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Australien

 
West-Australien
[Klima Perth] [Berichte] [Bilder]
 

1993 + 1998 + 2003 (Beste Reisezeit: Im Norden Mai - Sept. [siehe Klima Darwin], im Süden Nov. - März [siehe Klima Perth]

Westaustralien (Western Australia) nimmt über 30% der Fläche des gesamten Kontinents ein. Um dieses Land zu umschreiben, sind fast alle bekannten Superlative notwendig: Einmalig faszinierende Landschaft, einsamer Busch, unendliche Strände, zerklüftete Felsformationen und Bergregionen, ausgetrocknete Flussläufe, exotische Flora und abgeschiedene Wüsten und Steppen.
Bei einer Küstenlänge von rund 7.000 Kilometern sind die küstennahen Höhepunkte des Landes unzählig. ....

Die weiter im Inland gelegenen Attraktionen sind oft nicht sehr einfach zu erreichen, wie zum Beispiel der Mount Augustus . Die Kimberleys mit ihrer einzigartigen Landschaft in der Abgeschiedenheit des Nordwestens werde ich in einer Extra-Rubrik abhandeln.(siehe Bilder).












[1998] [2003]

Im 4WD-Bushcamper durch Westaustralien (5.986 km) [blaue Linie]
- Von Broome über Perth bis Albany -

02.10.93 Der Ablauf der ersten sieben (7) Tage dieses Reiseabschnitts sind im Bericht über die Kimberleys zusammengefasst. Die Durchquerung der Kimberleys endet am 09.10. in Broome, das wir ohne weitere Vorkommnisse erreichen.
10.10.1993 [34 km] Broome
11.10.1993 [51 km] Broome
12.10.1993 [378 km] Broome - Wallal
13.10.1993 [258 km] Wallal - Port Hedland
14.10.1993 [295 km] Port Hedland - Millstream
15.10.1993 [283 km] Millstream - Karijini Nationalpark
16.10.1993 [450 km] Karijini NP - Nanutarra Roadhouse
17.10.1993 [294 km] Nanutarra - Exmouth
18.10.1993 [137 km] Cape Range Nationalpark
19.10.1993 [500 km] Exmouth - Carnarvon
20.10.1993 [354 km] Carnarvon - Monkey Mia
21.10.1993 [418 km] Monkey Mia - Kalbarri
22.10.1993 [423 km] Kalbarri - Carnamah
23.10.1993 [347 km] Carnamah - Cervantes
24.10.1993 [298 km] Cervantes - Fremantle - Perth
25.10.1993 Perth
26.10.1993 [216 km] Perth - Bunburry
27.10.1993 [283 km] Bunburry - Northcliffe
28.10.1993 [280 km] Northcliffe - Albany
29.10.1993 [96 km] Albany
30.10.1993 [261 km] Albany - Katanning
31.10.1993 [330 km] Katanning - Perth

Einsamkeit an West-Australiens faszinierender Küste.
Es ist genau 12:00 Uhr, als wir bei Toyota auf den Hof rollen. Natürlich hat man den richtigen Reifen vorrätig, nur mit der Montage wird es schwierig. Es ist Sonnabend und alle Monteure sind im Begriff, sich ins 'weekend' zu verabschieden. Mit viel Überredungskünsten kann ich dann doch noch jemanden bewegen, uns aus der Patsche zu helfen und nach 1/2 Stunde sind wir wieder 5-fach bereift. Es folgt ein kleiner Bummel durch die einstige chinesische Perlenfischer-Siedlung, die im Begriff ist, sich zu einem netten kleinen Touristen-Städtchen zu entwickeln. Ein schnelles Lunch in einem Schnellimbiss ruft nicht gerade Begeisterungsstürme hervor, aber wir haben wenigstens etwas im Magen.
Dafür ist unsere Begeisterung größer, als wir den Cable Beach Club erreichen. Diese herrlich gelegene Anlage, mit einem großen, zu unserer Überraschung aber auch sehr vollen Caravan-Camp, unmittelbar an den Gestaden des Indischen Ozeans, verspricht einige erholsame Tage. Nach Tagen sengender Hitze im roten Staub Nord-Australiens sind wir nicht mehr zu halten. Schnell die Badesachen übergestreift, und schon sind wir auf dem Weg zum nahen Meer. Es ist ein Hochgenuss in der Brandung des Indischen Ozeans herumzutollen und im klaren warmen Wasser zu schwimmen. Bei einem ausgedehnten Strandspaziergang werden uns die Dimensionen dieses abgelegenen Paradieses erst so richtig bewusst. Zurück am Camp beraten wir dann bei Kaffee und Tee das Programm für die nächsten Tage. Sicher ist schon jetzt, dass wir hier etwas länger bleiben, als ursprünglich geplant. Es besteht ja kein Grund zur Eile, auch wenn noch 2.400 km vor uns liegen (bei direkter Fahrt nach Perth).

Dichte Wolken verdecken den Himmel, als wir, es ist gerade 05:30 Uhr, den neuen Tag begrüßen. Sollte uns die Regenzeit etwa doch noch einholen? Nein, sie wird nicht, schon eine Stunde später spannt sich ein makellos blauer Himmel über das Land. Wir bestellen noch für eine weitere Nacht einen Stellplatz, allerdings nicht an der gleichen Stelle. Das Gedudel des Fernsehers im Zelt neben uns, könnte womöglich unseren Eindruck über Australien und Australier arg ramponieren. Heute Abend soll die Bordküche geschlossen bleiben und wir lassen uns im nahen Hotel für's Restaurant 'Lord Macs' einen Tisch zum Abendessen reservieren. Dann machen wir uns auf, um das reizvolle Städtchen Broome zu erkunden. Welch eine Enttäuschung, dem netten kleinen Ort fehlt jegliche Atmosphäre. Es ist Sonntag, alle Geschäfte geschlossen, nur ein paar Touristen schleichen orientierungslos wie wir durch die Straßen der alten Perlenfischersiedlung. Die hübschen bunt gestrichenen Fischerhütten und Bootsschuppen sind zwar schön anzusehen, aber es wirkt alles tot, fast wie eine Filmkulisse.
Mit Farben Faszination und Stimmung verbreiten, dass kann die Natur doch wesentlich besser. Über eine staubige Gravelroad erreichen wir Kap Gantheaume. Das ist Bilderbuch-Australien auf kleinstem Raum. Zerklüftete Felsklippen erstrahlen in tiefem Dunkelrot, noch nirgends haben wir das Rot dieses Kontinent so intensiv erlebt. Das türkisfarbene Meer donnert mit Urgewalt gegen die Küste, um in silbern-weißer Gischt in der klaren Luft über dem in der Hitze flimmernden Gestein zu zerstäuben. Nach Norden hin erstreckt sich das weiße Band des Sandstrandes von Broome, der sich irgendwo in der Ferne auflöst.
Direkt hinter dem Parkplatz am Motel gibt es eine Zufahrt zum Strand. Ab hier ist der nördliche Abschnitt für Autos freigegeben. Wir fahren mit dem Buschcamper direkt an den Strand und dann einige Kilometer nordwärts, wohin sich nur wenige der Strandbesucher verlaufen haben. Wir machen uns zu einem erholsamen und langen Spaziergang den faszinierenden Strand des Cable Beach entlang auf. Es ist ein unendlich erscheinender breiter Sandstrand, auf den die weißen Kämme der Wellen sanft auflaufen. Zur Landseite begrenzen ihn weiße mit lichtem Buschwerk bestandene Sanddünen, über die einzelne Palmengruppen hinweglugen. Mittagessen gibt es aus der Bordküche. Den Nachmittag verbringen wir dann im Schatten des Campers, soweit die fast senkrecht stehende Sonne überhaupt Schatten wirft. Es ist trotz einer leichten Brise unerträglich heiß, die einzige Kühlung erzeugt das leise Rauschen des Meeres.

Noch einmal fahren wir am nächsten Morgen in den Ort, um einige Besorgungen zu erledigen, und um unsere Eindrücke mit der Atmosphäre eines Alltags zu vervollständigen. Bis 14:45 Uhr genießen wir dann ein weiteres Mal die herrliche Landschaft am heute wesentlich ruhigeren Cable Beach.
Der Betrieb auf dem überlaufenen Camp gefällt uns allerdings wesentlich weniger, als die ihn umgebende Landschaft. Es gibt noch einen Geheimtipp. Eine 1/2 Stunde reicht für den Ortswechsel in den Bird Observatory Park. Wir fahren durch Broome die Straße zurück, auf der wir vorgestern gekommen sind. Nach einigen Kilometern zweigt eine breite 'gravelroad' rechts ab zur nördlichen Küste der Roebuck Bay. In diesem 'Park' gibt es ein einsames kleines Camp mitten im Busch. Ein Schild verkündet: 'Das Büro des Observatoriums ist montags geschlossen. Führungen zur Vogelbeobachtung sind von Ebbe und Flut abhängig.' Wir brauchen ja kein Büro, also suchen wir uns den schönsten von 11 Stellplätzen aus und richten uns häuslich ein. Dann schleichen wir uns durch die Büsche und erreichen auf einem Trampelpfad die Küste. Auf einem breiten Wattstreifen tummeln sich Pelikane, Austernfischer und Hunderte anderer See- und Watvögeln, sogar ein Jabiru ist darunter. Die Roebuck Bay ist Sammelpunkt für viele Zugvögel aus Sibirien auf ihrem Weg noch weiter nach Süden. Ein Paradies nicht nur für die Kamera.
Als wir später noch im Gelände herumstrolchen, taucht auch der Leiter der Vogelwarte auf, um uns willkommen zu heißen. Wir erzählen ihm, daß wir den Tipp zum Besuch dieses Vogelparadieses aus einer deutschen Fersehsendung mit Blacky Fuchsberger haben. Wenige Minuten später erscheint dann seine Frau, eine Deutsche, und wir sind in ein angeregtes Gespräch verwickelt. Nach fast 4 Wochen ist das unsere erste deutsche Unterhaltung. Danach sitzen wir noch lange in einer kleinen Hütte und beobachten die einheimische Vogelwelt. Auch ein besonderer Schreihals, der 'Friarbird', kommt uns vor die Linse.
Die Temperatur sinkt nachts auf angenehme 20°C (36°C hatten wir tagsüber). Es ist eine wunderbare Nacht hier draußen mitten im Busch, zumal wir die einzigen Besucher des Camps sind.

Noch vor Sonnenaufgang sitzen wir wieder im Vogelbeobachtungs-Häuschen und bekommen noch einige der sehr scheuen Schwarzwangen-Kängurus zu Gesicht. Es ist ein himmlischer Morgen. Später erscheinen dann einige Leute, die über die Tourist-Info eine Wattführung gebucht haben. Wir schließen uns an, müssen aber feststellen, dass uns der Abendbummel gestern mehr gebracht hat. Um 09:30 Uhr brechen wir dann auf, um unsere Tour gen Süden fortzusetzen.
Die Fahrt geht zunächst durch sumpfiges Grasland, über dem die flimmernde Hitze steht und als Fata Morgana große Seen und Mangroven-Wälder an den Horizont projiziert. Dann durchschneidet das graue Band des Highways mit seinen breiten rotsandigen Feuerschutzstreifen das Grün des Buschlandes wie mit dem Messer. Bei einem Tempo von 90...95 km/h genießen wir Einsamkeit und Ruhe. Viele 30 bis 40 km lange Abschnitte ohne auch nur die kleinste Kurve sind sehr ermüdend und erfordern gerade wegen des geringen Verkehrs volle Konzentration. Wir bewegen uns am Rande der 'Großen Sandwüste', von der wir 40 km vor dem Sandfire Roadhouse die östlichen Ausläufer, die Sandfire Flats durchfahren. Absolut tot erscheinende 'saltbush'-Wüste umgibt uns. Die Straße flimmert in der Mittagsglut. Von der Küste weht ein starker Wind herüber und drückt kräftig gegen unser Gefährt.
Irgendwo rechts von uns ist das Meer. Von Greg hatten wir den Tipp, unbedingt einen Abstecher dorthin zu machen, nur leider sind alle Wege, die rechts abzweigen, mit Hinweisschildern versehen: 'Privat, keine Durchfahrt zur Küste'. Nach dem Roadhouse sind es dann noch 45 km, bis ein kleiner Sandweg nach rechts abzweigt, der nicht gesperrt ist. Er führt zu einem Camp am Eighty Mile Beach. Ein lohnender Abstecher in die Einsamkeit, wie wir nach 10 km feststellen. Ein schöner und gepflegter Caravanpark liegt direkt hinter mächtigen Dünen, die den Blick aufs Meer verwehren. Als wir dann die Dünen übersteigen, liegt uns ein Paradies zu Füßen. Es ist nur ein kleiner Abschnitt der 'eighty miles', den man übersieht, aber das was man sieht, ist überwältigend. Weiter einsamer Sandstrand voller Watvögel, die eifrig hin und her eilen und im feuchten Sand der Uferzone nach Nahrung stochern.
Es sind nur wenige Besucher auf dem Camp, am Meer merkt man überhaupt nicht, dass noch andere Menschen hier sind. Der Platz ist grün und die Stellplätze sind durch blühende Büsche voneinander abgetrennt. Den Höhepunkt des Tages erleben wir allerdings am Abend. Wir stehen auf einer der mächtigen Dünen und beobachten einen Sonnenuntergang. Glutrot versinkt der Sonnenball mit einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit im Meer. Kaum sind die Reflexe der letzten Sonnenstrahlen auf dem leicht gekräuselten Meer erloschen, erstrahlt das Firmament in allen erdenklichen Rottönen, wie wir es vorher nicht einmal in der Wüste erlebt haben. Kurz darauf spannt sich dann wieder der südliche Sternenhimmel über die Landschaft und unser Nachtlager.

Bevor wir am nächsten Tag aufbrechen, nutzen wir die Möglichkeiten, um 'große Wäsche' zu machen und bald flattert die Bettwäsche im Wind. Es bläst kräftig aber sehr angenehm vom Meer herüber, man spürt dadurch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit nicht so sehr. Der Indische Ozean brandet in langen Wellen aufs flach sandige Ufer. Alle Taschen voller Muscheln kehren wir von einem ausgedehnten Strandspaziergang zurück.
Die nächsten 150 km durch niedrig bewachsenes Buschland sind recht monoton und bieten keinerlei Abwechslung. Dass wir dabei unmittelbar der Küstenlinie folgen, erleben wir eindrucksvoll, als kurz vor Pardoo Roadhouse noch einmal die strahlend weißen Dünen des Eighty Meile Beach herübergrüßen. Am Roadhouse stärken wir uns mit 'fish'n ships'. Jetzt verändert sich dann das Landschaftsbild erneut. Wir durchqueren brettebenes Grünland mit vereinzelten Rinderherden im Mündungsgebiet des De Grey River, Pardoo River und des Shaw River. Gewaltige Wassermassen haben tiefe Einschnitte ins Schwemmland gesägt, die gewaltige Flussbetten vortäuschen, aber auch hier sind von den Flüssen nur einige kleine Wasserlöcher übriggeblieben. Kurz vor Port Hedland erheben sich einige 'Schuttberge' aus dem flachen Land. Es sind die Überreste einer von Wasser und Wind zerkleinerten Hügelkette. Welche Naturgewalten müssen hier gewirkt haben, um aus Bergen diese heute flache Landschaft geformt zu haben?
Am Ende dieses wiederum sonnigen Tages, bei allerdings durch die Küstennähe angenehmeren Temperaturen, suchen wir uns ein Hotel. Hier in Stadtnähe und dem industriell geprägte Umland ein unseren Vorstellungen entsprechendes Camp zu finden, ist unwahrscheinlich. Im Hotel bestellen wir uns gleich einen Tisch für's Abendessen und das morgige Frühstück auf's Zimmer. Die Stadt selbst bietet keine Besonderheiten, die zur Besichtigung einladen. Den riesigen Eisenerz- und Kohlehalden der Stahlwerke, mit ihren rotgelben Qualm ausstoßenden Fabrikschloten, können wir, nach über vier Wochen Natur pur, keinen Reiz abgewinnen. Wir beschränken uns auf einen Bummel in den nahen Supermarkt, um unsere Vorräte aufzustocken. Dann heißt es, Ordnung schaffen und Gepäck neu sortieren für die nächsten Etappen abseits des Highways.

