rock. Beim Rund- und Erkundungsgang durch die riesige 'Übernachtungs'-Anlage erleben wir die nächste Überraschung, es ist lausig kalt geworden. Ein Thermometer bestätigt unser Gefühl: nur 7°C. Noch einmal räumen wir das Gepäck um, um an die etwas tiefer verstauten warmen Sachen zu gelangen. Im Restaurant ist heute Buffet-Tag angesetzt. Für 15 A$ kann man zulangen, solange der Magen mitspielt. Ein Spiel bei dem wir jedem Australier im Saal unterlegen sind. Um 21:00 Uhr liegen wir im Bett, um Kräfte für die erste Tour durch die wilde Bergwelt des 'Red Centre' zu sammeln.
Tag 2: Schon um 08:30 Uhr sind wir unterwegs. In westlicher Richtung verlassen wir Alice Springs. Das schwarze Band der schmalen Teerstraße wird im Norden und Süden von den wildzerklüfteten Felswänden der westlichen McDonnell Range begleitet. Eindrucksvoll erheben sich überall die weißen Stämme der Ghost Gum Trees. Die Fahrt durch das 130 km lange Hochtal im 'roten Herzen' des fünften Kontinents stellt all' unsere Vorstellungen auf den Kopf. Die rote Erde und die roten Felsen des Gebirges sind von einem grünen Hauch einer üppigen Flora überzogen. Allenthalben begleiten uns wahre Blütenteppiche. Vor wenigen Tagen ist der erste Frühlingsregen niedergegangen und jetzt wetteifern rote, gelbe und weiße Blüten um den besten Platz an der inzwischen von einem strahlend blauen Himmel sengenden Sonne.
Wir zweigen an jedem kleinen Wegweiser von der Straße ab und folgen den sandigen Spuren hinein in die Berge. Vereinzelt ziehen weiße Federwolken über die schroffen Felswände und mildern wenigstens optisch die harten Kontraste dieser einmalig herb-schönen Landschaft.
Das Simpson Gap ist ein schmaler Gebirgsdurchbruch, dessen Steilwände sich im letzten Wasser eines Wasserloches spiegeln, das sich im Schatten der Berge bis jetzt erhalten hat. Noch etwas enger wird es in der Standley Chasm. Ein schmaler Trampelpfad windet sich durch dichtes Gestrüpp und über rote Felsbrocken bis dicht an das Felsmassiv der Range. Der schmale Durchlass dieser Klamm mißt keine 2 m. Zu beiden Seiten ragen die Felswände 50...60 m senkrecht in die Höhe. Ein flaches Wasserloch versperrt den Durchgang, das sich nur barfuß überwinden läßt. Auf der anderen Seite steigt der Weg steil an, hinein in eine sonnendurchglühte wilde Wüste nackter roter Felsen. Zum Privatgelände dieser Klamm gehört auch ein Kiosk, in dem ich eine 'stimmungsrettende' Entdeckung mache: Es gibt Fliegennetze zu kaufen. Diesen Einkauf werde ich als die beste in Australien getätigte Investition in Erinnerung behalten. Wir sind fortan nur noch 'maskiert' unterwegs.
Der Weg in den Ellery Creek führt an einem ausgetrockneten Flußbett vorbei, dessen blendend weißen Sandbänke einen wunderbaren Kontrast zum roten Fels der Schlucht bilden. Der Weg durch die Schlucht selbst wird durch ein riesiges Wasserloch versperrt. Der Anmarsch zur Serpentine Creek kostet uns sehr viel Zeit. Im einem lichten Eukalyptushain tummeln sich unzählige Wellensittiche. Die dicken hohlen Stämme scheinen ideale Nistmöglichkeiten zu bieten. Das Geschrei und Gezeter bei der Suche nach einem Partner und der Kampf um die Weibchen erfüllen das ganze Tal. Lange verweilen wir, um dem Treiben der munteren Schar zuzusehen.
Glen Helen ist dann unser heutiges Endziel. Hier hat der Finke River sich einen breiten Durchbruch in die Range gesägt. Am Ufer des Flusses grünt und blüht es noch intensiver, als im scheinbar trockenen Land durch das wir hierher kamen. Wenn nicht Hitze und Fliegen wären, man könnte stundenlang auf einem Felsen sitzen und die Faszination der einzigartigen unberührten Natur auf sich wirken lassen. Wenn wir nicht selbst gesehen und erlebt hätten, dass der Fluss zu dieser Jahreszeit nur aus aneinandergereihten Wasserlöchern besteht, hier könnte man glauben am Ufer eines großen Stromes zu sitzen.
Zwei Stellen haben wir bei der Hinfahrt nicht aufgesucht. Die Begeisterung über diese durch Ihre Ursprünglichkeit faszinierende Landschaft veranlaßt uns jedoch, auf dem Rückweg auch diese Abstecher noch mit einzubeziehen. Der Weg zum Ormiston Creek läßt sich nur schwer mit Worten beschreiben. In scharfen engen Kurven folgen wir dem Flusslauf hinein in die Felslandschaft der Range. Die Abgeschiedenheit, mitten in dieser von üppig wuchernden und in allen Farben blühenden Pflanzen überzogenen Bergwelt, lassen diesen Abstecher zum Höhepunkt des ganzen Tages werden. Am Ende des Weges zwängen die Felswände den Fluss zu einem schmalen Band zusammen. Hier sitzen wir im Schatten einer Felswand auf einer riesigen roten Steinplatte. Die Felsen mit ihren unterschiedlichsten Gelb- und Rottönen spiegeln sich im tiefen Blau des klaren Flusswassers. Das ständig wechselnde Licht der in die Schlucht fallenden Sonnenstrahlen zaubert in die Spiegelungen ständig neue Farbnuancen. Wahrscheinlich würde nicht einmal ein ganzer Tag ausreichen, um diese Stimmungen vollständig in sich aufzunehmen. Wir hätten hier wohl noch gesessen, wenn die Sonne hinter dem Horizont versunken wäre, hätte uns nicht eine laute Gruppe junger Leute aus unseren Träumen gerissen.
Den Abschluß des heutigen Tages bildet ein Abstecher zu den Ochre Pits. Diese Kalksteinklippen an einem ausgetrockneten Flusslauf bestehen aus senkrecht aufgefalteten Schichten von Ablagerungen in allen Farben von weiß bis dunkelrot. Hier holten die Aboriginals ihre Farben für Felszeichnungen und Körperbemalungen her.
Im Laufe des Nachmittags haben sich die weißen Federwolken zu einer immer dichteren Wolkenbank verdichtet. Jetzt zum Abend drückt eine tiefschwarze Gewitterfront von Norden her gegen die McDonnell Ranges, aber es fällt noch kein Tropfen Regen.
Tag 3: Am Morgen des neuen Tages erstrahlt der Himmel wieder in gewohntem Azurblau. Wir verlassen die Stadt wieder gen Westen, zweigen nach ca. 50 km aber nach Süden Richtung Hermannsburg ab. Die Berge weichen immer mehr zurück. Das Tal weitet sich zu einer schier endlosen Hochebene. Kurz hinter der Grenze ins Aboriginals-Land geht die Straße abrupt in Gravelroad über. Nach insgesamt 134 km, wir sind schon 2 1/2 Stunden unterwegs, erreichen wir den Finke River. Das Wasserloch an dieser Furt ist nicht mehr sehr groß und läßt sich gut umfahren. Die nächsten 20 km folgt der Track zunächst durch Sand und Geröll dem ausgetrockneten Finke River. Unmittelbar nach dem Ausstieg aus dem Flusstal zweigt ein Track ab, auf dem wir dann über Felsplatten und Wasserlöcher bis ins Palm Valley vorstoßen.
Die Fahrt durch das Tal des Finke River ist ein Erlebnis besonderer Art. Zunächst ist es der Zustand des Tracks, der uns völlig in Anspruch nimmt. Es geht im Schrittempo durch das trockene Flussbett. Geröll und lockerer Sand folgen im schnellen Wechsel und lassen dem Fahrer keine Sekunde Zeit, auch nur einen Blick auf die atemberaubende Szenerie der Landschaft zu werfen. Wann immer Aussicht besteht, anschließend auch wieder zügig starten zu können, halten wir an und steigen aus. Rings um uns übersät eine geradezu explodierende Natur die Landschaft üppig mit in allen Farben des Regenbogens blühenden niedrigen Büschen und Sträuchern. Dann steigt der Pfad hinauf in dunkelrote Felsformationen. Der Wagen ächzt und stöhnt über Felsvorsprünge und versetzte Gesteinsplatten. Vorsichtig tasten wir uns durch Wasserlöcher, deren Tiefe und Untergrundbeschaffenheit wir nicht kennen. Die Äste des Gestrüpps kratzen an Türen und Kotflügeln. Nach einer Stunde haben wir die 20 km überwunden und sind am Ziel.
Das Palm Valley ist eine tropische Oase inmitten einer vom roten Sandstein Zentral-Australiens geprägten Gebirgsformation. Es gehört wegen seines Bestandes von Livistona-Palmen zur geschützten Region des Finke River Nationalparks. Diese Palmen sind ein Relikt aus Zeiten, als hier im Herzen Australiens noch subtropisches Klima herrschte.
1 1/2 Stunden strolchen wir durch das enge Tal. Immer wieder versperren riesige von Wind und Wetter bizarr geformte Felsblöcke unseren Weg. Bis auf ein langgestrecktes Wasserloch ist vom Fluss nichts übrig. Über dem klaren Wasser schwirren Libellen in unterschiedlichsten Farben und Größen. Die zarten durchsichtigen Flügel reflektieren silbern das Licht der gleißenden Mittagssonne. Unzählige Palmen säumen das Ufer und recken ihre dunkelgrünen Blattfächer in den azurblauen Himmel. Aus allen Felsspalten strecken kleine Büsche ihre dürren mit Blüten übersäten Äste. Nach einem kleinen Picknick treten wir die Rückfahrt an. Auch wenn wir die Tücken des Weges jetzt kennen, geht es nicht schneller voran, als auf der Hinfahrt.
In Alice Springs bleibt uns noch etwas Zeit für einen Bummel durch die 14.000-Einwohner-Stadt. Das ist weder Stadt noch Dorf, eine Ansiedlung ohne jeden Charme. Man spürt, dass Alice Springs kein besiedeltes Umland hat, dessen Bewohner zum 'shopping' mal schnell in die Stadt fahren. Die wenigen Menschen, die durch die Straßen schlendern, sind Touristen, die Alice Springs für das 'red centre' halten, bzw. auf irgendeiner Tour hier Stop machen. Als Ausgangspunkt für Touren ist die Stadt allerdings wirklich der ideale Platz. Die Lage am Highway und in den McDonnell Ranges sind ideale Voraussetzungen für die Erkundung der abwechslungsreichen und faszinierenden Landschaft.
Die Temperatur war heute auf über 30°C gestiegen. Auch gegen Abend kühlt es nicht wieder ab. Die 7°C von gestern Abend waren wohl nur ein kurzer Rückfall in die kühlen Wintermonate. Auch nach Regen oder Gewitter sieht es heute nicht aus. Wir verstauen die warmen Sachen wieder und bereiten alles für die morgige Weiterfahrt vor.
Tag 4: Im Süden von Alice Springs hat ein Nebenfluß des Todd River einen breiten Durchbruch in die Range gesägt, das Heavitree Gap. Durch diesen Engpaß zwängen sich Fluss, Eisenbahn und der Highway. Für uns ist es der Durchlass zu den Abenteuern eines neuen Tages. Waren es gestern noch überwiegend rote Blüten, die aus dem ersten Frühlingsgrün sprossen, so hat sich das Bild über Nacht gewandelt. Weite Flächen der roten Erde sind von weißen und gelben Blütenteppichen überzogen. Wir fahren durch flaches Buschland. Im Norden rücken die McDonnell Ranges immer weiter in der Ferne. Das Landschaftsbild wandelt sich ständig. Nach 30 km wird der Bewuchs des Buschlandes üppiger, dann folgen licht bewaldete Hügelketten. In der Ferne steigen auf breiter Front Rauchsäulen auf und künden von heftigen Buschbränden. Um diese Jahreszeit kein ungewöhnlicher Anblick, da vielfach in Erwartung des Frühlingsregen das trockene Gras des Vorjahr abgebrannt wird, um den Neuaustrieb zu fördern. Ein altes Frühlingsritual der Aboriginals, das sie meisterhaft beherrschten, ohne der Natur Schaden zuzufügen.
Nach 140 km, wir haben erneut, diesmal über eine Brücke, den Finke River überquert, verlassen wir den Highway wieder und biegen in die Ernest Giles Road ab. Ein kurzer Abstecher (14 km hin-und- zurück) führt uns zunächst zum Henbury Meteoriten-Krater. Die Weiterfahrt ist dann ein Erlebnis ganz besonderer Art. Stellenweise verlockt die Oberfläche der Gravelroad zum zügigen fahren. Bei 80 km/h kommt auf Waschbrett der Wagen aber doch ganz heftig in's schlingern. Man fährt wie mit einem kleinen Boot auf hohen Wellenkämmen einer bewegten See. Unvermittelt auftauchende tiefe Sandlöcher und -spuren verlangen darüberhinaus ständige Aufmerksamkeit. Aber wir sind ja auch nicht hier, um zügig ein unbekanntes Land zu durchfahren.
Landschaftlich bietet dieser Streckenabschnitt eine unbeschreibliche Vielfalt. Die Wüstenflora scheint geradezu zu explodieren. Die Erde und die Piste sind stellenweise so tief-dunkelrot, dass man glauben könnte, es habe gerade geregnet. Die Staubfahne hinter uns belehrt uns jedoch eines Besseren, diese Farbe hat mit feuchter Erde nichts zu tun. Auf den letzten Kilometern vor dem Abzweig zum Lasseter Highway ist von Piste nicht mehr viel zu spüren, der Weg wird zum tiefsandigen Track und gleicht stellenweise dem Weg ins Palm Valley. Ab Wallara Ranch ist ein schmaler Streifen, ausreichend für ein Fahrzeug, geteert. Die Landschaft verliert ihren Reiz und so sind wir schon bald im Watarrka (Kings Canyon) Nationalpark. Hochstämmige Bäume säumen unseren Weg bis zur Kings Canyon Frontier Lodge.