Pünktlich um 06:30 Uhr, wir haben schon gepackt, kommt das Frühstück. Über breite Highways, über die uns der morgendliche Berufsverkehr entgegenkommt, verlassen wir die Stadt. Als letztes grüßt eine Meersalz-Gewinnungsanlage, deren ganze Umgebung in weißen Salzstaub gehüllt ist, dann führt die Strecke wieder durch flaches Buschland. Dicke weiße Schönwetterwolken beleben die Szenerie. Aber schon nach ca. 80 km tauchen am Horizont die nächsten Berge auf, die nördlichen Gebirgsausläufer der Pilbara rücken näher. Es ist wieder einsam und ruhig geworden. An den Anblick der am Straßenrand liegenden Känguru-Kadaver haben wir uns schon gewöhnt. Ungewöhnlich und überraschend finden wir allerdings den Anblick von Adlern am Sherlock River, die es vorziehen, sich am Aas zu ergötzen, anstatt selbst zu jagen. So schnell passt sich die Natur an neue Lebensgewohnheiten an, und auch der König der Lüfte weiß sich sein Leben bequemer zu gestalten.
Nach 178 km zweigt links eine 'gravelroad' nach Millstream ab. Eine große Hinweistafel gibt Auskunft über offene und geschlossene Strecken! Es gibt keine Hinweise auf außergewöhnliche Vorkommnisse auf dem vor uns liegenden Streckenabschnitt quer durch die Pilbara. Wir steuern direkt auf die Chichester Ranges zu. Sie bilden in ihrer Wildheit eine unbeschreibliche Kulisse. Am Python Pool legen wir eine kurze Pause einlegen. Ab hier ist die Straße plötzlich geteert, dafür aber nur einspurig (!). 10 km benötigt dieser kurvenreiche Weg, um die Ranges zu überqueren. Nachdem wir die Paßhöhe passiert haben, geht es auf unbefestigter Straße weiter. Es ist eine zauberhafte hügelige Landschaft hier im Hochland der Pilbara. Das ganze Land ist mit goldgelben Grasbüscheln übersät, in denen bunte Blütenteppiche farbige Akzente setzen. Belebt wird das Ganze durch Termitenhügel und die bizarren Formen einzelner Bäume. Von der 'gravelroad' biegen wir zunächst nach Millstream und später dann, kurz vor dem Fortescue River, zum Crossing Pool ab. Die uns begleitende Blütenpracht wird immer reichhaltiger, jetzt mischen sich auch noch die hell-lila Blüten der 'desert rose' und blühende Mimosensträucher dazwischen.
Unter riesigen 'paperbark'-Bäumen, direkt am Fluss, finden wir einen malerischen Campingplatz inmitten paradiesischer Umgebung. Es stehen nur 5 andere Camper auf dem Platz. Wir wandern in Richtung 'homestead' und nehmen die Faszination dieser fremdartigen Natur in uns auf (ca. 2 Std. hin + zurück). Ein paar rote Riesenkängurus kreuzen unseren Weg und verschwinden mit großen Sätzen im dichten Unterholz des Waldes. Ein Bad im kühlen Wasser des Crossing Pool lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen.

So wie der gestrige Tag endete, so beginnt der neue. Es ist gerade 05:30 Uhr und wir begeben uns zur Morgentoilette in die klaren Fluten des Flusses. Welch wunderbares Gefühl, die Natur mit allen Fasern des Körpers genießen zu können. Dabei ist es empfindlich kühl geworden. Wer hätte noch vor 3 Tagen gedacht, dass wir uns nach den wärmenden Strahlen der Sonne sehnen würden. Als diese dann aber 1 Stunde später über den Horizont schaut, heizt sie nicht nur uns, sondern auch den Busch in kürzester Zeit wieder auf. Über die Snap Gum Road fahren wir zur nahegelegenen 'homestead', die heute auch als Ranger Station fungiert. Fast 2 Stunden dauert der folgende Spaziergang durch ein wahres Paradies. Eine tropische Oase ist Heimat für unzählige Vögel, die mit ihrem Morgengesang den neuen Tag begrüßen. Das murmeln und glucksen eines Baches begleitet uns durch einen dichten Palmenhain, in dessen Herzen wir auf einen riesigen See stoßen, dessen Oberfläche von tausenden weißer Seerosen bedeckt wird. Müssen wir wirklich weiter? Hier könnte man doch einige Jahre bleiben und die chaotische Welt da draußen vergessen.

Ein kurzer Abstecher zu einer Felsklippe hoch über dem Fortescue River, und dann rollen wir auf einer Piste von der Breite eines Flugplatz-Rollfeldes in flotter Fahrt durch abwechslungsreiche Landschaft weiter. Ab Mt. Florence rücken die nordwestlichen Ausläufer der Hamersley Range mit ihren von Felsplatten bedeckten und dadurch eigentümlich abgeflacht wirkenden Bergen immer näher. In Wittenoom füllen wir wieder alle Tanks, fahren zur Einstimmung durch die Wittenoom Gorge, um dann über eine mit feinstem roten Staub bedeckt Gravelroad zum nördlichen Felsdurchbruch in die Hamersley Range aufzubrechen.
Yampire Gorge heißt dieser Durchlass in die wildesten Regionen der Hamersley. Mit weniger als Schritttempo tasten wir uns durch die enge Schlucht. Links und rechts breitet sich ein wahrer Garten Eden aus. Es erweckt den Anschein, als ob aus jedem Stück Holz, ja selbst aus längst abgestorbenem, die schönsten Blüten sprießen. Eingerahmt wird die bunte Blütenpracht von den tief-dunkelroten senkrechten Felswänden der engen Schlucht. Trotz der gleißenden Mittagssonne erstrahlen alle Farben in einer Frische, als ob erst vor kurzem ein Regenschauer niedergegangen wäre. Hätte die ganze Kulisse ein Künstler gemalt, man würde sie als unrealistisch und kitschig bezeichnen. Sie sind aber Realität, die gelben Blütentrauben der Akazien, die zartrosa Wüstenrosen und die weißen Stämme der 'Papierrinden'-Eukalypten. Plötzlich ist der Weg zu Ende, ein großer See versperrt die Weiterfahrt. Aus der Cadjiput-Quelle strömt so viel Wasser, dass die trockene Erde es gar nicht aufnehmen kann. Vorsichtig tasten wir uns zwischen den Bäumen hindurch, dort wo wir den festen Untergrund des Weges vermuten. Vermutung war richtig, es ist der Weg und das Wasser steht nur 20 cm hoch. Nach weiteren 20 km erreichen wir unser Tagesziel, das Dales Gorge Camp am Fortescue River. Wieder ein Platz ohne Wasserversorgung. Den Wasserspeicher hatten wir 12 km vorher passiert, dort können wir dann bei der Rückfahrt die Vorräte wieder auffüllen.
Im Grasland rund um das Camp wandern, allerdings in respektvoller Entfernung, einige Emus. Es ist früher Nachmittag und somit ausreichend Zeit für einen ausgedehnten Marsch entlang der nördlichen Rim der Dales Gorge hoch über dem Fortescue River. Dem Callitris-Track folgend benötigen wir 1 Stunde bis zum Circular Pool und berauschen uns dabei an den wunderbaren Aussichten auf die Fortescuefälle und hinunter in die Schlucht. Eingezwängt von roten Felswänden, begleitet uns das türkisfarbene Wasser des Flusses in der Tiefe.

Früh schlafen gehen ist die beste Voraussetzung, um am nächsten Morgen noch vor der großen Hitze wieder unterwegs sein zu können. So ziehen wir uns dann auch kurz nach Sonnenuntergang (08:30 Uhr) schon zurück. In der Nacht treibt mich die Kälte vom Lager. Es ist die erste Nacht, in der ich in den Schlafsack krieche. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne rufen aber die Lebensgeister schnell wieder zurück. Das Licht der Morgensonne offenbart aber noch etwas anderes, um uns herum erstrahlt alles in kräftigem 'austral-rot'. Hemden, Hosen, Schuhe, das Auto ebenso wie die Küche sind rot eingepudert, wie das Land um uns herum. Der rote Hamersley-Staub ist so fein, dass er trotz geschlossener Fenster und Türen durch alle Ritzen gedrungen ist. Dieser Umstand ändert aber nichts an unserer ausgesprochen fröhlichen Verfassung und schon um 07:15 Uhr rollen wir in Richtung Wasserbehälter. Schnell sind die Vorräte wieder aufgefüllt und auf geht's weiter gen Westen.
Gegen diese Piste war die Gibb River Road in den Kimberleys der reinste Highway. Das Waschbrett ist stellenweise 10 cm tief ausgewaschen, in jeder Kurve warten tiefe Sandlöcher darauf, dass wir einen Moment unaufmerksam sind, um unsere Fahrt auf unangenehme Weise zu unterbrechen. Als wir nach 43 km den Abzweig zur Knox Gorge erreichen, sind fast 2 Stunden vergangen. Aber so hatten wir es uns hier ja vorgestellt, wild, wilder, Wildnis. Um uns herum war dann auch die ganze Zeit das, was wir gesucht haben, eine friedliche heile Welt. Atemberaubend sind die Aussichten von den steilen Felsabbrüchen hinunter in die engen Schluchten von Joffre, Red und Knox Gorge. 3,5 Mrd. Jahre Erdgeschichte sind bloßgelegt von Wasser, Wind und Hitze. Trotz ihrer Wildheit geht von dieser Landschaft eine erhabene Ruhe aus. Es sind noch weitere 22 km, um die Stelle zu erreichen, an der vier (4) dieser Schluchten zusammentreffen. 'Oxer Lookout' wird als der Höhepunkt gepriesen, und wir können uns dieser Beurteilung nur anschließen. Wir stehen auf riesigen Sandsteinplatten, die einige Meter über die Kante der Rim hinausragen und blicken hinunter in die Tiefe der Schluchten, von wo das Türkis der Wasserlöcher und das Grün der tropischen Vegetation heraufleuchten. Vorherrschende Farben sind allerdings ringsum die Rottöne der steilen Felswände und riesiger Sandsteinplatten und das Weiß der allenthalben blühenden silberfarbenen 'pussytail'-Büsche.

Den Abstieg in eines dieser Urtäler, der mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde, beschließen wir, wegen des hohen Risikos, der Hitze und der allgegenwärtigen Fliegen, nicht in Angriff zu nehmen. Somit besteht auch kein Anlass, noch eine weitere Nacht im Park zu bleiben. Der Zustand der Pisten lässt aber auch keine Abschätzung zu, wie weit wir es heute schaffen werden. Die Möglichkeit einer Übernachtung in der Wildnis ist nicht auszuschließen. Durch hügelige Landschaft, der man nichts von der Dramatik der tiefen Schluchten, die das Massiv durchziehen, anmerkt, führt die Piste bergauf und bergab. Das Rot der Berge wird oft überdeckt von dem hellen Grün des Spinifexgrases, das die Bergflanken bis zu den Gipfeln bedeckt. Nur dort, wo Teile des Berges durch Erosion abgesprengt sind, leuchten die nackten roten Felsen hervor. Bald taucht dann das markante Massiv des Mount Bruce in der Ferne auf. Nach 42 km erreichen wir die Gravelroad in Richtung Tom Price/ Wittenoom. Allmählich treten die Berge immer weiter zurück. Auf einer mit niedrigen Büschen und Spinifexgras bestandenen Hochebene erreichen wir den nächsten Abzweig.
Es liegen noch 310 km bis zum Great Northern Highway vor uns. Ob wir das noch packen? 77 km liegen schon hinter uns, wir haben gerade den Abzweig nach Tom Price passiert, als unsere Bereitschaft, Abenteuer zu erleben, ein weiteres Mal getestet wird. 'Wie fährst Du denn?', höre ich meinen holden Beifahrer sorgenvoll fragen, als ich mit aller Gewalt versuche den Wagen auf der Piste zu halten. Das Gefährt schwimmt und schlingert, als ob wir auf Schmierseife fahren. Schmierseife ist es nicht, aber ein luftleerer Reifen. Der Reifenwechsel auf dem losen Untergrund der Gravelroad gestaltet sich allerdings recht schwierig. Der Wagenheber sinkt so tief ein, dass sich das neue Rad nicht aufziehen lässt. Also die ganze Prozedur wieder von vorne, aber diesmal mit untergelegten flachen Steinen, die Christa aus der Wüste angeschleppt bringt. Endlich rollen wir wieder. Das unangenehme Gefühl in der Magengegend, ob des nun fehlenden Ersatzreifens, weicht einer gewissen Erleichterung, als schon kurz hinter unserer Pannenstelle, die Gravelroad entgegen den Angaben in unseren Karten, in eine neue Straße mit Teerbelag übergeht.
Nur wenige niedrige Sträucher wachsen auf dem roten Geröll, das die gesamte Wüstenlandschaft bedeckt. Wir fahren gegen das grelle Sonnenlicht und die Landschaft vor uns erscheint schwarz und farblos. Erst im Rückspiegel erstrahlt alles wieder im gewohnten Rot. Die Straße führt durch unzählige Senken, vor denen mit dem Hinweisschild "floodway" gewarnt wird. Zur Beurteilung der Wassertiefe stehen an den tiefsten Punkten der Senke Messlatten mit Wasserstandsanzeigen bis zu 3 m. Bei der derzeitigen Hitze und Trockenheit ist es schier unvorstellbar, dass die Frühlingsregen solche Wassermassen abladen könnten.
Am Nanutarra Roadhouse treffen wir wieder auf den Highway. Die Roadhouses, Service- und Versorgungsstützpunkte, entlang der unendlich langen Highways, findet man jeweils ein paar hundert Kilometer voneinander entfernt noch in den entlegensten Winkeln des Landes. Da kommt auch gleich Freude auf, als man mir versichert, sogar den richtigen Reifen vorrätig zu haben. Die richtige Reifengröße ist es auch, aber das falsche Fabrikat. Um nicht den Versicherungsschutz für das ganze Fahrzeug zu verlieren, benötige ich einen Dunlopreifen, sagt mein Mietvertrag. Na, dann werden wir eben beim Vermieter in Perth für diesen Notfall eine Sondergenehmigung einholen, denke ich ganz unbedarft. Was ist heute? Natürlich Sonnabend und Feierabend und morgen am Sonntag wird das Büro auch nicht besetzt sein. Also werden wir auch diesmal ohne die Sicherheit eines Ersatzreifens weiterfahren, zumal man mir Hoffnung macht, dass in Exmouth auch mein Reifen zur Verfügung stehen wird. Wir verwöhnen zunächst unsere Mägen mit einer Portion 'fish'n ships', tanken wieder voll und beziehen dann unseren Nachtplatz auf dem nahen staubigen Camp.

Unsere abendliche Plauderstunde wird von einem anderen Camper mit dem Satz: 'Ich bin Clauß, könnt ihr uns mit Insektenspray aushelfen?' unterbrochen. Noch lange sitzen wir mit den vor 20 Jahren ausgewanderten Clauß und Christel zusammen und spülen den Staub des Tages mit diversen Dosen Bier hinunter.