Im Gelände rings ums Hotel entdecken wir zum ersten Mal zwei für diese Region angeblich typische Vertreter der Wüstenflora. Überall recken sich Stengel mit Gruppen der bizarr geformten tiefroten Blüten der Desert Pie über den trockenen Wüstenboden. Die Büsche der Desert Rose sind übersät mit unzähligen zartlila Trichterblüten. Wir beziehen unseren Bungalow, reservieren einen Tisch im Restaurant (man hat's hier gerne etwas formell !) und brechen zu einem kleinen Nachmittags-Spaziergang auf. Vom Hotel bis zum Kings Canyon sind es nur 10 km. Die offizielle Bezeichnung ist zwar 'creek walk', es wird aber mehr als nur ein Spaziergang. 1,5 km führt ein 'trail' hinein in die Hauptschlucht des insgesamt 2 km langen Canyons. Über riesige Felsbrocken, links und rechts ragen die grandiosen Felsformationen der 200 m hohen Steilwände in den Himmel, klettern wir immer weiter. In einem Wasserloch quakt laut ein Frosch und lockt uns noch tiefer ins unwegsame Gelände. Letztendlich versperren hausgroße Felsen, die irgendwann unter dem Einfluß von Wasser und Hitze herabgestürzt sein müssen, den Weg und machen ein Vorankommen unmöglich. Es wird Zeit umzukehren.
Es war wieder ein Tag mit strahlend blauem Himmel, nur vereinzelt segelte eine weiße Wolke vorüber. Wir genießen unseren Nachmittagstee auf der Terrasse unseres Zimmers, und lassen beim Anblick des in der Abendsonne in noch intensiverem Rot erstrahlenden Bergmassivs den Tag Revue passieren. Die Lodge ist ein in die Landschaft integrierter sauberer Komplex in sehr ruhiger und abgeschiedener Lage. Im großen Speisesaal des modernen Restaurants kommen wir uns recht verlassen vor. Das Essen ist ausgezeichnet und die Bedienung freundlich und aufgeschlossen, wie bisher eigentlich überall.
Tag 5: Um noch vor der großen Hitze den ersten Aufstieg ins rote Felsmassiv zu schaffen, brechen wir schon früh am Morgen auf. Es gibt ein kleines Notfrühstück aus unseren Picknickbeständen, weil das Restaurant erst später öffnet, und auf geht's. Dichte Wolken hängen über dem Land, nur ab und zu blinzelt die Sonne durch eine kleine Lücke. Am Canyoneingang führt ein steiler Aufstieg ziemlich direkt hinauf zur Rim. Mit jedem Schritt verändert sich die Sicht hinein in den Canyon. Die Bäume im Talgrund werden immer kleiner und die Felswände immer imposanter. Es ist ein unbeschreiblich wildes Gelände oben auf dem Hochplateau. Der Weg, markiert durch weiße Farbklekse auf Steinen und an Felsen, führt ohne jegliche Sicherung stellenweise unmittelbar an die Abbruchkante. Nur an der Höhe der Steilwand auf der gegenüberliegenden Seite kann man abschätzen, welche Folgen ein Fehlschritt haben würde.
Unvermittelt taucht ein anderer Taleinschnitt vor uns auf, der Weg ist zu Ende. Man muß ein Weilchen suchen, ehe man die Stelle findet an der der Abstieg in den Canyon beginnt. Stellenweise sind tiefe Einschnitte in der Felswand nur auf Holzbrücken zu überwinden, die von der Nationalpark-Verwaltung angelegt wurden, um den Besuchern die Möglichkeit zum Abstieg auf den Canyongrund zu ermöglichen. Dieser Abschnitt des Tales trägt allerdings seinen Namen zu Recht, Garden of Eden. Wir gelangen in einen subtropischen Palmenhain mit einem Pool, in dessen kristallklarem eiskalten Wasser sich die über 200 m hohen senkrecht aufsteigenden Felswände spiegeln. Stundenlang könnte man hier sitzen und diese einmalige Natur in sich aufnehmen. Einfach nur sitzen, schauen, genießen und staunen. Da ist aber etwas, was uns abhält zu lange zu verweilen, der Rückweg. Über uns steht die Sonne schon fast im Zenit und treibt die Temperatur in unangenehme Höhen. Nachdem wir wieder das Hochplateau erreicht haben, geht es auf der anderen Seite des Canyon, ohne auch nur einen Hauch von Schatten, über die von der Sonne durchglühten roten Felsen wieder zurück. Anstrengend ist dann allerdings nur noch der steile Abstieg durch loses Geröll zum Ausgangspunkt dieser 4-Stunden-Wanderung.
Den Rest des Tages nutzen wir, um uns am Swimmingpool wieder zu regenerieren. Nach der nun schon obligatorischen Teestunde verfolgen wir dann das Treiben der Natur. Es ist malerisch hier draußen, 300 km vom nächsten Ort entfernt. Die Wolken verdichten sich zu einer dichten schwarzen Regenwand, um sich nach 1 Stunde wieder in Nichts aufzulösen. Um 07:30 Uhr erstrahlt der Carmichael Craig glühend rot im Licht der untergehenden Sonne.
Tag 6: Aus schwarz verhangenem Himmel tröpfelt es leicht auf die rote Erde. Aber schon nach wenigen Kilometern Fahrt reißt der Himmel auf. Die Wolkenlöcher werden immer größer, und die Sonne greift wie mit langen silbrigen Fingern zur Erde. Das noch milde Morgenlicht glänzt im feuchten Laub der Büsche und Bäume. Nach einer guten Stunde biegen wir auf die Gravelroad Gen Süden ein. Es erwartet uns ein neuer Straßenbelag. Der rote Staub hat sich in eine glitschige Masse verwandelt, das Wasser in den unzähligen Pfützen steht knöchelhoch. Heute markiert keine Staubfahne unsere Fahrtroute. Der Lasseter Highway ist durchgängig asphaltiert und ermöglicht zügiges fahren. Von ferne grüßt gerade der Mount Connor, als ein 30 minütiger tropischer Regenguß niedergeht. Nach einer Stunde reißt der Himmel auf, die graue Wolkendecke liegt hinter uns, und vor uns taucht zum erstenmal der Uluru auf, wie der Ayers Rock heute heißt, nach Reaktivierung des Kulturgutes der Aboriginals.
Mit unmittelbarem Blick auf das Wahrzeichen Australiens beziehen wir einen Bungalow im Desert Gardens Hotel. Der Erkundungsgang durch Yulara stellen wir fest, dass der Ort nichts anderes ist, als ein weitläufiges Feriendorf und Touristenzentrum. Rechtzeitig brechen wir zum obligatorischen abendlichen Besuch am Uluru auf. Der 'sunset view' ist nicht zu verfehlen. Bei unserer Ankunft sind erst einige wenige Besucher anwesend, aber allmählich füllt sich der Parkplatz. Das weiche Licht des frühen Abends überzieht das gewaltige Massiv des Monolithen mit ständig wechselnden Rottönen. Ob wir allerdings einen echten Sonnenuntergang erleben werden, ist sehr zweifelhaft. Von Westen zieht eine dicke Wolkenbank heran. Als dann Bus auf Bus heranrollt und die zahlenden Massen den Aussichtspunkt überschwemmen, machen wir uns auf den Rückweg. Die Sonne ist tatsächlich, ohne Rücksicht auf den Touristenstrom, eine halbe Stunde vor ihrem offiziellen Untergang hinter der Wolke verschwunden, und die Nacht senkt sich über die Wüste.
Nach dem Abendessen erleben wir es dann erstmalig am eigenen Leib', was es bedeutet, wenn über der Wüste ein Gewitterregen niedergeht. Es schüttet wie aus Kübeln, und Serien von Blitzen erhellen die Szenerie vom 'Weltuntergang'. Bis auf die Haut durchnäßt kommen wir in unserem Bungalow an. Gut, zu wissen, dass solche Ereignisse nur von kurzer Dauer sind.
Tag 7: Obwohl sie zum Greifen nahe erscheinen, benötigen wir über eine Stunde, um die Kata Tjuta, früher Olgas, zu erreichen. Es ist noch immer bewölkt. Es scheint das ideale Wetter für einen ausgedehnten Marsch durch diese zu Unrecht so im Schatten des Uluru stehende Gebirgsformation zu sein. Schon auf der Hinfahrt faszinieren uns aus der Ferne die 30 dichtgedrängt stehenden Felsendome der Olgas, wie die Ansammlung einer ganzen Gruppe von Ulurus, im morgendlichen Licht. Der Wandertrail führt unmittelbar vom Parkplatz hinein in die Welt der glatt gehobelten Felswände. Oft sind die nur spärlichen Wegmarkierungen auf den glatten Felsen nicht mehr auszumachen. Durch enge Schluchten zwischen den massigen bis zu 450 m über den Grund aufsteigenden Felsgebilden geht es bergauf und bergab. Herrliche Aussichten eröffnen sich, wann immer wir die Höhe eines Passes erreicht haben. Als wir dann aus dem Labyrinth der dicht beieinanderstehenden Kegel und damit auch aus ihrem Schatten herauskommen, spüren wir erst wieder, mit welcher Kraft die im Zenit stehende Sonne die Erde durchglüht. Wir stehen in einem riesigen Talkessel, der auf allen Seiten von den Rücken rundgeschliffener Felsmassive eingerahmt wird. Über allem spannt sich ein makellos blauer Himmel. Nach 3 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Uluru von fern, Uluru von nah, Uluru am Morgen, Uluru am Abend - da fehlt doch noch etwas, um unser Bild vom größten Monolithen der Welt zu komplettieren - ja natürlich, Uluru von vorn und Uluru von hinten. So drehen wir noch eine Runde im Auto um dieses gewaltige Gebilde, um es aus allen Richtungen und in jedem Licht zu erleben. Aus der Nähe betrachtet sieht man erst, dass seine Oberfläche gar nicht so glatt ist, wie sie zunächst erscheint. Viele Auswaschungen und Abbrüche verleihen ihm, besonders auf der östlichen 'Rückseite', ein wildzerklüftetes pockennarbiges Äußeres.
Der Mittelpunkt Australiens ist leider auch zu seinem touristischen Mittelpunkt geworden. Nirgends haben wir so viele Busse mit Besuchern aus aller Herren Länder gesehen wie hier. Dieses Bild von Australien haben wir nicht gesucht, und das hat uns auch bei früheren Reisen von einer Fahrt zum Uluru abgehalten.
Tag 8: Steht man dann unmittelbar vor diesem Felsbrocken, der sich 348 m über die ihn umgebende und z.Z. in voller Blüte stehende Wüste erhebt, dann kann man sich ihm nicht entziehen. Ganz früh sind wir gekommen, um den schwierigen Teil des Steilanstiegs noch in der Kühle des Morgens hinter uns zu bringen. Immer eine Hand an der massiven Eisenkette, vorsichtig Schritt vor Schritt, steigen wir das glatte Felsgestein hinauf. Etwas außer Atem sind wir, als wir nach 20 Min. auf dem Plateau ankommen. Bis zum 'Gipfel' ist es zwar nur 1 km, aber wir benötigen dafür noch fast eine Stunde. Die Oberfläche des Monolithen weist viele tiefe Löcher auf, in denen noch das Wasser vom letzten Regenguß steht. Viele kleine glatte Kuppen müssen überwunden werden, auf denen selbst die Gummisohlen unserer Trekkingstiefel kaum Halt finden. Es ist ein erhebendes Gefühl hier oben zu stehen, 348 m über dem glattgebügelten Umland. Zum Greifen nahe erscheinen im Morgensonnenschein die immerhin 42 km entfernten Olgas. Im Dunst des Morgens gen Osten sind die Umrisse des Mt. Conner zu erkennen. Es weht eine frische Brise und die Hitze des beginnenden Tages ist noch nicht zu spüren.
Bevor wir mit den Vorbereitungen für den morgigen Reisetag beginnen, genießen wir noch einmal die einzigartige Frühlingsstimmung hier im Herzen Australiens. Wir schlendern durch die Hotelanlage, schwimmen einige Runden, entspannen auf der Liegewiese im Atrium des Hotels und sitzen zum Abschluss bei Kaffee und Tee in unserem gemütlichen Zimmer. Um 18:00 Uhr tobt wieder ein Gewittersturm über uns und den Uluru hinweg. Wo bleibt nur all das Wasser?
Tag 8: Einige Minuten vor 05:00 Uhr sind wir auf den Beinen. Pünktlich wie beabsichtigt starten wir um 06:00 Uhr Richtung Alice Springs. Es liegt eine wunderbare Stimmung über dem Land. Im Westen steht der Vollmond noch einen Fingerbreit über dem Horizont. Im Osten färbt sich ein schmaler Streifen des Himmels langsam rot. Über uns segeln vereinzelte Wolken am sonst sternenklaren Himmel. Das ist aber nur eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt unserer Abfahrt. Nach einer halben Stunde hat sich das Bild total gewandelt. Eine dicke Wolkenschicht spannt sich über das Firmament und verschluckt mit ihrem bleiernen Grau alle Farben des weiten Landes. Schwarz und schemenhaft huschen Bäume und Sträucher an uns vorüber. Als silberne Scheibe blinzelt ab und zu die Morgensonne durch den Hochnebel. Ab Curtin Springs stehen die Gräben links und rechts der Straße randvoll Wasser, hier muss es noch kräftiger gegossen haben als am Uluru. Durch viele 'floodways' tasten wir uns vorsichtig durch, denn Wassertiefen-Anzeiger wie an den Highways gibt es nicht.
Auf dem Stuart Highway geht es dann etwas flotter voran, wenn auch hier noch alle Senken randvoll unter Wasser stehen. Im Finke River wälzt sich eine rotgelbe Schlammbrühe talwärts. Wo sich vorige Woche die Brücke noch über ein ausgetrocknetes Flussbett spannte, reichen die Fluten heute bis an die Fahrbahnkante. Jetzt strahlt auch die Sonne wieder und die restliche Strecke führt durch trockenes Buschland, dass von den Regenfällen der letzten Tage nicht einen Tropfen abbekommen hat. Laut Hinweisschild im Auto ist ab 110 km/h eine Geschwindigkeitsbegrenzung wirksam. Wie sich jedoch bei unserer flotten Fahrt herausstellt, arbeitet der Begrenzer schon bei 103 km/h. So nimmt es nicht Wunder, dass wir für die 450 km bis Alice Springs genau 4 1/2 Stunden benötigen. Zunächst atmen wir aber tief durch, als wir rechtzeitig am Flughafen eintreffen. Der Flug ist planmäßig und 2 Stunden später landen wir im schwülwarmen Darwin.