Das erste Licht des beginnenden Tages taucht die Landschaft wieder in seine weichen Farben. Wie mit Gold überzogen wirken die weiten Flächen des Graslandes. Die Luft ist noch angenehm kühl. Als wir starten ist der Himmel bedeckt, aber schon nach einer Stunde hat sich die ganze Wolkenpracht verzogen. Nach 111 km gilt es zu entscheiden, ob wir 160 km Umweg in Kauf nehmen, nur um auf der Teestraße bleiben zu können, oder ob wir 81 km Gravelroad riskieren. Unsere Risikobereitschaft wird belohnt, die Gravelroad ist in vorzüglichem Zustand. Obwohl wir sehr vorsichtig fahren sind wir schon nach einer Stunde auf der geteerten Zufahrt nach Exmouth. Durch salzbuschbestandene wellige Dünenlandschaft, aus der als höchste Erhebungen unzählige Termitenhügel ragen, fahren wir westlich am tiefblauen Golf von Exmouth vorbei. In der Ferne taucht die Bergkette der Cape Range auf.
Tatsächlich, es gibt mehrere Tankstellen mit Reifendienst. Natürlich ist heute am Sonntag keine Werkstatt geöffnet. Wir beschaffen uns zunächst das notwendige Informationsmaterial, gehen einkaufen und zum Lunch. Hinter Exmouth, direkt am Eingang zum Cape Range Nationalpark, liegt der Lighthouse Caravan Park. Bei der Anmeldung bekommen wir Bescheid, dass schon ein Platz für uns reserviert sei, denn unsere Freunde seien schon da; Clauß und Christel natürlich. Wer sonst weiß, dass wir heute hier sein werden. Das Camp liegt, durch eine Düne gegen den Seewind geschützt, direkt am Meer. Heute bietet die Düne allerdings keinen Schutz, denn ein kräftiger Wind bläst von Land her. Wir machen uns zu viert zu einem Strand- und Küstenspaziergang auf. Es ist ein urwüchsiger Küstenabschnitt, abwechselnd weite Sandstrände und Felsbrocken mit riesigen Muschelbänken und einer tosenden Brandung.

Inzwischen sind wir nur noch wenige Kilometer vom südlichen Wendekreis entfernt. Die damit verbundene Verschiebung des Klimas ist schon deutlich zu spüren. Je weiter wir nach Süden kommen, um so wärmere Sachen müssen ausgepackt werden. So gesellen sich heute abend zum starken Wind auch noch dicke Wolken. Alles aber kein Grund, um nicht gemütlich zusammenzusitzen und über Gott und die Welt zu plaudern. Ein junges Schweizer Pärchen, das auf seine Einwanderungsgenehmigung wartet, gesellt sich noch zu uns. Die Getränkevorräte schmelzen arg zusammen und es wird spät, als wir in die Schlafsäcke kriechen.

Schreck in der Morgenstunde, ein weiterer Reifen ist 'platt'. Eine halbe Stunde tuckert der Kompressor, den mir der Schweizer Campnachbar ausleiht, bis wieder ausreichend Druck auf dem Reifen ist. Überhastet brechen wir dann um 07:45 Uhr auf, um wenigstens bis zur Werkstatt zu kommen. In 1,5 Stunden ist unsere weitere Beweglichkeit gesichert, wenn auch für heute noch etwas eingeschränkt. Geld haben wir auch noch schnell von der Post geholt, obwohl die erst um 09:00 Uhr öffnet. Der luftleere Schlauch von heute Nacht lässt sich reparieren und ein neuer Ersatzreifen wird eingeflogen und soll morgenfrüh vor Ort sein. Also werden wir uns heute etwas im Cape Range Nationalpark umsehen. Falls etwas pssieren sollte, wird sich hier wohl Hilfe organisieren lassen.
Durch niedriges Buschland, links erheben sich die Cape Ranges und zur See hin ragen mächtige weiße Dünen empor, führt eine mit spitzen Steinen übersäte Gravelroad hinein in den Nationalpark. In der geschützten Küstenregion reihen sich malerische Buchten wie Perlen auf einer Kette aneinander. Weiße Sandstrände, hohe Dünen, flache Lagunen und eine Unzahl Watt- und Seevögel laden in jeder Bucht zu längerem Verweilen und zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Zunächst ist da die Mangrove Bay, in der wir lange in einem Vogelbeobachtungsstand sitzen und das Treiben in einer kleinen Lagune beobachten. Am 'visitors centre' halten wir uns nur kurz auf. Ganz in der Nähe finden wir ein Paradies so ganz nach unserem Geschmack. Eingerahmt vom gelben Sand hoher Dünen und einigen muschelbewachsenen Felsen liegt eine zauberhafte Bucht. Menschenleer rahmt der blendendweiße Strand das türkisblaue Wasser der durch ein Riff abgeschlossenen Bay ein. Den Abschluss bildet der weiße Gischtstreifen der gegen das Riff donnernden Brandung, deren fernes Getose sich wie der Lärm von Motorbooten anhört. Den letzten Farbtupfer liefert der alles überspannende strahlend blaue Himmel.
Eine Besonderheit dieses Nationalparks sind seine 'Campingplätze'. Verstreut im ganzen Gelände sind Bereiche unterschiedlicher Größe freigegeben, auf denen Camper für eine oder zwei Nächte stehen dürfen. Es gibt dort weder Wasser, noch irgendwelche campingtypischen Einrichtungen. Mitten in den Dünen über der von uns entdeckten Bucht befindet ein solcher Campingbereich, zugelassen für einen Camper. Hier werden wir uns heute Nacht einfinden.
Zunächst steuern wir aber noch das dritte Ziel der heutigen Tour an, die Turquoise Bay. Auch dies ist ein Paradies, auf das die Beschreibung der Bucht am 'one site camp' passen würde. Wir liegen im Sand, durch eine Düne etwas vor dem frischen Seewind geschützt, und berauschen uns an der himmlischen Einsamkeit. Hinter diesem Punkt verschlechtert sich der Zustand der Gravelroad erheblich. Wir beschließen, unsere 'ersatzreifenlose' Fahrt abzubrechen und nicht bis zum Yardie Creek weiterzufahren. Aufatmen, als wir, zu unserem Nachtplatz zurückgekehrt, feststellen, dass der Platz zwischenzeitlich noch von niemand anderem belegt wurde. Bei einem weiteren ausgedehnten Strandspaziergang nehmen wir noch einmal dies unbeschreibliche Gefühl allein auf der Welt zu sein in uns auf.
Ganz allein sind wir allerdings nicht, interessiert verfolgt ein ausgewachsenes Kängurumännchen aus den Höhen der Dünen unser Treiben. Zurück zum Camp richten wir uns häuslich ein, und Christa beginnt mit den Vorbereitungen für ein festliches Abendessen. Die frisch eingekauften Steaks müssen gleich heute dran glauben. Wir sind mit dem Abendessen noch nicht ganz fertig, als sich der schon recht heftige Wind in einen ausgewachsenen Sturm verwandelt. Durch alle Ritzen dringt der feine Sand, und die Autotüren lassen sich kaum öffnen, so stark drückt der Sturm dagegen. Hier werden wir nur mit geschlossenen Fenstern und Türen schlafen können, bei dem von der Sonne durchglühten Auto kein angenehmer Gedanke. Wir verzichten auf die Übernachtung in freier Wildnis und fahren zurück zum Camp am Leuchtturm. In der beginnenden Dämmerung hüpfen allenthalben Kängurus durch die Steppe. Aufmerksam und gespannt heben sie den Kopf mit den langen Ohren ob der späten Störung. Außer uns ist niemand mehr unterwegs. Um 18:15 Uhr erreichen wir das Camp. Da das Büro schon geschlossen ist, stellen wir uns auf den gleichen Platz wie gestern.

Als ob er uns nur um ein Erlebnis besonderer Art bringen wollte, hat sich der Sturm in der Nacht gelegt. Um 07:30 Uhr sind wir startklar, sogar das Auto ist gewaschen, und wir brechen auf, unseren neuen Reifen zu holen. Der ist natürlich noch nicht eingetroffen und die Ungewissheit dauert noch eine ganze Stunde, ehe ein Lieferwagen mit der heiß ersehnten Fracht eintrifft. Um 09:10 Uhr endlich können wir wieder ordentlich ausgerüstet unsere Fahrt fortsetzen.
Spärlich bewachsene Salzbuschwüste begleitet uns ca. 200 km weit, ehe das Land wieder in normales Buschland übergeht. Auf halber Strecke zum Northwest Coastal Highway machen wir noch einen Abstecher zur Coral Bay. Dieser 'Geheimtipp' ist aber keiner mehr. Zwar lockt ein wunderschöner weißer Strand und kristallklares Wasser zum Verweilen, aber diese Umstände haben schon Hundertschaften anderer Touristen und Urlauber angelockt. Die Camps sind überlaufen, draußen auf dem Meer donnern die Motorboote hin und her, in der Luft dröhnen die Motoren der Rundflug-Flugzeuge und auf dem Strand manövrieren Geländewagen, um ihre Boote zu Wasser zu bringen. In 1 Stunde haben wir diesen Platz fluchtartig wieder verlassen.
Zum Lunch unterbrechen wir die Fahrt kurz am Minilya Roadhouse. Ca. 25 km vor Carnarvon zweigt eine schmale Straße zur Küste ab. Dieser 50-km-Abstecher führt durch blau-grüne Salzbuschwüste und über schmale Dämme durch ausgetrocknete Lagunen und Salzpfannen direkt am Lake MacLeod vorbei. Ganz unvermittelt hinter einer Bergkuppe, taucht, zum Greifen nah, tintenblau das Meer vor uns auf. An einer felsigen Steilklippe, die man nach Sandwüste und Dünen hier gar nicht vermutet, donnern mit Urgewalt die Brecher des Indischen Ozeans gegen die Felsen. Die weiße Gischt steigt meterhoch über die Felskante und aus Löchern im Fels steigen, bei jedem gegen die Küste rollenden Brecher, mächtige Fontänen in den stahlendblauen Himmel. Dieses Naturschauspiel der 'blasenden Löcher' (Blowholes) ist diesen Abstecher wert, auch wenn wir die ganzen 50 km wieder zurück müssen.
Wir passieren das trockene Bett des mächtigen Gascoyne River und fahren durch eine tropische Oase. Künstlich bewässerte Bananen-, Obst- und Gemüseplantagen beherrschen die Landschaft. Das Wasser für diese Plantagen wird aus den Tiefen des unterirdischen Flusslaufs gepumpt, auch wenn der Fluss kein Regenwasser führt, wie dies nun schon seit 1,5 Jahren der Fall ist. Beim Gespräch mit dem Tankwart lasse ich mir noch einen ruhigen Campingplatz empfehlen, und so landen wir im 'Plantation Caravan Park' in üppiger Vegetation, mitten in einer Bananen-Plantage. Die Nacht ist recht frisch, man spürt, dass wir uns in einer gemäßigteren Klimazone befinden.

Ein strahlender Frühlingsmorgen begrüßt uns. Wir fahren in ca. 10...15 km Abstand zur Küste durch flache mit Stacheldraht eingezäunte Salzbuschwüste. Am Zaun tauchen ab und zu Schafe auf, die in dem kargen Land auf Nahrungssuche sind. Nach knapp 2 Stunden, wir sind 200 km gefahren, kehren wir im Overlander Roadhouse zum zweiten Frühstück ein. Von hier führt eine Abzweigung durch lichtes Buschland auf eine weit in die Shark Bay hineinreichende Landzunge. Wir umrunden den Hamelin Pool, bekannt durch die in seinem ungewöhnlich salzhaltigen Wasser lebenden 'Stromalithen'-bildenden Algen, die ersten Sauerstoff-Erzeuger unserer Erde. Es ist noch früh am Tag, also können wir auch noch einem unscheinbaren kleinen Wegweiser zur Shell Bay folgen. Durch unwegsames Gelände wühlt sich der Wagen seinen Weg über hohe Dünen und plötzlich liegt eine riesige Bucht vor uns. Kristallklares Wasser spült an einen Strand, der von unzähligen kleinen, blendend weißen und vom Wasser noch nicht zu Sand zermahlenen Muscheln gebildet wird. Auch der Meeresboden besteht aus nichts anderem, als diesen kleinen Muscheln. Nur mit Badeschuhen kann man hier laufen, wenn man sich nicht mit den scharfkantigen Muscheln die Fußsohlen zerschneiden will. Es ist ein malerisches Plätzchen. In Denham, einem alten Fischerdorf mit einer gerade aufkeimenden gepflegten Touristik-Atmosphäre, machen wir Lunch-Pause. Weit geht von hier der Blick über den Denham Sound hinüber auf die riesigen Dünen der gegenüberliegenden Landzunge.
In Monkey Mia ist unser Ziel das Dolphins Resort. Wieder eine Bucht, die uns verzaubert. Weiter flacher Sandstrand lädt ein zum Strandbummel und das seichte Wasser zum Schwimmen. In der Bucht sind die Rückenflossen einiger Delphine zu erkennen, die sich dem Strand bis auf wenige Meter nähern. Es ist ein einzigartiges Erlebnis, diese freilebenden Tiere zu erleben, wie sie die Nähe des Menschen suchen, bzw. sie nicht fürchten. Überrascht sind wir allerdings auch vom Betrieb im Resort, der sich, trotz des faszinierenden Naturschauspiels, in Grenzen hält.

Die Sonne steigt gerade über den Horizont, als wir am Morgen um 05:30 Uhr aus den Schlafsäcken kriechen. Um 07:00 Uhr sind wir startklar und wandern noch einmal zum Meer. Für 08:00 Uhr ist die Ankunft der Delphine angekündigt, und wirklich, wie auf ein verabredetes Zeichen tauchen pünktlich mehrere Gruppen der zutraulichen Meeresbewohner in der Bucht auf. In der Nacht sind auch noch 2 Reisebusse mit Touristen angekommen und so herrscht heute morgen etwas mehr Betrieb am Strand, als gestern abend. Wir müssen ja an dem Massenauflauf nicht teilnehmen und starten deshalb noch vor den Bussen, auch um zu verhindern, dass wir 2 Stunden lang auf der schmalen Straße bis zum Overlander Roadhouse hinter einem Bus herfahren müssen.
Die Landschaft, durch die wir gen Süden rollen, verändert sich heute in geradezu dramatischem Tempo. Nachdem wir Hunderte von Kilometern durch Buschland, Salzbuschwüsten und Halbwüsten gefahren sind, tauchen ab Wannoo Billabong Roadhouse plötzlich große hohe Bäume und dichtes Unterholz auf, die die Straße grün einrahmen. Ehe wir uns versehen, sind wir dann auch schon mitten in einem blühenden Paradies. Es blüht in allen Farben und Formen die man sich vorstellen, nein, die man sich nicht vorstellen kann. Wir sind mitten in der westaustralischen 'Wildblumenblüte'. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit geht langsam gegen 'Null'. Wir sind nur mit dem Fotoapparat unterwegs, um diese einmalige Natur im Bild festzuhalten. Immer öfter tauchen jetzt allerdings auch große Weizenanbauflächen auf, wir nähern uns der Kornkammer Westaustraliens.
Am Murchison River machen wir Mittagsrast und Christa zelebriert einen Festbraten, Schweinefilet mit gedünsteten Zwiebelringen und dazu eine Flasche vom köstlichen roten Coonawarra. Dann zweigen wir ab in die Straße nach Kalbarri und sind auch schon mitten im Kalbarri Nationalpark. Die Vielfalt der blühenden Pflanzen wird immer größer. Sträucher und Büsche, von denen man sonst annehmen würde, sie seien abgestorben, erstrahlen in üppigster Blütenpracht. Es erscheint so, als ob alle über 7.000 einheimischen Pflanzen, die es in Westaustralien geben soll, hier an diesem Fleck auf einmal blühen. Mitten durch das flach und eben erscheinende Land hat sich der Murchison River ein tiefes Tal gesägt. Man muss schon, wie z.B. am Hawks Head Lookout, der über 4 km Gravelroad zu erreichen ist, direkt an der Rim stehen, um den Fluss tief unten im Tal wahrzunehmen.
Eigentlich wollten wir auf einen Campingplatz am Red Bluff, südlich der Stadt. Die Umgebung erscheint uns jedoch zu ungemütlich, und so landen wir im Tudor Caravan Park, in einem großen Eukalyptushain in Ortsmitte. Unter blühenden Eukalypten stehen wir sehr ruhig am Rande des Platzes.

Wieder sind wir mit der Sonne aufgestanden. Es ist noch ausgesprochen kalt, aber mit den ersten Sonnenstrahlen kehren unsere Lebensgeister wieder zurück. In freudiger Erwartung, was dieser Tag uns bringen wird, begeben wir uns in die blühende Wildnis des Nationalparks. Als erstes entdecken wir in den kahlen Ästen eines riesigen abgestorbenen Eukalyptusbaumes eine ganze Schar rotschwänziger schwarzer Kakadus. Mit lautem Gekrächse flattern sie umher und versuchen, sich die besten Plätze im Baum streitig zu machen. Zum Greifen nahe erscheinen sie im Feldstecher und die roten Schwanzfedern strahlen im Licht der Morgensonne. Durch tiefen goldgelben Sand führt uns ein Feldweg noch einmal bis zum Murchison River. Aufgeschreckt durch die morgendlichen Störenfriede rennt ein Emu vor uns her; immer schön auf der linken Seite, als ob er die australischen Verkehrsregeln kennt. 'Loop' und 'Z-bend' heißen die beiden Aussichtspunkte, von denen man wunderbar erkennen kann, wie der Fluss sich durch die 350 Millionen Jahre alten Schichten des angehobenen Meeresbodens gesägt hat. Viele Fotostopps halten uns auf, denn es gibt immer wieder neue Blüten und blühende Sträucher zu bewundern.
Wieder zurück auf dem Highway, tauchen wir immer tiefer in die nördlichen Weizenanbaugebiete ein. Und wieder wird uns bewusst, dass wir auf der anderen Hälfte der Erdkugel sind. Es ist Frühlingsanfang und die Getreideernte ist in vollem Gange. Um dem zunehmenden Verkehr, wir sind nur noch 400 km von Perth entfernt, aus dem Wege zu gehen, wollen wir die nächste Etappe etwas weiter landeinwärts fahren. In Northampton, im Tourist Office, rät man uns, eine als 'scenic route' beschriebene Strecke zu wählen. Die noch weiter landeinwärts führende 'wildflower road' biete in diesem Jahr auch nicht mehr, da die Wildblumenblüte schon 4 Wochen vorüber sei. Es ist Mittag geworden, als wir die 170 km bis Geraldton zurückgelegt haben. Diese kleine betriebsame, aber ansprechende Stadt mit ihren nur 20.000 Einwohnern nimmt uns mit ihrer besonderen Atmosphäre gefangen. Wir machen einen ausgedehnten Stadtbummel, besichtigen die erst 1964 gebaute katholische Kathedrale - Geraldton ist Bischofssitz - und gehen in einem kleinen Bistro am Einkaufszentrum zum Lunch.
Die Nationalstraße Nr.1, die jetzt Brand Highway heißt, führt parallel zur Küste nach Süden. Der Blick aufs Meer ist allerdings durch mächtige Dünen versperrt. Großflächiger Weizenanbau beherrscht das Landschaftsbild. Nach über fünf (5) Wochen australischer Wildnis und Einsamkeit wollen wir uns nur ganz allmählich dem Großstadtbetrieb von Perth nähern. Da wir gut in unserem Zeitplan liegen, können wir auch die letzten 400 km gemütlich angehen. Nur wenige Kilometer hinter Dongara verlassen wir den Highway. Über Mingenew und Three Springs fahren wir durch eine liebliche hügelige Landschaft mit einer durch Weiden, Felder, Wälder, Seen und Sümpfe sehr abwechslungsreichen Szenerie. An Straßenrändern und auf vielen nicht bewirtschafteten Flächen blüht es auch hier noch, aber mit der Pracht im Kalbarri-Park ist das nicht zu vergleichen. In Carnamah finden wir einen städtischen und sauberen Caravanplatz voller blühender Flaschenbürstenbäumen. Lautstark begrüßt werden wir von Heerscharen kreischender rosa-grauer Kakadus.'Teetime' und ein kurzer Erkundungsspaziergang beschließen den Tag. Spät abends kommt dann noch ein städtischer Angestellter vorbei, um 6,40 A$ Platzgebühr zu kassieren.

Da ist doch schon wieder ein neues Geräusch! Wir wachen vom lauten Getrommel auf das Dach unseres Campers auf - Regen. Dicke schwarze Wolken ziehen über das Land. Es wird trotzdem ein herrlicher Morgen. Nachdem wir die Gasflasche für die Bordküche neu gefüllt, bzw. gegen eine gefüllte ausgetauscht haben, setzen wir die Tour übers Land fort. Merkmale der Besiedlung dieses Landstrichs sind allenthalben die riesigen Getreidespeicher. Keine Ansiedlung ohne diese Wohlstandsymbole und die dazugehörige Bahnlinie. Links und rechts der Straße bilden breite Vegetationszonen, mit einem kleinen Rest der ursprünglichen Landschaft, eine natürliche Barriere gegen das sonst kultivierte Land. Ab Coorow erweitern sich diese öfters zu Landschaftsschutzgebieten, die mit weiten Sumpf- und Salzbuschflächen einen Eindruck davon vermitteln, wie es hier vor der Besiedlung ausgesehen hat. Ab Moora - die Wolken haben sich zu fotogenen weißen Haufen zusammengeballt - müssen wir wieder Richtung Küste abbiegen, denn dort wartet ein weiterer Nationalpark auf uns. Es geht immer noch durch wunderbare hügelige Idylle mit Feldern, Wiesen und Farmen. An einigen Stellen lassen die kärglichen Blütenreste erahnen, welch' riesige Areale während der Frühlingsblüte das Land in einem wahren Farbenrausch versinken lassen. Vielfalt oder Menge, dass ist sicher auch individuelle Ansichtssache. Die 'wildflower'-Zeit in der Wildnis der unberührten Landschaft war für uns ein Höhepunkt in diesem Teil Australiens.
Über Dandaragan, auf den kleinen unbeschilderten Landstraßen konnte uns oft nur die Sonne die Richtung weisen, erreichen wir den Brand Highway. Aber schon nach wenigen Kilometern sind wir wieder in üppig wucherndem und in allen Farben blühenden Buschland. Wie Schneefelder schimmern dazwischen riesige Sanddünen, als wir uns dem Nambung Nationalpark nähern. 17 km vor Cervantes zweigt eine Gravelroad ab - das wird wohl die letzte auf dem Weg nach Perth sein -, die in den 15 km entfernten Park führt. Vor uns tut sich, wie eine riesige Theaterkulisse, plötzlich und unerwartet eine Landschaft von ganz eigentümlichem Reiz auf. Eine weite gelbe Sandwüste, die 'pinnacle desert', wie ein Nadelkissen gespickt voll mit schlanken Steinsäulen in allen Größen und Formen, bietet ein beeindruckendes Bild. Das ist wahrlich noch ein Höhepunkt zum Abschluss unserer Nationalpark-Tour. Einer markierten Sandpiste folgen wir durch den versteinerten Wald, dessen gelblich-rote Farbe durch die milde Abendsonne noch verstärkt wird.

Der Pinnacle Car Park, unter großen alten Bäumen direkt am Meer gelegen, beherbergt uns für die letzte Übernachtung unter freiem Himmel. Der völlig mit Algen verschmutzte Strand von Cervantes ruft bei uns nur ein müdes Lächeln hervor - wir wissen, wo Australiens Küste ihre wahren Strände verbirgt. Das Abendprogramm passt so gar nicht mehr zu Abenteuer, Freiheit und unberührter Natur. Auto reinigen, Koffer packen, Gepäck sortieren und verstauen füllen den ganzen Abend. Zum Höhepunkt gestaltet sich dann aber noch unser letztes 'mobilhome'-Dinner. Noch einmal bietet Christa alle ihre Kochkünste auf und eine weitere Flasche vom köstlichen australischen Rotwein füllt sich langsam mit der klaren Luft Westaustraliens.

So aufgeräumt war unser Gefährt wohl während der ganzen Fahrt nicht. Aber der Glanz passt zu der strahlende Sonne, die uns bei der Abfahrt um 07:20 Uhr schon kräftig einheizt. 3 Stunden später sind wir im Weichbild von Perth und um 11:30 Uhr schon quer durch die Stadt im südlich gelegenen Fremantle. Die zauberhafte saubere Stadt mit ihrem Glanz alter viktorianischer Zeit, bildet einen wunderbaren Kontrast zu den Tagen 'auf dem Lande'. Die kleine Hafenstadt hat ihre Vergangenheit und Historie harmonisch in die Neuzeit integriert. Obwohl Sonntag ist, haben fast alle Geschäfte geöffnet. Wir genießen das bunte Treiben in den Straßen der Altstadt. Das dichte Gedränge in der alten Markthalle - heute ist Markttag - veranlasst uns dann aber doch, den Rückweg anzutreten. Ganz unbemerkt hat es auch noch angefangen zu regnen. Nur mit Mühe erreichen wir unser am Bahnhof abgestelltes 'trockenes Heim'. Bei strömendem Regen sitzen wir dann im Wagen und lassen uns zum letzten Mal auf dieser Reise ein selbstbereitetes Essen schmecken.

Auf Anhieb finden wir in der Perther Innenstadt unser Hotel 'Transit Inn' und halten mitsamt Fresstüten und Schmutzwäschebeutel Einzug. Locker und leger sind sie ja die Australier, wir sehen uns allerdings doch genötigt, ein paar erklärende Worte über unseren Aufzug zu verlieren. Was natürlich sofort zu einem längeren Gespräch ausartet. Noch einmal quer durch die Stadt zu 'Brits', deren Standort wir gestern schon ausgekundschaftet hatten, um unser treues Gefährt abzuliefern. Nach langem Feilschen erhalten wir auch noch einen der beiden erneuerten Reifen ersetzt. Mit Wehmut im Herzen verlassen wir 'unser' Auto, um mit der Taxe zurück ins Hotel zu fahren.

Der direkte Weg von Darwin hierher ist 4.205 km lang, wir haben daraus 6.760 km gemacht. Hinter uns liegen 23 wilde und ereignisreiche Tage, die wir nie vergessen werden. Hitze, Staub, Fliegen und zerfetzte Reifen waren die Würze in diesem Potpourri aus einmalig schöner Landschaft, Einsamkeit und strahlend sonnigem Wetter.

Perth und der Südwesten.
Trauern, weinen? Es kommt ein gewisses ungutes Gefühl auf, dass die letzten Wochen wohl durch nichts mehr übertroffen werden können. Aber was wissen wir schon über die kommenden Tage? Natürlich, wir sind zurück unter Menschen, und um den besten Platz an der Sonne wetteifern Stahl, Beton und Glas. Bei einem kleinen Bummel durch die Innenstadt von Perth entsteht so etwas, wie ein besonderes Verhältnis. Perth hat eine Ausstrahlung, die wir nur von wenigen anderen Städten kennen. Da ist zunächst der Umstand, dass sich die gesamte City zu Fuß erobern lässt. Wir haben von Anfang an das Gefühl, mitten drin zu sein. So lässt sich auch die Harmonie der vielen noch vorhandenen Gebäude im altem viktorianischem Stil mit den modernen Glas- und Betonbauten, die die aufstrebende Stadt des 20. Jahrhunderts inzwischen beherrschen, am besten erfassen. Ein besonderes Fluidum verbreiten aber auch die Menschen, die ohne Hast und in lockerer Atmosphäre die Stadt bevölkern.

Den Abend verbringen wir mit der Planung und Vorbereitung des Programms für die nächsten 7 Tage. Ein gutes Fläschchen Wein ist auch noch unter den Resten aus der Zeit der Selbstversorgung. Perth ist ganz sicher noch einen weiteren Tag wert und außerdem sind einige Dinge zu erledigen, ehe wir uns wieder aufs Land hinaus begeben.

Um 08:00 Uhr beginnen wir unseren Rundgang kreuz und quer durch die City, dabei ergibt sich der Besuch beim RACWA ganz automatisch. Bei AVIS bestellen wir für Morgen früh unser Gefährt für die nächste Tour. Im 'Fresszentrum' der Carillon Passage beenden wir dann das Vormittagsprogramm. Einen Blick vom nahen Hügel des Kings Park auf die Stadt und den kurz vor der Einmündung in das Meer recht breiten Swan River wollen wir natürlich auch noch riskieren. Am Bootsanleger des nahen Flusses ist eine Haltestelle des regelmäßig zwischen Burswood und Kings Park verkehrenden 'shuttle bus'. Für 2,50 A$ lassen wir uns von dieser umgebauten historischen Trambahn den steilen Berg hinauffahren, denn inzwischen sind wir recht pflastermüde geworden. Es ist traumhaft schön hier oben hoch über der Stadt. Wie Spielzeug wirken die in Richtung City strebenden Autos auf dem großen Verteiler am Ende der aus dem Süden kommenden Schnellstraße. Die Silhouette der Innenstadt am Ufer des mächtigen Stroms und die geradezu himmlische Ruhe des Parks bilden eine unvergessliche Harmonie. Wir streifen dann, auf der Suche nach bisher noch nicht gesehenen Blüten, durch den Botanischen Garten, in dem angeblich alle Pflanzen Westaustraliens angesiedelt wurden. Es ist ein schöner angenehmer Spaziergang mit sich ständig ändernden Ausblicken auf Stadt und Fluss. Für den Rückweg wählen wir einen herrlichen Wander- und Radweg, der zum Schluss direkt am Swan River entlang führt.

Die Vorbereitungen für das neue Programm enden mit einem großen Wasch- und Packfestival. Für Morgen bestellen wir uns vorsichtshalber gleich ein Hotelzimmer, natürlich aus der 'flag'-Kette. Da wir das Telefon schon in der Hand haben, melden wir bei Freunden und Bekannten unsere glückliche und gesunde Rückkehr aus der Abgeschiedenheit des 'wilden' Westens. Das Fernsehen meldet für Morgen Temperaturen um 20°C.

Natürlich bekommen wir nicht den gestern ausgesuchten Wagen. 'Der ist nicht verkehrssicher und musste in die Werkstatt.' Dicke Wolken hängen über der Stadt, als wir um 08:20 Uhr unser Gepäck vom Hotel geholt haben und gen Süden starten. Bald sind wir auch wieder auf der Nationalstraße Nr.1, der 'Old Coast Road'. Nach 60 km, südlich von Rockingham, hört die industrielle Besiedlung auf und wir sind wieder im Grünen. In Mandurah, einer ansprechenden kleinen Stadt mit großem Yachthafen, machen wir einen kleinen Abstecher zum Halls Head. Das Meer tobt ganz schön und ein heftiger Sturm peitscht die Wellen gegen die Küste. Wir drehen eine Schleife durch ein hübsches Wohn- und Siedlungsgebiet, müssen dann aber zurück, da es keine Verbindung zur Nationalstraße gibt. Die Küstenregion besteht hier aus einer Ansammlung unzähliger großer und kleiner Seen mit vielen Sümpfen und großen Wäldern. Im Yalgorup Nationalpark durchqueren wir auf einem Damm den Lake Preston und kommen zum Preston Beach. Der Sturm hat sich noch nicht gelegt und mächtige Brecher überspülen den flachen Sandstrand, so dass an einen Spaziergang nicht zu denken ist. Nur im Schutz mächtiger Dünen finden wir einen Platz für unser Picknick. Am Leschenault Inlet wählen wir eine alte Landstraße, die durch Weideland direkt am Wasser vorbeiführt. Es wirkt alles sehr gemütlich. Gemütlich wirkt auch die kleine Stadt Bunburry, die wir am frühen Nachmittag erreichen. Das Welcome Inn Motel, unser heutiges Quartier, liegt direkt am heute tobenden Ozean. Auch hier peitscht der Sturm die Wellen gegen die Küste. Wir lassen uns nicht schrecken. Die Luft ist angefüllt mit unzähligen Sandkörnern, die auf der Haut brennen, als ob man in einen Berg Stecknadeln greift. Dicke Wolken fegen über die Küste und lassen der Sonne nur wenig Gelegenheit, ab und zu einen Strahl zur Erde zu senden. Wir sind trotz allem in Hochstimmung. Nach mehreren tausend Kilometern Küstenfahrt gehört auch diese Atmosphäre zu Westaustraliens Küste. Ein ausgezeichnetes Essen im Hotelrestaurant mit anschließendem Espresso in unserem Zimmer beschließen den Tag. Draußen treibt der Sturm inzwischen mit unbeschreiblicher Kraft heftige Regenschauer gegen die Fenster auf der 'ocean view side'.