[Darwin 1993] [Alice Springs] [2007]
2003 Region Darwin
Noch einmal ins tropische 'top end' mit etwas mehr Zeit als 1993.
14-Tage-Tour im 4WD-Camper rund um Darwin und durch Sümpfe, Buschland und wilde Schluchten in den Nationalparks 'Kakadu', 'Umbrawara Gorge' und 'Litchfield'.
18.07.03 Darwin
19.07.03 Howard Springs, Palmerston, Darwin, Lake Alexander
20.07.03 Wetland am Fog Dam, Birds Billabong
21.07.03 Jim Jim Road nach Cooinda, Jim Jim Falls
22.07.03 Billabongfahrt
23.07.03 Umbrawarra Gorge NP, Douglas Daly
24.07.03 Douglas Hot Springs, Butterfly Gorge
25.07.03 Palmerston, Wangi Tourist Park
26.07.03 Litchfield NP: Wangi Falls, Florence Falls, Buley Rockholes, Tollmer Falls
27.07.03 Litchfield NP: Blythe Homestead, Surprise Creek, Sandy Creek Falls
28.07.03 Tabletop Swamp, Magnetic Termite Mouds, Fog Dam, Howard Springs
29.07.03 Howard Springs Nature Park, Palmerston, Darwin East Point Road, Lake Alexander
30.07.03 Wasch- und Ruhetag
31.07.03 Darwin, Rückgabe Camper
Tag 1: Am Freitag den 18.07.2003 um 04:30 Uhr morgens landen wir nach 18 Stunden Flug wie gerädert in Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory. Noch einmal heißt es 'Uhren 1,5 Stunden vorstellen'.
"Wann fährst Du morgens die erste Tour in die Stadt?", frage ich den Fahrer des Shuttle-Busses vor dem Terminal. Er bietet uns eine interessante Alternative an. "Fahrt doch jetzt mit. Euer Gepäck schließe ich in meinem Büro ein und um 08:00 Uhr bringe ich Euch zu Hertz." Gesagt, getan. So sind sie, die Australier, unkompliziert und immer hilfsbereit. Die so gewonnene Zeit verbringen wir in der Innenstadt und dem Bicentennial Park. Um 08:30 Uhr sind wir dann am Caravan-Depot von Hertz. Man dient uns ein ziemlich ramponiertes altes Schätzchen an, Kilometerstand 132.600. Wir lassen noch eine verschlissene und aufgeschlitzte Sitzbank austauschen und alle Scharniere fetten.
Ein schöner langer Tag liegt vor uns. Zeit genug, um die nötigsten Besorgungen zu erledigen, Erinnerungen aufzufrischen und den Körper langsam an das warme Sommerklima zu gewöhnen. In der tropischen Hitze Darwins lässt man alles etwas geruhsam angehen. Es herrscht kein hektischer Großstadtbetrieb. Die erste Station ist Woolworth (wegen des kostenlosen Parkplatzes). Verderbliche Ware landet im Kühlschrank, alles andere erzeugt zusammen mit dem Gepäck chaotisches Durcheinander im Camper. Zur Entspannung steuern wir als erstes Ziel den uns noch unbekannten Hafen an der 'Cullen Bay' an. Bei einem Spaziergang und einem kleinen Lunch am Yachthafen entspannen wir langsam. Gegen die aufkommende Müdigkeit hilft am besten Aktivität. Also auf ins Camp. Sicher werden wir einige Zeit brauchen, bis unser mobiles Heim sinnvoll eingerichtet ist.
Der Howard Springs Caravanpark liegt ca. 30 Kilometer südlich von Darwin. Per eMmail haben wir schon aus der Heimat einen Stellplatz für zwei Nächte vorbestellt. Obwohl unsere Reservierung einen Fehler enthielt - falsches Datum - erhalten wir einen guten Platz. Die BIG4-Mitgliedschaft erweist sich als gute Entscheidung. Total übermüdet kommen wir mit der Organisation des Campers nicht so recht voran, alles steht verkehrt und Platz gibt es auch keinen. Wir sind schier verzweifelt, ob diese Art zu reisen überhaupt noch etwas für uns ist. Aber vielleicht ändert etwas Schlaf unsere pessimistische Einstellung. Um 16:00 Uhr sind die Betten gerichtet - erstmalig schlafen wir oben -, und wir verkriechen uns. Mit einigen Unterbrechungen schlafen wir tief und fest.
Tag 2: Unser Wecker hängt über uns in den Wipfeln der Eukalypten und Palmen. Es ist zu hören, dass wir mitten in der Natur sind. Von einem vielstimmigen Vogelkonzert werden wir geweckt. Das sind Geräusche, die wir lieben. Jetzt beginnt der Urlaub. Kurz vor 08:00 Uhr, wir haben wirklich fast 20 Stunden verpennt, kriechen wir aus unserem 'Schlafgemach'. Mit dem ersten Frühstück unter freiem Himmel vor unserem Camper sind auch alle Lebens- und Urlaubsgeister wieder zurück. Wir verspüren Tatendrang.
Im 'Liquor Shop' gleich vor dem Camp decken wir uns mit Wein und Bier für kommende gemütliche Abende ein. Auf dem Weg nach Darwin machen wir einen Schlenker über Palmerston, um die letzten fehlenden Dinge einzukaufen. In der Mall von Darwin schlendern und bummeln wir durch die Geschäfte und kehren dann zu einem gemütlichen Lunch im 'food court' einer Passage ein. Weiter geht es zum neuen Hafen an der Cullen Bay - dieses Areal hat uns am Ankunftstag sehr gut gefallen. Noch weiter nördlich beobachten von den Klippen des 'East Point' wie Adler ihr Revier nach Beute absuchen. Auf der Rückfahrt lockt uns der nahe 'Lake Alexander'. Wir haben unseren Haushalt ja dabei, also warum nicht ein erfrischendes Bad nehmen. Es ist herrlich mitten in der Natur zu schwimmen.
Diesen ersten wirklichen Urlaubstag beschließen wir unter freiem Himmel mit einer Flasche köstlichem australischen Rotwein.
Tag 3: Nach zwei Tagen Eingewöhnung - die Ausstattung des Campers erscheint komplett - zieht es uns dann hinaus in die Natur. Über den Arnhem Highway steuern wir unser erstes Ziel an. Wir lassen uns viel Zeit auf dem Weg in den Kakadu-Nationalpark. In fast unberührter Natur stromern wir am 'Fog Dam' durch die Feuchtgebiete, die hier 'wetlands' heißen. In den Büschen und Bäumen singen und zwitschern unzählige Vögel aller Größen, am blauen Himmel ziehen Adler ihre Kreise. Bei dem regen Flugbetrieb ziehen wir mehr als einmal erschrocken den Kopf ein. Eine ausgedehnte Wanderung durch flaches trockenes Buschland führt uns zum 'Birds Billabong'. Auf dem Wasser und am Ufer herrscht Hochbetrieb. Löffler, Reiher, Grüne Pygmy-Gänse, Taucher, Pelikane und Kormorane ziehen uns in ihren Bann. Wir sind in unserem Element. Ungestört genießen wir diese Idylle. Keine Menschenseele ist hier draußen in der Wildnis.