'What a day, today.' Der neue Tag begrüßt uns mit blauem Himmel an dem einige Schönwetterwolken dahinsegeln. Die Sonne bahnt sich auch schon wieder ihren Weg. Der Weststurm hat sich gelegt, dafür bläst heute ein kräftiger Wind aus Südwest. Die Fahrt geht weiter der Küste entlang bis Busselton. Dieses idyllische, saubere und gepflegte Städtchen mit seinen breiten Straßen verlockt uns zu einem Stadtbummel. Eine Stadt in der sich leben ließe. Von hier geht es auf der 104, dem Vasse Highway, durch dichte Jarrahwälder und frühlingsgrünes Weideland mit sanften Hügeln weiter Richtung Nannup. Es sind nur 59 km, aber nach 2 Stunden sind wir immer noch nicht in Nannup. Wir kommen in dem dichten Wald mit seinem lichten Unterholz überhaupt nicht voran. Eine unendliche Vielfalt blühender Wildblumen lässt uns nicht vorankommen. Eine Blütenstelle ist immer ergiebiger als die nächste. Wir kriechen auf dem Waldboden herum und wissen oft nicht mehr, ob wir diese oder jene prachtvolle Blüte, unter denen eine Menge Orchideen sind, schon fotografiert haben oder nicht. Wenn sich dann ab und zu eine dichte Wolke vor die Sonne schiebt, sitzen wir am Wegesrand und warten auf besseres Licht.
Die Bäume werden immer mächtiger, als wir Nannup passiert haben. Die Straße führt am Rande riesiger Jarrahwald-Schutzzonen entlang, die man hier im 'tall timber country' eingerichtet hat. Auch drei kleinere Nationalparks, den Beedelup NP, den Warren NP und den Brockman NP passieren wir auf unserem Weg in Richtung Northcliffe. Im Karri Valley (Beedelup NP) beherrschen neben den rotstämmigen Jarrahs vor allem die weißen Stämme riesiger Karribäume das Bild des Waldes. In der Hoffnung, noch irgendwo ein geeignetes Hotel zu finden, beschließen wir, nicht im Karri Valley zu bleiben.
Es ist noch so früh am Tage, dass wir gegebenenfalls auch zurückfahren können, denn außer Northcliffe liegt kein weiterer Ort mehr auf unserer Strecke. In Northcliffe steht eine Reklametafel für ein Hotel, also werden wir auch unterkommen. Wir fahren zunächst weiter in Richtung Küste. Eine schmale teilweise nur einspurige Straße führt nach Windy Harbour. Uns reicht die Straße vollkommen, denn sonst ist hier auch niemand, auf den 30 km durch die Hochmoore des D'Entrecasteaux Nationalparks. Auf einem Abschnitt von fast 200 km ist Windy Harbour die einzige Stelle zwischen Augusta und Walpole, an der man mit einem normalen Auto die Küste erreichen kann. Damit ist Windy Harbour auch schon beschrieben, eine 'Stelle am Meer'. Einige Ferienblockhäuser, ein Campingplatz und der Leuchtturm hoch oben auf einer Klippe über dem Meer bilden den 'Ort'. Aber seinen Namen trägt es zu Recht. Ein eiskalter Wind bläst vom Meer her und treibt die mächtigen Brecher des Süd-Pazifiks gegen die felsige Küste. Wir fahren nur noch die halbe Strecke hinauf zum Leuchtturm, denn auf dem tiefsandigen Feldweg befürchten wir, doch noch stecken zu bleiben. Außerdem müssen wir uns nun allmählich um eine Bleibe für die Nacht kümmern. Ach, hätten wir doch bloß unseren Camper dabei.

Tatsächlich, in Northcliffe gibt es ein Hotel. Für 30 A$ beziehen wir ein riesiges sauberes Zimmer. Heizung kennt man hier nicht, dafür liegt in jedem Bett eine Heizdecke. Die schalten wir dann auch schon mal ein, als wir uns noch auf einen kurzen Spaziergang in den nahen Wald begeben. Ein gemütliches Abendessen beschließt dann diesen abwechslungsreichen Tag.
08:00 Uhr ist es, als wir, nach Begleichung einer Rechnung über 60,10 A$ für Abendessen, Übernachtung und Frühstück, zu neuen Taten aufbrechen. Weiter geht es durch stille Forsten. Mitten im Shannon Nationalpark mündet unsere Straße wieder in die Nationalstraße Nr.1, den Western Highway. Ob Nebenstraße oder Highway, voran kommen wir nirgends. Die einzigartige Blütenpracht in den Wäldern hindert uns am zügigen Weiterkommen. Bis Crystal Springs führt die ganze Strecke durch nahezu unberührte Natur. Jeder Fotostop artet zu einer botanischen Exkursion aus. Kurz hinter Walpole machen wir noch einen kleinen Abstecher zur Küste, die hier, anders als in Windy Harbour, flach und nicht mehr felsig ist. Dann folgen wir einer weiteren 'scenic route' und landen im 'Valley of the Giants'. Dieser tropische Urwald wird beherrscht von mächtigen Karri- und Red Tingle-Riesen. Auf einem kleinen Rundgang bahnen wir unseren Weg durch das dichte wuchernde Unterholz. Leider ist es nur noch ein kleines Gebiet, das vor Axt und Säge geschützt werden konnte. Die verbrannten Reste viele dieser Baumriesen und mächtige Baumstümpfe sehen wir auf der Weiterfahrt auf großen frisch aus dem Wald gerodeten Weideflächen neuer Farmen. Es muss in den letzten Tagen ganz heftig geregnet haben. Auf dem Weg zur Peaceful Bay spiegelt sich der Himmel nicht nur im Wasser des moorigen Geländes, sondern auch in vielen Wassertümpeln auf und neben der Straße. Eine schöne Sandbucht mit Blick auf die grüne hügelige Küste ist ein angenehmer Platz für unser Mittags-Picknick.
Man könnte sicher jede Seitenstraße in Richtung Küste abbiegen und würde an einem malerischen Platz landen. Unser nächster Abstecher führt in den William Bay Nationalpark zum Green's Pool. Wir landen wiederum an einem imposanten Küstenabschnitt, aber ganz anderer Prägung als all' die Plätze an denen wir bisher waren. Das Ufer besteht aus unzähligen Granitfelsen von jeweils der Größe eines Zweifamilienhauses, zumindest was den aus dem Meer ragenden oberen Teil betrifft. Über die im Laufe von Jahrtausenden glattgehobelten Kolosse, die zu Recht den Namen 'Elefanten-Felsen' tragen, donnern auch heute die Brecher des Pazifik und polieren weiter an ihrer Oberfläche. Mehrere Meter steigt und fällt der Wasserspiegel bei jeder anrollenden Welle und der Sturm treibt die Gischtwolken gegen das nahe Ufer. Wir können uns der Faszination dieser Kulisse nicht entziehen, obwohl es alles andere als gemütlich ist.
Idyllisch eingebettet in eine grüne Hügellandschaft liegt das kleine Städtchen Denmark am gleichnamigen Fluss. Nach einem kurzen Aufenthalt, schließlich findet man nicht an jeder Straßenkreuzung eine Tankstelle, wählen wir für die letzten 50 km die alte Straße nach Albany. Diese South Denmark Route führt durch frisches grünes Weideland. Um 16:45 Uhr erreichen wir unser heutiges Etappenziel. Schnell haben wir unser Hotel gefunden, wo wir uns für 2 Nächte einquartieren und für den Abend einen Tisch reservieren lassen. Ein kurzer Abstecher führt uns dann noch in die Stadt zur Tourist-Information, damit wir nicht ganz orientierungslos im Torndirrup-Nationalpark herumirren. Reges Leben auf den breiten Straßen, bunte überdachte Laden-Promenaden und viele historische Gebäude lassen uns den Entschluss fassen, den morgigen Tag mit einem ausgedehnten Stadtbummel zu beginnen.

Pünktlich kommt um 07:00 Uhr das aufs Zimmer bestellte Frühstück und eine Stunde später brechen wir auf. Na, das ist vielleicht eine Enttäuschung. Absolut 'tote Hose', vor 09:00 Uhr ist nichts los 'down town'. Sogar die Bank macht erst 09:30 Uhr auf. Wir bummeln gemütlich kreuz und quer durch die Stadt, bewundern die vielen schmucken Häuser und genießen den Blick hinunter auf den Princess Royal Harbour, eine geschützte Bucht, deren Lage der Anlass für die einstige Stadtgründung war. Nachdem wir dann auch noch die Reisekasse aufgefüllt haben, geht's los in den Torndirrup Nationalpark.
Umspült von den Wassern der Torbay Bay im Westen und dem King George Sound im Osten ragt, wie die mächtige Schwanzflosse eines Wals, eine Halbinsel in den Südpazifik, deren überwiegender Teil als Nationalpark geschützt ist. Bearbeitet durch die Naturgewalten, zeigt sich die Küste in den bizarresten Formen. Auf schmalen Straßen sind die markantesten Punkte direkt ansteuerbar. Unsere erste Station ist . 25 m hoch sind die Granitfelsen, aus denen das Meer eine natürliche Brücke 'geschnitzt' hat. Gleich daneben ein schmaler tief ins Land reichender Einschnitt, in den der Südpazifik mit mächtigen Brechern hineindonnert. Das Wasser scheint zu kochen. Nur ab und zu ist in der brodelnden Gischt ein Schimmer des blauen Meeres zu sehen. Ungeschützt bewegen wir uns am Rande dieses imposanten Naturschauspiels, ständig darauf bedacht, auf dem nassen und schlüpfrigen Fels nicht auzurutschen.
Ein langer Fußweg durch blühendes Buschland führt zu den 'Blow Holes'. In Erinnerung an die gleichnamige Szenerie bei Carnarvon wollen wir uns dieses Schauspiel natürlich auch hier nicht entgehen lassen. Leider blasen sie heute nicht. Laut gurgelnd hört man das Wasser tief unter den dicken Gesteinsplatten arbeiten. Bei jedem Schritt erwartet man, dass aus irgendeiner Felsspalte eine mächtige Fontäne hervorschießt, aber es tut sich nichts. Anscheinend steht der Wind nicht richtig, oder es ist Ebbe mit ablaufendem Wasser.
'Jimmy Newhills Harbour' heißt eine kleine stille Bucht inmitten der ursprünglichen Natur, die wir noch aufsuchen, bevor wir zum King George Sound hinüberwechseln. An der Frenchman Bay, ganz in der Nähe der zum Museum umfunktionierten alten Walfänger-Station, finden wir am Waterbay Point einen schönen Platz für unser Picknick. Danach ist es wieder die Natur, die uns fesselt. Bei einem ausgedehnten Spaziergang durch das felsige Gelände sind es neben den üppig blühenden Wildblumen auch Schmetterlinge, die unser Fotografenherz höher schlagen lassen. Im Gegensatz zu der dem Pazifik zugewandten Seite, ist das Meer hier ausgesprochen ruhig und plätschert ganz sacht auf den gelben Sandstrand der windgeschützten Bucht.
Noch einmal wechseln wir hinüber auf die Ozeanseite der Halbinsel zu den 'Salmon Pools'. Geschützte Buchten und flachere Stellen im Meer sind bevorzugter Aufenthaltsort der Lachse. Wir können die Lachse so richtig verstehen. Es ist wirklich eine zauberhafter Bucht mit weißem Strand zwischen gewaltigen Felsbrocken. Wir steigen von den hohen Klippen hinunter in die Bucht und lassen uns verzaubern von diesem imposanten Panorama. Die Stille - sogar die Möwen und Seeschwalben schweigen - wird nur unterbrochen, wenn sich ab und zu eine größere Welle noch überschlägt, bevor sie sanft auf den flachen Strand aufläuft.
Und wenn die Natur auch noch so faszinierend ist, irgendwann muss man sich auch losreißen können. Jedesmal, wenn wir einen Platz mit der Ausstrahlung des Salmon Pools verlassen, fragen wir uns, ob der nächste Ort, den wir aufsuchen, sich auch in die Reihe der unvergesslichen Plätze auf diesem Kontinent einreihen wird. 'Emu Point' heißt die Landzunge, die im Westen eine Meeresenge begrenzt, die den 'Oyster Harbour' vom Meer trennt. Oyster Harbour ist eine riesige flache Lagune voller Sandbänke mit einer kleinen Insel mittendrin. Wir bummeln am Wasser entlang und landen schließlich im 'Café Emu Point'. Wenn wir schon unseren Wohnsitz nicht hierher verlegen können, so werden wir wenigstens heute Abend zum Dinner noch einmal zurückkehren.

Wir bereiten alles für unsere morgige Weiterfahrt vor und lassen dann auch noch ein Hotelzimmer in Perth reservieren. Es ist stockdunkle Nacht, als wir uns durch die einsamen Außenbezirke der Stadt wieder hiausfahren zum Emu Point. Im Restaurant herrscht reger Betrieb. Wir finden aber noch einen Platz und erleben wieder einmal eine uns unbekannte Variante eines Restaurant-betriebes. Die einzige Speisekarte hängt in überdimensionalen Ausmaßen an der Wand, an der Kasse gibt man seine Bestellung auf und darf auch gleich bezahlen. So gemütlich, wie wir es uns vorgestellt hatten, wird der Abschiedsabend in Albany also nicht.

Zwei Gebirge liegen auf unserem Weg zurück nach Perth. Von beiden sind Großteile als Nationalparks deklariert. Schon eine Stunde nach unserem Aufbruch erreichen wir die Porongurup Ranges. Eine Tafel am Parkplatz verspricht einen 1,5 bis 2-stündigen Rundweg. Nur, welcher der unmarkierten Trampelpfade ist der Startpunkt des Rundwegs? Wir marschieren, ausgerüstet mit Rucksack und Wanderstiefeln, einfach hinein in den dichten Karriwald. Rot und Blau sind die beherrschenden Blütenfarfen der im Unterholz wuchernden Büsche und Ranken. Mit ständig wechselndem Standort begleiten uns aus den hohen Bäumen die munteren Rufe fremdartiger Vögel. Der Weg irritiert uns in sofern, dass er keine Anstalten macht seine Richtung zu ändern. Sollten wir doch nicht den Rundweg erwischt haben? Noch 100 m weiter versperren dicke Baumstämme den Weg, dort werden wir eine kurze Rast einlegen und dann umkehren. Welche Überraschung, genau an dieser Stelle gabelt sich der Weg und ein verwittertes kleines Schild weist zum 'Nancy Peak'. Also weiter. Und es gibt nichts zu bereuen. Über Stock und Stein klettern wir immer höher. Nach allen 10 Schritten wechselt die Vegetation und die Blütenpracht wird immer üppiger. Am 'Morgans View' genießen wir den Blick auf die Felskuppel des 671 m hohen 'Devil's Slide' und des 'Marmabup Rock' und weit hinunter ins flache Land bis zum 40 km entfernten Albany. Vom 662 m hohen 'Nancy Rock' öffnet sich dann auch noch die Sicht auf die 60 km weiter nördlich liegenden Stirling Range. Wir sind hingerissen von dieser Komposition aus wilder Felslandschaft, überwuchert von einer unbeschreiblichen Blütenpracht, und dem es einfassenden Panorama mit der Silhouette der sich abrupt aus dem flachen Land erhebenden Berge. Über den 'Haywards Peak', dessen Felsmassiv über und über bedeckt ist mit einem Teppich blühender Moose, geht es zunächst mäßig und zum Schluss recht steil abwärts. Nach 3 Stunden erreichen wir, recht geschafft zwar, aber zufrieden, den Parkplatz mit unserem Auto.
Im nahen Dorf lassen wir uns in einem 'cottage' 2 Pizzen und unseren restlichen Rotwein schmecken. Die 'castle rock winery', eine kleines Anwesen, wählen wir für eine unverbindliche Weinprobe aus. Die Weine sind ausgezeichnet. Leider können wir nicht alles mitnehmen, was uns in diesem Land gefällt. Übermorgen wird ja schon wieder das Fluggepäck gewogen. Die Fahrt über den Chester Pass zu den, zum Greifen nahe vor uns liegenden, Stirling Range geht zügig, und so sind wir auch schon kurz darauf am 'Bluff Knoll', dem mit 1073 m höchsten Gipfel des Gebirges. Ein ausgedehnter Spaziergang führt uns bis zum Fuß des Berges. 3-4 Stunden Aufstieg, das ist für den Nachmittag zu lang, um noch rechtzeitig irgendwo eine Bleibe für die Nacht zu finden. Ach hätten wir doch bloß noch unseren Camper. Dann wären wir auch nicht darauf angewiesen, auf den geteerten Straßen zu bleiben, und könnten quer von Ost nach West über die Gravelroad durch das Herz des Nationalpark fahren.
So verlassen wir die Stirling Range im Norden wieder. Die gesamte Strecke führt, bis wir bei Broomehill wieder auf den Highway stoßen, durch großflächig genutztes Landwirtschaftsgebiet. Riesige goldgelbe Weizenfelder - schon jetzt im Frühling - und grüne Weideflächen mit Schafherden wechseln sich ab. In künstlich angelegten Wasserlöchern wird das kostbare Nass für die Trockenzeiten gesammelt. Durch viele Schirmakazien mit kahlen Stämmen und Ästen und einem meist nur spärlich begrünten flachen Blätterdach erhält die Landschaft einen besonderen Charakter. Als dunkler Umriss hebt sich während der ganzen Fahrt die Silhouette der Stirling Range gegen den Horizont ab.
Der erste Ort auf unserer Strecke, in dem Aussicht besteht, dass wir ein Quartier finden, ist Katanning. Das Zentrum des reichsten Weizen-, Woll- und Weingebiets Westaustraliens macht auch heute noch den Eindruck einer im Aufbruch befindlichen Pionierstadt. In einem alten hölzernen Prachtbau aus der Jahrhundertwende, dem 'Katanning Unit Hotel', finden wir Unterschlupf. In unserem Zimmer haben sicher schon Generationen von Cowboys und Farmern übernachtet. Es ist alles spartanisch eingerichtet, aber sauber. Selbst der total ausgefranste Badvorleger ist blütenweiß gewaschen. Natürlich gibt es kein Telefon, aber eine Heizdecke liegt wieder im Bett, wie wir sie schon in Northcliffe kennengelernt haben.
Beim Bummel durch die Stadt entdecken wir eine niedliche kleine, weiß-rot gestrichene Dorfkirche. Beim Versuch einen Blick ins Innere zu werfen, erleben wir dann eine Überraschung. Das Gebäude ist gar keine Kirche mehr. Es ist das Domizil eines China-Restaurants. Wir bestellen uns einen Tisch fürs Abendessen. In der Hauptstraße finden wir auch eine Telefonzelle und lassen unseren Flug nach Adelaide bestätigen. Jetzt heißt es noch eine Flasche Wein zu besorgen, um für das Dinner gerüstet zu sein. Es ist schon zur Australien-Routine geworden, rechtzeitig festzustellen, ob ein Restaurant 'licensed' oder 'BYO' ist. Für 39,00 A$ genießen wir dann einen Abend in gepflegter Atmosphäre.

Auf dem Lande steht man früh auf, denken wir, als wir um 07:00 Uhr unser Gepäck ins Auto bringen wollen. Das gilt aber nicht für Katanning. Alle Türen sind verrammelt. Im Frühstücksraum, einem riesigen Saal in dem sonst wohl Gemeindefeste gefeiert werden, herrscht Grabesstille. Es dauert ein Weilchen, bis wir jemanden finden, der uns die Zutaten fürs Frühstück hinstellt und den Wasserkocher anwirft. Der Rest heißt dann 'help yourself'. Die Suche nach dem verschlafenen Hausgeist beginnt noch einmal, als ich die Rechnung begleichen will. Für 40,00 A$ muss man schon ein bischen selbst mit Hand anlegen denken wir so, als uns einfällt, dass heute Sonntag ist.

Auch Wagin, eine hübsche Kleinstadt auf unserem Weg, wirkt noch sehr verschlafen. Allerdings hätten wir hier einige Hotels zur Auswahl gehabt. Bei einem kurzen Bummel durch den Stadtpark entdecken wir auf einer Informationstafel einige Hinweise auf Sehenswürdigkeiten. 'Old village', ein Museumsdorf aus Pionierzeiten, hat allerdings noch geschlossen. Wir fahren bis Piesville, wo es eine Wildblumen-Landschaft geben soll. Gibt es auch. Obwohl nur ein winziges Fleckchen, begeistern uns auch hier wieder die verschiedenartigsten Pflanzen, Blüten und herrliche 'blackboys'. Wir passieren noch einige kleine Orte auf der Fahrt nach Norden und verlassen den Southern Highway in Brookton.
Die 140 km quer durch die nördlichen Darling Range sind,abgesehen von einigen wenigen Farmen, ohne jede Besiedlung. Am 'Christmas Tree Well' machen wir Rast. Leider sind von den großen mächtigen Bäume rund um das Wasserloch nur noch die Stümpfe übrig. Es folgen dichte Jarrahwälder, bis wir bei Boulder Rock in ein fruchtbares Tal mit intensivem Obstanbau stoßen. Herrliche Villen und Landhäuser signalisieren, dass wir nur noch 40 km von Perth entfernt sind. Mit Staudämmem und -seen hat man die Voraussetzungen geschaffen, um aus diesem Landstrich einen blühenden Obstgarten zu machen. In Kelmscott stoßen wir auf den Albany Highway und sind mitten drin im Sonntagabend-Ausflugsverkehr südlich von Perth.
Über Tonkin Hwy und Eastern Hwy erreichen wir unser in unmittelbarer Nähe zum Flughafen gelegenes Hotel. Inzwischen haben wir 6 Übernachtungen in Flag-Hotels hinter uns, und somit steht uns die erste freie Übernachtung aus Bonuspunkten zu. Leider bereitet das einige Probleme, weil ich nicht alle alten Rechnungen vorlegen kann. Wir werden es schon richten. Zunächst erstmal ab in den Swimming Pool. Mit einem wunderbaren Essen - den Wein muss ich noch schnell von nebenan aus dem 'bottle shop' holen - beschließen wir unseren Aufenthalt in Westaustralien. Dem Vorsitzenden der Australischen Schafzüchter Gesellschaft müssen wir noch eine Einladung auf seine Farm ausschlagen. Er will nicht glauben, dass wir unbedingt schon Morgen nach Süd-Australien fliegen müssen.
Fortsetzung in Südaustralien


[1993] [2003]

 

4WD-Bushcamper-Tour durch Western Australia (6.141 km) [hellblaue Linie]
- Die 3. Etappe einer 100-Tage-Reise -

17.08.1998 Ankunft Broome, 08:00 Uhr ausschiffen, Stadtrundfahrt
18.08.1998 [44 km] Broome, Übernahme Hertz Campervan
19.08.1998 Broome
20.08.1998 [204 km] Port Smith
21.08.1998 [252 km] Wallal Downs
22.08.1998 Wallal Downs
23.08.1998 [273 km] Port Hedland (Cooke Point Caravan & Camping Resort)
24.08.1998 [316 km] Dale River
25.08.1998 [146 km] Oxer Lookout, Tom Price (Tom Price Tourist Park)
26.08.1998 [645 km] Exmouth
27.08.1998 [38 km] Exmouth
28.08.1998 [63 km Ningaloo Nationalpark, Tulki Beach
29.08.1998 [6 km] Ospray Bay
30.08.1998 [352 km] Carnarvon
31.08.1998 [452 km] Gascoyne Junction, Mt. Augustus
01.09.1998 [345 km] Meekatharra
02.09.1998 [440 km] Mt. Magnet, Mullewa
03.09.1998 [251 km] Morawa, Perenjori, Wubin
04.09.1998 [413 km] Wongan Hills, Goomalling, Merridin (Merredin Caravan Park)
05.09.1998 [385 km] Narenbeen, Heyden, Lake King, Ravensthorpe
06.09.1998 [187 km] Esparance (Esparance Bay Caravan Park)
07.09.1998 [112 km] Cape Le Grande Nationalpark
08.09.1998 Lucky Bay
09.09.1998 [85 km] Esperance (Esparance Bay Caravan Park)
10.09.1998 [401 km] Bremer Bay (Bremer Bay Caravan Park)
11.09.1998 [40 km] Bremer Bay (Bremer Bay Caravan Park)
12.09.1998 [150 km] Stirling Range (Stirling Range Retreat)
13.09.1998 [18 km] Stirling Range (Stirling Range Retreat)
14.09.1998 [158 km] Kojonup (Kojonup Caravan Park)
15.09.1998 [256 km] Fremantle (Fremantle Village & Chalet Centre)
16.09.1998 [39 km] Perth (Perth Holiday Park)
17.09.1998 S-Bahn nach Perth, Stadtbummel, Kings Park
18.09.1998 Perth
19.09.1998 Perth
20.09.1998 [53 km] Swan Valley (Weingut Houghton), Perth, Hotel Mount Street Inn
21.09.1998 [21 km] Rückgabe Hertz Campervan, 13:35 Uhr ab Zug 'Indian Pacific'
22.09.1998 Unterwegs im 'Indian Pacific'
23.09.1998 [49 km] an 06:05 Uhr Adelaide (City-Bummel, Glenelg Promenade, St. Francis Winery Resort

Eigentlich sollte die Coral Princess vor Lacepede Islands ankern. Die See ist aber so rauh geworden, dass sich Peter, unser Kapitän, entschließt, direkt nach Broome weiterzufahren. Das Schiff tanzt wie eine Boje auf dem Meer. Uns wird so schlecht, dass wir die 'wellfare cocktail party' und das anschließende Dinner verlassen. Im Bett ist es erträglich und so merken wir gar nicht, dass wir den Rest der Nacht im geschützten Hafen von Broome verbringen.

17.08.1998 Broome. Die Uhren müssen 1,5 Stunden zurückgestellt werden, und so sind wir schon um 04.00 Uhr auf den Beinen. Um 08:00 Uhr gehen wir von Bord. Nach dem herzlichen Abschied von der Crew besteigen wir einen Rundfahrtbus, der uns durch Broome und Umgebung fährt, ehe so nach und nach alle an ihren Bestimmungshotels abgesetzt werden. Wir beziehen unser riesiges Appartment um 12:00 Uhr im großartigen Moonlight Bay-Hotel. Dann heisst es 'Erinnerungen auffrischen'. Wir machen einen Stadt- und Einkaufsbummel. Zum Lunch gibt es 'fish'n ships' und zum Dinner darf Christa sich in der Küche unseres Domizils austoben. Vorher drehen wir allerdings noch ein paar Runden im Swimmingpool, nachdem die große Wäsche ihre Runden im Waschautomaten dreht.

18.08.1998 [44 km] Broome. Wir haben wunderbar geschlafen und wachen voller Tatendrang auf. Das Gepäck wird den kommenden Erfordernissen entsprechend neu sortiert. Um 09:00 Uhr wird unsere Unterkunft für die nächsten Wochen geliefert, ein 4WD-Camper der Fa. Hertz. Auf zum Großeinkauf! Wir füllen alle nötigen Vorräte auf. Schnell noch einmal zu Hertz, um einige technische Fragen unter anerem zum Fassungsvermögen des Wassertanks zu klären. Nach telefonischer Rückfrage in Perth bekommen wir die gewünschten Informationen. Jetzt aber nichts wie los zum Cable Beach. Was ist denn hier los? Der Caravan Park ist total überfüllt. Es gibt nur noch freie Plätze im Busch, abseits von allen sanitären Einrichtungen. Das ist nicht mehr das Paradies früherer Zeiten. Am Strand müssen wir weit laufen, ehe wir Regionen erreichen, die wenigstens etwas abseits vom allgemeinen Trubel sind. Das ist nicht mehr 'unser' Cable Beach. Zum Lunch finden wir eine kleine Taverne im Ort. Von dort ist es nicht weit bis zu Malcom Douglas's Crocodile Farm. Unbedingt wollen wir diese in seinen Filmen so oft erwähnte und gezeigte Station einmal selbst erleben. Es sind wirklich einige Exemplare darunter, denen man in freier Wildbahn nicht unbedingt begegnen möchte. Die Nacht ist unbeschreiblich heiß, erst gegen Morgen kühlt der Wagen etwas aus.

19.08.1998 Broome. Es gibt keinen Grund, noch länger am Cable Beach zu bleiben. Wir kennen ja noch andere verschwiegene Plätze. Wir packen unser Habseligkeiten zusammen und brechen auf. Das Geld für die bereits bezahlte nächste Nacht wird mir anstandslos erstattet, obwohl ich die Chipkarte für das Eingangstor nicht zurückgeben kann. Mein Portemonnaie ist unauffindbar. In der Stadt kaufen wir noch Campingmöbel (Tisch und Stühle), die in der Camperausstattung fehlen und eine Lampe. So gerüstet erreichen wir gegen 12:00 Uhr das Camp am Bird Observatory. Auch hier ist alles belegt, nur einen Notplatz könne man uns noch anbieten. Abseits der offiziellen Stellplätze stehen wir mitten im lichten Eukalyptuswald, geradezu paradiesisch. Leider herrscht zur Zeit Ebbe, die verkehrte Zeit für Vogelbeobachtungen am Strand. Allein inmitten der wilden Küstenlandschaft an der Roebuck Bay, das entspricht schon eher unseren Vorstellungen vom 'Wilden Westen' Australiens. Den Nachmittag verbringen wir mitten im Buschland an unserem Camper. Der gemütliche 'Rotwein'-Abend wird zum wahren Genuss und zieht sich hin bis weit in die Nacht.

20.08.1998 [204 km] Port Smith. Früh müssen wir raus, um die richtige Zeit für die Vogelbeobachtung zu erwischen. Das ansteigende Wasser treibt die Watt- und Seevögel immer weiter zur Küste, wo sie sich auf den verbleibenden kleinen Sandbänken und Inseln zu Tausenden zusammendrängen. Einige Stunden erfreuen wir uns an diesem urwüchsigen Treiben. Dann heißt es 'weiter'. Nach 15 Kilometern Piste sind wir wieder auf dem Highway. Wir fahren noch einmal nach Broome hinein. Während Christa noch einige Einkäufe erledigt, fahre ich zum Cable Beach Camp. Heute ist mein Portemonnaie wieder in der Hose und damit auch die vermisste Chipkarte wieder vorhanden - hatte gestern die Hose gewechselt. Nach 140 km auf dem Great Northern Highway erreichen wir den Abzweig nach Port Smith, das wir nach 23 km Pistenfahrt erreichen. Das Camp ist ein idyllisches Plätzchen. Der Busch ringsum ist voller Vogelstimmen, obwohl keiner der aktiven Sänger zu sehen ist. Nach einem leichten Lunch machen wir uns auf zur nahen Küste. Bei brütender Hitze wandern wir zunächst durch offenes Buschland, dann durch dichte Mangrovensümpfe - es ist wieder Ebbe - bis ans offene Meer. Im Camp lassen wir dann den Tag ausklingen, ein kalter Südwind veranlaßt uns jedoch bald das Feld zu räumen.