Unmittelbar vor den Toren des Kakadu Nationalparks steuern wir unser nächstes Domizil an, den Mary River Caravan Park. Weit verstreut im lichten Wald rund um eine 'homestead' stehen einige Anschluss-Kästen für Strom und Wasser. Mitten in der tropischen Natur, auf sattem grünen Rasen, unter riesigen Bäumen, finden wir den Platz unserer Vorstellungen. Waschgelegenheiten, Duschen und Toiletten befinden sich 200 Meter entfernt in einer riesigen Wellblech-Scheune, durch deren Wände der Wind pfeift. Hinter der Scheune beobachtet ein Waran unser Treiben. Über uns kreisen die Adler und in den Bäumen ringsum ertönen die vielstimmigen Rufe und Gesänge vieler uns unbekannter Vögel. Wir sitzen bis tief in die Nacht vor unserem Camper und stellen fest: "Ja, das ist genau die Art zu reisen, die wir so lieben."
Tag 4: Bei Sonnenaufgang weckt uns auch heute ein vielstimmiges Vogelkonzert. Den Plan, noch einmal zum Fog Dam zu fahren, verwerfen wir und steuern direkt den 'Kakadu-Nationalpark' an. Schon bald verlassen wir den asphaltierten Arnhem Highway. Die richtige Atmosphäre für einen Aufenthalt am 'Top end' vermittelt die Tour über die von mächtigen Termitenhügeln gesäumte alte Jim Jim Road ins Herz des Nationalparks. Das ist Natur pur. Wie elektrisiert stoppen wir, als eine Horde schwarzer Kakadus, es sind die 'rotschwänzigen', mit lautem Geschrei unseren Weg kreuzt.
Wasserlöcher, Bäche und Flussläufe, die sich während der sommerlichen Regenzeit füllen und dann langsam immer weiter austrocknen, nennt man hier Billabongs. Diese Wasserstellen sind der Lebensraum unzähliger Vogelarten. Immer wieder erliegen wir der Faszination dieser einzigartigen Landschaft. Bei einem flüchtigen Blick sind da einfach viele Vögel am Wasser. Erst bei genauerem Hinsehen unterscheidet man sie, die Spaltfuß-Höckergänse, Löffler, Cotton Pygmy-Gänse - die eigentlich Enten sind - und Magpie-Lärchen.
Im Caravanpark Cooinda suchen wir uns ein schönes Plätzchen und buchen gleich bei Ankunft eine Billabong-Fahrt für den nächsten Morgen. Als Nachmittagsprogramm nehmen wir noch die 70 Kilometer Gravelroad zu den 'Jim Jim Falls' unter die Räder. Wo das Hochplateau abrupt endet und in die Feuchtgebiete des 'Top ends' übergeht, befinden sich einige der schönsten Stellen des Nationalparks. Nach halsbrecherischer Fahrt im Geländegang auf einem 9 Kilometer langen Track mit knietiefen Sandlöchern und steinigen wassergefüllten Flussläufe - wir sind mehrfach versucht, umzudrehen - und einer Wanderung über Stock und Stein, stehen wir am Fuße der leider trotz der frühen Jahreszeit schon versiegten 'Jim Jim Wasserfälle'. Aber allein die wilde abgeschiedene Landschaft, mit der tropischen Vegetation, ist diesen Abstecher wert.
Zeit für einen Höhepunkt. Wir gehen ins exklusive Restaurant der nahen Lodge zum Abendessen. Leider sind nur die Preise exklusiv.
Tag 5: Um 04:30 Uhr rappelt der Wecker. Trotzdem, nichts kann uns von unserem Freiluft-Frühstück abhalten. Für die Schönheiten des frühen Morgens haben wir allerdings noch kein Auge. Die Sonne verbirgt sich noch hinter dem Horizont, als wir um 06:25 Uhr zu unserer Billabongfahrt aufbrechen. Im Ufernebel und am Morgenhimmel tauchen die ersten Bewohner dieser einzigartigen Landschaft auf. Frieden liegt über dem Land. Zunächst färbt sich der Horizont sehr zögerlich in alle denkbaren Rottöne, dann steigt die Sonne ziemlich schnell aus den Sümpfen auf.
Der Nationalpark hat die Größe von Schleswig-Holstein. Seine Gewässer und Schilfgürtel sind Brut- und Rastplätze für unzählige Wasservögel. Fast geräuschlos gleitet das flache Boot dicht am Ufer entlang durch den 'Yellow Water Billabong' und den 'South Alligator River'. Während der Fahrt präsentiert sich uns die einzigartige Tierwelt dieser Region in ihrer ganzen Fülle. Reiher, Kormorane, Enten, Adler und Schwarznacken-Störche, man nennt sie hier 'Jabiru', ziehen an uns vorüber. Faszinierend, wie die kleinen Jacana-Wasserhühner scheinbar schwerelos über das Wasser laufen.
Schwimmen verboten. Wer diese Anweisung in den Gewässern des Northern Territory nicht beachtet, riskiert sein Leben. Mit einem Salzwasser- oder Leistenkrokodil ist nicht zu spaßen, und es gibt einige davon in den Billabongs und Küstengewässern. Spaltfuß-Höckergänse zupfen sich die saftigen Wurzeln der Wasserpflanzen heraus. Auf einem Ast über dem Wasser, immer bereit, sich sofort im Sturzflug auf seine Beute zu stürzen, schillert in allen Regenbogenfarben ein Azur-Kingfisher in der Morgensonne. In der Ferne ist sogar ein Kranichpärchen auszumachen. Versteckt im dichten Laub eines Eukalyptusbaumes hält sich eine Weißbrust-Starschwalbe auf. Von allerhöchster Warte überwacht ein Weißbauch-Seeadler sein Revier. Im riesigen Nest der Seeadler ist der Nachwuchs schon geschlüpft.
Nach 2 Stunden Sind wir zurück. Auf den Bus verzichten wir. Die 2 Kilometer zurück ins Camp gehen wir zu Fuß. Wir sind mitten in der Natur des 'wetlands'. Auf unserer Wanderung vorbei am 'Home Billabong' entdecken wir im dichten Gestrüpp, im Schilf und an den zahlreichen Wasserlöchern noch andere gefiederte Freunde. Besonders ins Auge sticht natürlich der wie ein Diamant in allen Farben schillernde 'Regenbogen Bienenfresser'. Auch die ersten weißen Kakadus, die 'little corallas' oder Nacktaugenkakadus, geben uns die Ehre, wenn auch zunächst lautlos auf der Futtersuche.
Zurück im Camp begrüßen uns in den hohen Eukalypten dann wieder die unterschiedlichsten Stimmen. Nicht zu überhören und auch schnell auszumachen sind die rotschwänzigen Schwarzen Kakadus. Da sind aber auch noch andere Sänger. Als schon der Abend dämmert, fallen dann die nicht zu überhörenden rosa-grauen Kakadus, die Galahs, ein. Das ist die richtige Begleitmusik bei der ersten große Wäsche und beim Auto reinigen.
Tag 6: Ab 06:00 Uhr ist im Camp der Teufel los. Es herrscht allgemeine Aufbruchstimmung. Um 07:00 Uhr kriechen wir dann auch aus den Schlafsäcken. Gemütlich bereiten wir uns auf die Weiterfahrt vor.