21.08.1998 [252 km] Wallal Downs. Die Wäsche ist über Nacht getrocknet. Um 08:00 Uhr brechen wir auf zu einem nahe gelegenen Vogelpark, den ein Liebhaber auf seiner einsam gelegenen Ranch eingerichtet hat. Wir erfreuen uns 1,5 Stunden an der Farbenpracht der munteren überwiegend einheimischen Vögel. Es bleibt allerdings ein fader Beigeschmack, die gefiederten Freunde, ihrer Freiheit beraubt, in Käfigen und Volièren zu erleben. Wieviel munterer ist da das Spiel einer Horde Corallas in den Büschen vor dem Vogelpark.
Nach 25 km Piste hat uns das graue Betonband des Great Northern Highways wieder. Nur nicht einschlafen heißt es die nächsten eintönigen 180 km. Im Sandfire Roadhouse füllen wir vorsichtshalber den Tank wieder auf. Unter Palmen machen wir mit fish'n ships auch gleich Lunch. Nur noch wenige Kilometer und 10 km roter Piste, dann sind wir in Wallal am Eighty Mile Beach. Auch hier ist es voll, aber der grüne Campingplatz strahlt die gleiche anheimelnde Atmosphäre aus, wie vor 5 Jahren. Mehrere Stunden wandern wir dann am einsamen Strand entlang. Es ist Ebbe und der breite Wattstreifen offenbart die ganze Vielfalt seines unzerstörten Ökosystems. Das ist wieder ein Tag, der mit einer Flasche Rotwein beschlossen werden will.

22.08.1998 Wallal Downs. Es war wieder eine recht kalte Nacht. Vom Landesinneren weht ein kräftiger Ost-Südostwind. Schon wenige Minuten nach Sonnenaufgang (05:30 Uhr) ist alles wieder kräftig aufgeheizt. Wir verlängern unseren Aufenthalt noch um eine Nacht - wofür sonst haben wir Reservetage in unseren Reiseplan eingebaut. Trotz der diesmal herrschenden Flut ist der Eighty Mile Beach ein mehrere hundert Meter breiter Sandstreifen. Drei Stunden lang wandern wir in absoluter Einsamkeit am Strand entlang. Es ist himmlisch. Der kräftige Wind, der sich erst zur Mittagszeit legt, lässt die Hitze nicht gar so unerträglich erscheinen und unterstreicht auch den urwüchsigen Charakter dieser Landschaft. Wie nicht anders zu erwarten, fängt Christa doch wieder an, Muscheln zu sammeln. "Aber nur schöne", kommentiert sie meinen Einspruch. Ich muss dann die zerbrechlichen Gebilde 'pistenfest' verpacken. Abends waten wir der untergehenden Sonne entgegen noch einmal eine Stunde bis zur Wasserlinie durchs Watt. Es erscheint uns ein schier endloser Weg, denn das bei Ebbe zurückweichende Wasser legt einen mehrere Kilometer breiten Uferstreifen frei.

23.08.1998 [273 km] Port Hedland (Cooke Point Caravan & Camping Resort). Schon um 08:15 Uhr sind wir startklar und setzen unsere Fahrt durch flaches Buschland fort. Die ersten blühenden Sträucher tauchen auf und signalisieren den nahenden Frühling. Am Pardoo Roadhouse grüßen die letzten weißen Dünen von der Küste herüber und signalisieren das Ende des Eighty Mile Beach. Kurz darauf tauchen die ersten Ranges auf, und wird es leicht hügelig. Der DeGrey River führt noch reichlich Wasser. Neben der Straße sind weite Gebiete kräftig überschwemmt. Um 12:00 Uhr erreichen wir Port Hedland und erwischen einen der letzten Stellplätze auf dem von uns angesteuerten Camp an der Küste außerhalb der Stadt. Zunächst geht es in die Stadt. Der Tank, die Brieftasche und andere Vorräte müssen wieder aufgefüllt werden. Nach einem ausgezeichneten Lunch kehren wir zurück. In der Nähe unseres Camps lädt die nahe Küste zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Bei ablaufendem Wasser verwandelt sich die Uferzone in eine urige Landschaft. Unterhalb der steilen Sanddünen wechseln riesige Felsplatten mit ausgewaschenem Lavagestein und kleine Sandbuchten einander ab. Im Watt stochern Strandläufer und andere Watvögel nach Nahrung, am entfernten Ufersaum stolzieren Reiher auf und ab. Es ist eine wahre Idylle, die so recht zu unserer Stimmung passt. So bleibt es nicht aus, dass am Abend die dritte Flasche 'Jacobs Creek' geköpft wird.

24.08.1998 [316 km] Dale River. Nach einer kühlen Nacht - der Wind hat sich aber gelegt - sind wir schon um 06:00 Uhr wieder auf den Beinen. Ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel spannt sich über uns. So ein Camping-Haushalt braucht seine Zeit, außerdem wollen wir noch die Bier- und Weinvorräte auffüllen. Um 09:00 Uhr verlassen wir Port Hedland, das durch diesen Aufenthalt für uns ein ganz neues Gesicht bekommen hat. Es ist nicht nur die schmutzige Eisenerz- und Hüttenstadt. Für die Fahrt zu den Hamersley Range wählen wir diesmal die Route über die '95' Richtung Newman. Eine idyllische Strecke voller faszinierender Eindrücke. Hügeliges Gelände, aus dem immer wieder rote Felsklippen ragen, dazwischen viele fast ausgetrocknete Flussläufe. Übersät ist diese Landschaft von einmalig schönen blühenden Sträuchern und Büschen. In allen Farben des Regenbogens leuchten die exotischen Pflanzen und bilden einen herrlichen Kontrast zu dem dunkelroten Boden. Wir haben noch nie soviel Fotopausen gemacht wie heute. Einen letzten Stop legen wir am Bea Bea Creek Middle ein, bevor wir am Aussie Roadhouse zum Chicken-Keulen-Lunch und zum tanken einkehren.
Durch die Yampire Gorge fahren wir ins Herz der Hamersley Ranges, die wir während der Fahrt schon eine ganze Weile vor uns liegen sahen. Es ist die wildeste aber auch die romantischste Zufahrt in den Nationalpark. Durch einige kleine Wasserlöcher und über ruppige Piste erreichen wir den Campground am Fortescue Fall (Dale River). Im weitläufigen Gelände sind diverse kleine Schneisen in den Busch geschlagen und als Stellplätze für Camper deklariert. Am 'Europaring' gefällt uns die Campsite Nr. 70. Wir schlagen unser Quartier auf. Es ist ein himmlisches Plätzchen. Die Beine vertreten wir uns bei einem kurzen Spaziergang zur Dale River Rim. Die von der Abendsonne angestrahlten roten Felswände verleihen diesem Fleckchen Erde eine einmalige Ausstrahlung. Hier in der Wildnis fühlen wir uns tief im Herzen 'unseres' Australiens. Die durch den Busch hüpfenden Kängurus tragen ihren Teil zu diesem stimmungsvollen Bild bei.

25.08.1998 [146 km] Oxer Lookout, Tom Price (Tom Price Tourist Park). Den neuen Tag beginnen wir mit einer ausgedehnten Wanderung. 2,5 Stunden sind wir unterwegs, hinunter in die Schlucht des Dale River zu den Fortescue-Fällen. Es ist ein halsbrecherischer aber lohnender Abstieg. Nur wenig Wasser plätschert über die Felsvorsprünge und durch die kleinen Tümpel, ehe es im tiefen schattigen Taleinschnitt seinen Weg fortsetzt. Wir sind die einzigen Besucher in dieser einmaligen Landschaft. Erst als wir den Aufstieg zur Rim fast hinter uns haben, vernehmen wir die Stimmen anderer Besucher. Nach der Kühle in der engen Schlucht empfängt uns auf dem Callitri Track schon die trockene Hitze des neuen Tages. Wir folgen dem Track und dem anschließenden Rim Trail bis zum Circular Pool. Faszinierend immer wieder der Blick über die steilen Klippen in die Tiefe der Schlucht, die von Wassermassen in den weichen Sandstein gesägt wurde.
Nach einem gemütlichen Lunch am Camp brechen wir auf zum Oxer Lookout. Dieser atemberaubende Blick in die tiefen Schluchten der hier zusammentreffenden fünf Flüsse lässt die Urgewalten, die dieses einmalige Gebilde geschaffen haben, nur erahnen. Mehr als 100 Meter unter uns schimmern blaue palmenbestandene Wasserlöcher wie Opale, wenn das Licht der steil stehenden Sonne für einige Minuten den Talgrund erreicht. Unser nächstes Ziel liegt 700 km entfernt, etwas viel für eine Tagesetappe. Wie die Straßenverhältnisse sind, wissen wir auch nicht - vor 5 Jahren war die Hälfte davon noch Piste. Wir beschließen, keine weitere Übernachtung im Nationalpark anzuschließen und noch ein Stück zu fahren. Die nächsten 106 km sind dann auch tatsächlich Gravelroad. Die heiße Mittagsglut wabert über dem kargen Land und lange ist unsere rote Staubfahne im Rückspiegel zu sehen. Gegen 15:30 Uhr erreichen wir Tom Price. Nach der obligatorischen Kaffeepause befreien wir das Auto und unsere Wanderstiefel vom roten Staub des Tages. Die Nachttemperaturen scheinen hier noch niedriger zu sein als bisher. Wir kriechen das erstemal in die Schlafsäcke und schlafen gut und warm.

26.08.1998 [645 km] Exmouth. Wie gut, dass wir diese Etappe geteilt haben. Für den 'Rest' benötigen wir heute weitere 8 Stunden. Die Strecke bis Paraburdo wirkt wie ein riesiger Vorgarten. Es blüht in allen Farben. Verschwenderische Natur. Wir benötigen wegen der vielen Fotopausen für die 80 km bis zum Nanutarra Roadhouse 1,5 Stunden. Auf der Great Ocean Road (Nr. 1) fahren wir bis zum Abzweig nach Exmouth 50 km durch üppig bewachsene tiefrote Sanddünen-Landschaft. Aus der Querspange, vor vier Jahren noch eine wilde Gravelroad, ist inzwischen ein gut ausgebauter Highway geworden. Hier entdecken wir die ersten blühenden Sturt Desert Peas. Die Kilometer ziehen sich wie Gummi. Es ist schließlich 17:30 Uhr als wir endlich das Lighthouse Camp kurz hinter Exmouth erreichen.
Welch ein Temperaturunterschied zu den letzten Tagen. Während wir gestern noch in die Schlafsäcke gekrochen sind, kühlt es hier am Meer überhaupt nicht ab. Die nächtlichen Außentemperaturen liegen sicher weit über 20°C. Wir liegen auf den Schlafsäcken.

27.08.1998 [38 km] Exmouth. Nach dem Frühstück beginnt der Tag mit den obligatorischen Pflichten, große Wäsche, Vorräte auffüllen, tanken und Wagen überprüfen. Obwohl wir für große Taten gerüstet sind, lassen wir es langsam angehen. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel in Exmouth beschließen wir den Vormittag mit einem zünftigen Lunch. Den anschließenden Strandspaziergang beenden wir schon nach einer Stunde, die glühende Mittagshitze ist nicht auszuhalten. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich im Schatten der Bäume des Camps. Die Hitze scheint auch unserem Kühlschrank nicht zu gefallen, er ist in Streik getreten.

28.08.1998 [63 km Ningaloo Nationalpark, Tulki Beach. Aufbruch in den Cape Range Nationalpark. Zunächst suchen wir einen geeigneten Stellplatz für die kommende Nacht. Das erste Camp ist nicht nach unserem Geschmack. Ein 'naturbesessener' Zeitgenosse lässt hinter seinem Camper einen Generator laufen, von dem er wohl wegen der Hitze den Schallschutz entfernt hat. Am Tulki Beach finden wir was wir suchen. Sechs Stellplätze mitten im Nationalpark hinter einer hohen Düne, die allerdings den kräftigen Seewind nur teilweise abhält. Nur wenige Schritte entfernt liegt eine herrliche Bucht mit einem breiten Sandstrand. Die reinste Idylle für einen ausgedehnten Spaziergang. Stundenlang hält uns an einem felsigen Uferabschnitt das Treiben kleiner Krabben mit grünem Rückenschild gefangen.

29.08.1998 [6 km] Ospray Bay. Der nächste Tag führt uns zur Turquoise Bay. Sie trägt ihren Namen wirklich zu recht. Während eines langen Morgenspaziergangs beobachten wir vom Ufer aus im klaren flachen Wasser Stachelrochen. Auch einige Schildkröten gleiten durchs seichte Wasser. Einige Meter weiter draußen gleitet die dreieckige Rückenflosse eines Hais vorbei. Als gegen Mittag eine Gruppe Schnorchler auftaucht, brechen wir auf. An der Ospray Bay finden wir einen weiteren idyllischen Platz für die kommende Nacht. Zwar pfeift auch hier der Wind recht kräftig, aber eine 3-stündige Wanderung rund um die wie ein Opal schimmernde Bucht lässt uns solche Nebensächlichkeiten vergessen. Diese Küste ist unbeschreiblich schön und die wenigen Menschen stören diese Einsamkeit nicht. Als die Nacht hereinbricht, herrscht die Ruhe der australischen Wildnis.

30.08.1998 [352 km] Carnarvon. Weiter geht es südwärts durch den Nationalpark. Wir durchqueren den Yardie Creek. Am jenseitigen Ufer des Creeks bleiben wir im tiefen Treibsand stecken. Mit aktiviertem 4-Rad-Antrieb überwinden wir auch dieses Hindernis. Der Track bis zur Ningaloo Station gehört uns an diesem Morgen allein, abgesehen von einigen Kängurus, die neugierig den Kopf heben. Die anschließende Gravelroad bis zum Highway hat es aber auch noch in sich. Sie durchschneidet die abwechslungsreiche Dünenlandschaft in ständigem auf-und-ab. Am Minilya Roadhouse machen wir Lunch-Rast mit gegrillten Hähnchenkeulen. Riesige bunte Blütenteppiche, vorherrschend sind allerdings die Farben gelb und weiß, begleiten uns auf dem Weg nach Carnarvon. Auf einem ruhigen Camp inmitten von Obstplantagen beschließen wir den Tag.

31.08.1998 [452 km] Gascoyne Junction, Mt. Augustus. Wenn die Landkarten nicht zu alt sind, führt die heutige Etappe nur über 'gravelroad'. Bis über Gascoyne Junction hinaus nach Dairy Creek sind aber nur einige schlechte Wegstrecken zu überwinden. In Gascoyne Junction stoppen wir an einem kleinen ländlichen Roadhouse, um uns nach den Wegverhältnissen zu erkundigen. 'Keine besonderen Vorkommnisse, wenn ihr über Dairy Creek fahrt. Die Route über die Kennedy Range schafft ihr aber nicht an einem Tag.' In den nächsten 6 Stunden begegnet uns kein einziges Fahrzeug. Viele tiefe Rinnen im Track zeugen von heftigen Regenfällen, die erst kürzlich niedergegangen sein müssen. Die Fahrt erfordert volle Konzentration. Die Natur erstrahlt in voller Blütenpracht. Als wir Cobra Station passieren, in der Ferne ist schon der Mt. Augustus auszumachen, weitet sich die Blütenpracht in wahre rote Teppiche aus. Mitten in der Wildnis am Fuße des Mt. Augustus erreichen wir um 17:00 Uhr unser Camp. Die Temperaturen sind hier wesentlich angenehmer, als an der Küste, und es ist vor allem windstill.