Über den Kakadu Highway erreichen wir Pine Creek. Auf meinem Plan der Nationalparks des 'Northern Territory' entdecke ich, allerdings nur über 22 Kilometer Gravelroad zu erreichen, einen neuen, uns noch unbekannten Namen eingezeichnet - das 'Umbrawara Gorge Nature Reserve'. Natürlich müssen wir da hin. Und wahrlich, diese wildromantische Schlucht ist ein Kleinod in völliger Abgeschiedenheit. Anfänglich geht es noch über einen Trampelpfad, der sich aber bald im Gelände verliert. Das leise Gurgeln eines Baches und der Gesang der Vögel wird nur übertönt vom penetranten Gesumme der Fliegen.
Zurück auf dem Highway türmt sich vor uns eine riesige schwarze Rauchwolke auf. Das sieht nach mehr als einem kleinen Buschfeuer aus. "Da ist ihnen wohl wieder etwas außer Kontrolle geraten", meint ein Einheimischer, als wir am nächsten 'road house' zum Lunch einkehren. Ohne Zwischenfälle erreichen wir unser Camp im Douglas Daly Park, mitten im tropischen Urwald am Douglas River.
Nach einem erfrischenden Bad wollen wir eigentlich einen Spaziergang am Fluss unternehmen, werden jedoch abgelenkt durch einen kleinen Piepmatz, der wie ein Irrwisch umherhüpft - wo immer wir in den nächsten Wochen hinkommen, wir werden von 'Willie Wagtail' begrüßt. Ein Fleckchen Erde zum verlieben ist das Tal des Douglas River. Unser Stellplatz, es war der letzte verfügbare Rasenplatz, liegt unmittelbar am Fluss. Mit einem gemütlichen Abendessen beschließen wir den Tag.
Tag 7: Mit einem guten Frühstück starten wir in die nächsten Abenteuer. Auf unserer ersten Tour kommen wir zunächst zu den 'Douglas Hot Springs', einem Gelände, wo Seen und Bäche mit kochendem Wasser gefüllt sind. In der wildromantischen Landschaft, mit ihren von Regenfluten und Überschwemmungen entwurzelten Baumriesen, können wir bei einer ausgedehnten Wanderung, im hellen Sonnenschein des Bachufers neben der kleinen sehr scheuen 'Friedenstaube' unseren neuen Liebling, den wirklich in allen Farben schillernden Regenbogen-Bienenfresser, im hellen Sonnenschein beobachten.
Dann sind wir unterwegs zu einem vermeintlichen Höhepunkt in dieser Wildnis - argwöhnisch verfolgt von den Blicken eines schwarzen 'Drongos' und eines Warans und begleitet von den Stimmen des Waldes. Kurz vor dem Ziel versperrt uns eine steile Felswand den Weg. Als wir sie mühsam erklommen haben, stellen wir fest, dass es keinen Abstieg auf der anderen Seite gibt. Wir müssen das Hindernis weiträumig umgehen und erreichen dann erst nach einer weiteren Stunde schweißtreibender Kletterei über einen steinigen Hang und einen halsbrecherischen Abstieg unser Ziel, die 'Butterfly Gorge'. Für Krokodile erscheint der Pool unerreichbar, also hinein ins erfrischende Nass. Um 16:00 Uhr sind wir wieder im Camp.
Tag 8: Auch als wir über eine 'scenic route' unser nächstes Ziel ansteuern, ziehen dichte Rauchschwaden übers Land. Diesmal müssen wir direkt durch die Feuerfront. Etwas mulmig ist einem schon, wenn der Wind die offenen Flammen unmittelbar neben der Straße durch den Wald treibt. Vorsichtshalber lassen wir beim Filmen den Motor des Wagens laufen, um schnell die ungastliche Stätte verlassen zu können.
Bei Adelaide River erreichen wir den Stuart Highway und sind nach kurzer Zeit in Palmerston. Der nächste Großeinkauf ist fällig. Die Vorräte schmelzen doch schneller dahin, als wir gedacht haben. Über eine Gravelroad erreichen wir den Westeingang zum Litchfield Nationalpark bei Wangi. Heute ist Freitag (nachmittags 15:00 Uhr) und halb Darwin scheint unterwegs zu sein. Auf dem Parkplatz und im Camp des Nationalparks herrscht Chaos. Wir steuern den noch in keiner Karte eingezeichneten neuen Wangi Tourist Park an. Der Park ist neu, die Bäume sind noch sehr niedrig und spenden wenig Schatten, aber wir finden wieder einen Platz, der unseren Vorstellungen entspricht und stehen mit unserem kleinen Domizil mitten in der Natur. Auch im Wangi Caravanpark herrscht Hochbetrieb, allerdings der von uns bevorzugte. Die ersten Grevillas blühen und in den hohen Bäumen streiten die 'Little Corallas' (Nacktaugen-Kakadus) um die besten Plätze und die frischesten Blütenrispen. Bei Einbruch der Dämmerung werden die Corallas abgelöst, es erscheinen unzählige Flughunde und streiten sich lauthals um die besten Blüten.
Tag 9: Unser Camp liegt unmittelbar am westlichen Eingang zum Litchfield-Nationalpark. Am frühen Morgen des nächsten Tages sind wir dann im Park, zunächst für ein erfrischendes Bad unter den 'Wangi Falls'. Auch hier ist die Luft von lautem Geschrei erfüllt. Es sind aber keine Kakadus. Unser morgendliches Bad im kristallklaren Wasser des Pools wird begleitet vom Geschrei einer großen Kolonie 'Flying Foxes'. Es sind dieselben, die gestern im Camp die Grevillas geplündert haben. Es sind natürlich besonders die Wasserfälle, die dem Litchfield-Nationalpark ihren Stempel aufdrücken. Ein Juwel sind die von den Höhen des Hochplateaus in einen Kessel hinabstürzenden 'Florence Falls', ein Magnet für jeden Parkbesucher, so er denn den beschwerlichen Abstieg nicht scheut. Weniger spektakulär sind die Terrassen 'Buley Rockholes', mit einem kurzen Abstecher zu den 'Tollmer Falls' beschließen wir unser Tagesprogramm.
Tag 10: Einen weiteren Höhepunkt soll am nächsten Tag ein Besuch des so genannten 'Surprise Creek' - des Überraschungs-Bachs - bilden. Eine Überraschung besonderer Art bietet schon die Fahrt dorthin. Der 'track' ist stellenweise sehr ausgefahren und ob wir durch alle Wasserlöcher unbeschadet durchkommen, wissen wir immer erst auf der anderen Seite. Über die Blythe Homestead, ein altes verfallenes Anwesen mitten in der Wildnis, erreichen wir am Ende des 'tracks' ein Schild, das uns signalisiert, dass wir richtig sind. Jetzt noch eine Stunde Fußmarsch, und wir sind am Ziel. Nach Lärm und Staub auf der Piste ist die Kühle der engen Schlucht am Ende unserer Wanderung eine Wohltat. Wir genießen es, wieder einen Fleck in diesem schönen Land gefunden zu haben, der scheinbar ganz allein uns gehört. Gegen Mittag treten wir den Rückweg an. Welche Überraschung, es begegnen uns Heerscharen von Touristen, die sich nur auf gebuchten '4-wheel-drive'-Touren in die Wildnis trauen.
Als wir den Nachmittag gemütlich im Camp verbringen, verdunkelt sich der Himmel und der Wind treibt Unmengen Asche von den ringsum brennenden Wälder durchs Land. Wegen dieser Waldbrände muss leider auch eine ins Auge gefasste Bootstour auf einem nahen Fluss ausfallen - Ziel ist nicht erreichbar.
Tag 11: Wir verlassen den Litchfield-Nationalpark mit einem Abstecher zum 'Tabletop Swamp' und den sogenannten 'Magnetischen Termitenhügel'. In Batchelor erreichen wir den Highway. Wir machen noch einmal einen Abstecher zum 'Fog Dam', in der Hoffnung, noch mehr Tiere beobachten zu können, denn inzwischen ist der Frühling weiter fortgeschritten. Und wahrhaftig, am Billabong herrscht reger Betrieb. Kuhreiher und die Großen Reiher stehen regungslos im Wasser und warten auf Beute. Die Jacanas scheinen mit ihren großen Füßen über das Wasser zu laufen. Ibisse, Adler, exotische Gänse und Enten und Langhals-Schildkröten, sie alle leben nebeneinander in Einklang mit der Natur.
Der Kreis unserer Rundfahrt schließt sich. Wir sind wieder am Ausgangspunkt, im Howard Springs Caravan Park. Hier werden wir uns auf kommende Ereignisse vorbereiten. Die Luft ist erfüllt vom Gesang unserer gefiederten Freunde. Laut trällert der 'Gelbe Feigenvogel' im Geäst über uns. Aber nicht nur am Tage, auch nachts herrscht Betrieb im Camp. Neugierig steigen die Opussums von den Bäumen.
Tag 12: Es gibt auch noch einiges zu erledigen. Im nahen 'Howard Springs Nature Park' genießen wir einen morgendlichen Spaziergang. In Palmerston versorgen wir uns in der Apotheke mit neuem Mückenschutz, weil das von allen empfohlene 'Bushman' die Mücken wie magisch anzieht und nicht abschreckt. Den Rest des Tages verbringen wir in Darwin an der 'East Point Road' und am Lake Alexander. Hier herrscht die richtige Atmosphäre, um sich von Darwin, dem 'top end' und dem Northern Territory zu verabschieden.
Tag 13 + 14: Die letzten beiden Tage sind 'action'-Tage. Zunächst muss die schmutzige Wäsche durch die Waschmaschinen gejagt werden. Zum Lunch fahren wir noch einmal nach Palmerston in den 'foodcourt'. Abgesehen von vielen Ruhepausen verbringen wir viel Zeit mit Gepäck neu sortieren, packen und umorganisieren.
Dann heißt es 'ab nach Darwin'. Der Camper muss abgegeben werden. Dabei erfahren wir, dass bei Hertz in Broome anscheinend wieder so ein alter Schlitten auf uns wartet. Bei einem Camping-Ausrüster kaufen wir zwei ausgefallene Campingstühle und lassen sie gleich nach Deutschland verschiffen. Vom Hotel - unser 'Frühbucher-Rabatt' heißt 'kostenlose Hotelübernachtung' - geht noch ein Fax ab, an unser Reisebüro mit einer Zustandsbeschreibung des Campers. Dann sitzen wir in der Hotel-Brasserie gemütlich beim Abschieds-Dinner. Eine Reiseetappe durch die faszinierende Landschaft des 'Top End' mit seiner exotischen Natur hat uns wieder Eindrücke geboten, die es sonst nirgends auf der Welt gibt.
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Noch einmal 105 Tage Ostaustralien
- Vier-Länder-Tour durch Queensland, New South Wales, Victoria und Tasmanien -
2007 Auf der Durchreise
Noch einmal ins tropische 'top end', aber mit dem Ziel Queensland. Wir wollen in den uns noch unbekannten Norden des Landes, in dem unsere Liebe zu Australien geweckt wurde.
4-Tage im 4WD-Camper auf der Durchreise ohne Besuchs- und Besichtigungsprogramm.
14.08.07 Darwin
15.08.07 Mataranka
16.08.07 Daily Waters, Cape Crawford
17.08.07 Südroute nach Camooweal (NSW)
Tag 1: Ankunft Darwin 04:30 Uhr. Drei Stunden gammeln wir in der Ankunftshalle des Flughafens herum, ehe wir per Taxi zu KEA Campers im Vorort Winnellie fahren, wo wir um 08:00 Uhr mit km-Stand 8.783 unseren 4WD-Camper in Empfang nehmen. Dann heißt es 'Camper aurüsten'. Bei sonnigem, aber schwülem Wetter steigt das Thermometer auf über 30°C. Auf zu Woolworth - das ist in Australien ein Lebensmittel-Supermarkt. Wir versorgen uns mit allem vom Mineralwasser bis zum Brot, was wir für die nächsten acht Tage benötigen. Bei einen Bummel durch die Mall schauen wir noch bei Telstra 'rein und tauschen die SIM-Karte unseres Handys in eine für Australien um. Als Testanruf melden wir dann unsere Ankunft bei unseren Bekannten in NSW an und klären mit Barefoot Cruises, dass die Whitsunday-Cruise wirklich nicht stattfindet.
Schnell sind die 46 km bis Howard Springs überwunden, wo wir im telefonisch vorbestellten [BIG4 Howard Springs Holiday Park; 34,30 AU$] Quartier beziehen.
Tag 2: Auf dem Highway sind wir zügig unterwegs zu unserem Etappenziel Mataranka (Elsey NP). Im weitläufigen Camp [Mataranka Homestead Tourist Resort] suchen wir uns einen ruhigen Platz und nutzen das gute Wetter (>30°C) für ein Bad in den heißen Thermal-Quellen.
Tag 3: Noch ein Fahrtag ohne Zwischenstopp. Über Daly Waters erreichen wir in Cape Crawford den 'Heartbreaker Hotel Caravan Park'. Es ist warm aber dichte Wolken ziehen auf, obwohl wir mitten im Outback sind. Sollte ausgerechnet dieses Jahr die Regenzeit einen Monat früher einsetzen? Spät am Abend beginnt es tatsächlich heftig zu regnen. Ein Team von Auto-Enthusiasten bestreitet eine Outback-Ralley von Darwin nach Dubbo in New South Wales und ist hier gelandet. Mit Bewunderung schleichen einige um unseren Camper, ehe sie mit der Sprache 'rausrücken: "Wie fährt er denn, der neue V8-Landcruiser mit der 4.5 Liter-Machine?" Wir haben bei KEA wirklich einen nagelneuen Wagen bekommen.
Tag 4: Es hat die ganze Nacht über gegossen. Das Camp steht 10 cm hoch unter Wasser. Für den Gang zur morgendlichen Dusche müssen wir Regenjacken und Gummischuhe anziehen. Erkundigungen ergeben, dass an die geplante Weiterfahrt durch den nord-östlichen Zipfel des Northern Territory über Borroloola nach Hells Gate in Queensland nicht zu denken ist. Die Route im Norden nach Hells Gate ist wegen der nächtlichen Unwetter auf unbestimmte Zeit gesperrt. Das nächste Camp vor den Toren des Lawn Hill Nationalparks ist vorgebucht, muss also angesteuert werden. Außerdem ist gerade dieser Nationalpark unser Hauptziel im norden. Uns bleibt also nur der lange, aber offene Weg über Camooweal. Das sind 619 km bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit.
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