01.09.1998 [345 km] Meekatharra. Auch die Nacht war verhältnismäßig warm. Streckenweise kommen wir recht flott voran. Es geht durch mit Wildblumen übersätes Buschland. Auffallend viele Emus bevölkernd die von diversen Flüssen zerfurchte Landschaft. Nur knapp 6 Stunden benötigen wir bis Meekatharra. Wieder hat sich das Wetter dramatisch verändert. Sturmartiger warmer Westwind treibt dichte Staubwolken durch die kleine Stadt. Auf unserem schlichten Straßencamp finden wir keine Ecke, die einigermaßen Schutz bietet.

02.09.1998 [440 km] Mt. Magnet, Mullewa. Bei immer noch starkem Wind brechen wir Richtung Süden auf. Der Wind hat aber auch alle Wolken vertrieben. Dafür ist es wieder unangenehm kalt geworden. Wir durchqueren eine teilweise harsche Landschaft mit vielen Salzseen. Auch hier fallen die vielen Emus auf. Nach einem kurzen Stopp in Mt. Magnet biegen wir Richtung Geraldton nach Westen ab. Wir wollen nach Mullewa auf die sogenannte 'Wildflower Route'. Die folgenden 200 km übertreffen jedoch alles, was wir je gesehen habe. Wildblumen in voller Pracht und in einer geradezu unvorstellbaren Fülle. Zunächst ist es ein bis zum Horizont reichender Blütenteppich, der uns zum Anhalten animiert. Dann kommen wir vor Begeisterung aber kaum wieder zum Auto zurück, ob der Vielfalt an Formen und Farben. Ab Pindar, bis hier führt die Eisenbahn, beherrschen plötzlich Weizenfelder das Land. Wir durchqueren Australiens Kornkammer. In Mullewa finden wir ein schönes neues Camp in ruhiger Lage. Beim anschließenden Gang zur Tourist-Information beginnt es dann plötzlich zu regnen. Der Himmel ist wolkenverhangen.

03.09.1998 [251 km] Morawa, Perenjori, Wubin. Auch am nächsten Tag sieht der Himmel nicht sehr vielversprechend aus. Wir bleiben warm angezogen. Bevor wir aufbrechen, lassen wir noch die Gasflasche für den Herd neu füllen. Die offizielle 'Wildflower Route' ist ein billiger Abklatsch dessen, was wir gestern gesehen haben. Ein breiter Wegrain begleitet die Straße, dahinter erstrecken sich die riesigen Kornfelder. Nur einige wenige Büsche stehen schon in Blüte. Ein paar Felder schmücken sich im Gelb der Daisys. Ansonsten herrscht das Gelb der Akazienbüsche (wattles). Wir treffen unterwegs unsere Camp-Nachbarn aus Carnarvon wieder. Auch sie sind enttäuscht über die spärliche Wildblumen-Vegetation. Aus den dicken Wolken, die noch immer über das Land treiben, ergießen sich ergiebige Schauer. Für die wenigen Fotostopps, kommt aber immer wieder die Sonne durch. Bei Cauna finden wir zwar keine Orchideen, aber zwei flirtende grüne Papageien. In Dalwallinu beenden wir um 14:30 Uhr diese Tagesetappe. Das Thermometer zeigt nur noch 16°C an.

04.09.1998 [413 km] Wongan Hills, Goomalling, Merridin (Merredin Caravan Park). Nach eiskalter Nacht, es sind 4°C, wärmen unsere Glieder nicht einmal in der kräftigen Morgensonne auf. 'Egal wo ihr hinwollt, ihr solltet über New Norcia fahren', rät uns der Tankwart, als wir zur nächsten Etappe aufbrechen. Es ist nur ein kleiner Umweg gegenüber unserem eigentlichen Plan. Die Strecke, mit stellenweise breiten Wegrainen, führt durch abwechslungsreiche Hügellandschaft mit vielen Eukalyptuswäldern, Weizenfelder und Schaffarmen. New Norcia ist eine sehenswerte alte, gut erhaltene spanische Benediktiner Mission, die man in dieser Einsamkeit wahrlich nicht vermutet. Auf dem Weg nach Merredin passieren wir noch die kleine ansprechende Stadt Wongan Hills.

05.09.1998 [385 km] Narenbeen, Heyden, Lake King, Ravensthorpe. Nach einer kalten Nacht geht's bei klarem Himmel weiter auf kleinen schalen Nebenstrecken nach Hyden. So schnell ändern sich in Australien die Verhältnisse. Vor 4 Jahren konnten wir mit dem Pkw auf unwegsamer Gravelroad Hyden nicht erreichen. Diesmal, gut gerüstet mit 4WD, gelangt man nach Hyden auf gut asphaltierter Straße. Der Wave Rock fasziniert uns. Geformt aus den Launen der Natur, erhebt sich wie ein Monument eine imposante steinerne Welle aus der Landschaft. Unsere Fahrt führt uns auf einsamen sehr guten Straßen nach Ravensthorpe. Vom privaten Camp, am Rande eines lichten Waldes, machen wir eine ausgedehnte Buschwanderung. Es ist zwar noch unangenehm kalt, aber wenigstens der Wind ist eingeschlafen.

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Die südliche Ecke von West-Australien besteht aus einer herrlichen Szenerie und unbeschreiblichen Kontrasten.....Wälder, Strände, Klippen, Seen und Felder, alles innerhalb kurzer Entfernungen von einander. Nichts ist beständig.....und wie eine Ausstellung in einer großen Gallerie der schönsten Kunstwerke von Spitzenkünstlern, es ist bewundernswert. Da unsere Vorfahren über die 'Sieben Weltwunder' sprachen, ist es offensichtlich, dass sie nie West-Australien gesehen haben und merkwürdige Vorstellungen davon hatten, was 'wundervoll' ist.

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06.09.1998 [187 km] Esparance (Esparance Bay Caravan Park). Obwohl wir nur eine kleine Etappe vor uns haben, brechen wir früh auf. Die Landschaft wird wieder ursprünglicher, wir fahren durch offenes Buschland mit niedrigem Mallee-Bewuchs. Schon um 10:00 Uhr erreichen wir die Küste bei Esperance und beziehen auf einem schönen Big4-Camp Quartier. Strahlender Sonnenschein - über Ravensthorpe hingen noch dichte schwarze Wolken - verheißt einen schönen Stadtbummel. Mit Entsetzen stellen wir fest, dass mit unserer Zeitrechnung etwas nicht stimmen muss. Die Stadt ist menschenleer und alle Geschäfte sind geschlossen. Ein Tankwart klärt uns auf: "Am Sonntag sind alle Geschäfte geschlossen." Schon Sonntag, wie die Zeit vergeht. Wir verlegen unseren Spaziergang an die Küste und wandern die unendlich lange Strandpromenade entlang. Zurück im Camp flattert bald die große Wäsche auf der Leine. Den Rest des Tages gestalten wir dann auch sonntäglich. Windgeschützt, umgeben von blühenden Bäumen und Büschen, ergänzen wir unsere Tagebucheintragungen bei Kaffee und Kuchen. Die vielfältigen Stimmen einer uns fremden Vogelwelt - keiner der Sänger ist zu sehen - bilden eine einzigartige akustische Kulisse.

07.09.1998 [112 km] Cape Le Grande Nationalpark. Es geht in die Wildnis. Schnell sind die Vorräte wieder aufgefüllt. Wir folgen der 'Great Ocean Road', vorbei am Pink Lake und herrlichen einsamen Buchten zwischen mächtigen Granitfelsen. An vielen dieser faszinierenden Ausblicke machen wir halt, ehe wir den Cape Le Grand Nationalpark erreichen. Ein kleiner Einschnitt in die üppige Vegetation markiert die 'Bay Nr. 2', unseren Stellplatz für die kommende Nacht. Der meilenlange Strand an der Cape Le Grand Bay gehört uns allein. Auf einem ausgedehnten Bummel treffen wir keine Menschenseele.

08.09.1998 Lucky Bay. Nach ruhiger Nacht in der Abgeschiedenheit des Nationalparks treibt es uns weiter. Wir fahren zur Lucky Bay. Das ist der Endpunkt unserer Buschcamper-Tour und der Höhepunkt zugleich. Eine malerische Bucht. Das türkisfarbene Wasser wird von blendend weißem Sand gesäumt. Wir finden eine Campsite so richtig nach unserem Geschmack. Über Stock und Stein wandern wir durch wildes Buschland. Überall recken kleine Wildblumen, darunter viele Orchideen, ihre farbenprächtigen Blüten der Sonne entgegen. Zum Abschluss umrunden wir die Bucht und beobachten dabei ein Walweibchen mit ihrem Neugeborenen im seichten Wasser in unmittelbarer Ufernähe. Eine heraufziehende dunkle Wolke veranlasst uns zum Rückzug. Auf Regen hatten wir uns heute nicht eingestellt. Es ist zwar wärmer als in den letzten Tagen, aber die vom Parkranger vorhergesagten 26°C sind es bestimmt nicht.
Immer wieder von einer Kängurufamilie abgelenkt, sind wir fast mit dem Lunch fertig, als es anfängt zu regnen. Nach einer Stunde ist alles wieder vorüber. Zufrieden und entspannt halten wir Siesta. Obwohl wieder dunkle Wolken vorbeiziehen, sitzen wir auch zum Kaffee wieder im Freien. Wetterprognosen sind hier an der oft sehr stürmischen Südpazifikküste wie ein Lotteriespiel. Innerhalb von Minuten kann sich alles ändern. Und es wird sich noch ändern. Nach einem wunderbaren Sonnenuntergang, der Himmel erstrahlt in allen Pastelltönen, zieht ein schweres Gewitter auf. Es gießt in Strömen, der Sturm peitscht das Meer, Blitze beleuchten das Camp taghell und der Donner übertönt die nahe Brandung. Der Campingplatz steht innerhalb weniger Minuten knöcheltief unter Wasser.

09.09.1998 [85 km] Esperance (Esparance Bay Caravan Park). Strahlend blauer Himmel begrüßt uns am nächsten Morgen. Das abfließende Wasser hat tiefe Furchen in den Boden gespült. Es ist angenehm warm, die richtige Stimmung für einen ausgedehnten Morgenspaziergang, um noch weitere Orchideen zu suchen. Um 11:00 Uhr brechen wir auf. Bevor wir in Esperance unser altes Camp aufsuchen, wird zunächst der Wagen für die letzten Etappen fit gemacht und unsere Vorräte aufgefüllt. Es folgt ein ausgedehnter Spaziergang an der Twilight Bay. In einem urgemütlichen Cottage kehren für zum 'five o'clock tea' ein.

10.09.1998 [401 km] Bremer Bay (Bremer Bay Caravan Park). Die Nacht über gießt es wieder in Strömen. Bei aufreißender Bewölkung starten wir um 08:50 Uhr.Das Wetter wird immer schöner, auch wenn oft für einige Fotos auf ein geeignetes Sonnenloch warten müssen. In Jerramungup gibt es zur Abwechslung 'mal frische Pizza. Als wir uns wieder der Küste zuwenden, setzt erneut heftiger Regen ein, der uns die letzten Kilometer begleitet. An den ersten blühenden Banksien können wir aber nicht vorbeifahren. Für ein paar gelungene Fotos warten wir immer wieder darauf, dass die Sonne zwischen zwei schwarzen Wolken herauslugt. Auch diesmal hat sich das Warten gelohnt, entdecken wir doch ein einem Gestrüpp zwei neue Orchideen. Am südlichsten Zipfel des Fitzgerald River Nationalparks erreichen wir nachmittags Bremer Bay. Drei Camper verlieren sich auf dem riesigen Gelände eines privaten ruhigen Camps im Grünen. In dieser Abgeschiedenheit genießen wir unseren Nachmittagskaffee. Aus dem folgenden gemütlichen Spaziergang ohne Kamera wird aber nichts. Schon nach 500 Metern tauchen die ersten malerischen Motive auf. Kamera holen. Am Trampelpfad entlang der Bremer Bay wimmelt es nur so von Orchideen. Der Regenschirm behütet uns vor größerem Ungemach, als die nächste schwarze Wolke ihre Schleusen öffnet. Es ist halt Frühling im Süden West-Australiens.

11.09.1998 [40 km] Bremer Bay (Bremer Bay Caravan Park). In dieser Umgebung schlafen wir wieder wie die Murmeltiere. Der bewölkte Morgenhimmel reißt bald auf. Es ist aber wieder etwas kühler geworden. Wir steuern diverse Buchten rund um die Bremer Bay an, gehen spazieren und fotografieren wie die Weltmeister. Nach dem Lunch im Camp wandern wir zum View Point. Nachmittags haben wir 'Dienst', Camper aufräumen, Karten schreiben und Tagebuch aktualisieren stehen auf dem Programm.

12.09.1998 [150 km] Stirling Range (Stirling Range Retreat). Auf schmalen Nebenstraßen, die zweite Hälfte auf gut präparierter Gravelroad, steuern wir die Stirling Range an. Immer wieder unterbrechen wir die Fahrt, um die vielen Blumen und Blüten im Foto festzuhalten. Auch die Sonne meint es gut mit uns, blinzelt sie doch immer wieder zwischen den Wolken hindurch. Mittags erreichen wir das Camp am Eingang zum Stirling Range Nationalpark. Auf einer handgezeichneten 'Wanderkarte' entscheiden wir uns für den 'Kanga walk' als Nachmittags-Progamm. Wildblumen über Wildblumen lassen auch diesen Spaziergang wieder zur Fotosafari ausarten. Kaum sind wir zurück, setzt lang anhaltender Regen ein.

13.09.1998 [18 km] Stirling Range (Stirling Range Retreat). Der neue Tag beginnt nicht sehr verheißungsvoll. Das Wetter ist sehr unbeständig geworden. Das veranlasst uns auch, den Aufstieg zum Bluff Knoll nicht anzutreten. Wir unternehmen stattdessen die ausgedehnte Wanderung No.2 unserer 'Wanderkarte'. Wie erwartet, werden wir von einigen Schauern überrascht, gut beschirmt ist das aber kein Problem. Auch hier brechen überall die herrlichsten Blüten hervor, darunter auch viele Orchideen. Zum Lunch kehren wir in einem am Parkeingang gelegenen Café ein. Danach geht's dann zum Bluff Knoll. Wir steigen ca. ein Drittel des Weges bis zum Gipfel hinauf, kehren dann aber wegen der fortgeschrittenen Stunde um. Inzwischen ist es aufgeheitert. Am Abend verschwinden die Wolken völlig. Ein wunderbarer Sonnenuntergang und die hereinbrechende sternenklare Nacht versprechen viel für den kommenden Tag.

14.09.1998 [158 km] Kojonup (Kojonup Caravan Park). Es kommt aber ganz anders. Dichter Nebel und tief hängende Wolken begleiten uns bei der Durchquerung der Stirling Range. Auf 50 Kilomtern Gravelroad geht's durch einmalig schöne und wilde Natur. In Cranbrook beschaffen wir uns Informationsmaterial für die nächsten Tage und füllen unsere Vorräte wieder auf. In Kojonup finden wir ein gepflegtes privates Camp außerhalb der Stadt. Ein geplanter Spaziergang muss leider ausfallen. Vorne links scheint der Reifen an Luftmangel zu leiden. Also ab in die Werkstatt. Für AUS-$ 10,00 wird der Schlauch geflickt. Wir nutzen die Zeit auch gleich für einen Bankbesuch.

15.09.1998 [256 km] Fremantle (Fremantle Village & Chalet Centre). Durch zunächst weitläufiges Grasland mit riesigen Schafherden und ab Bannister dann durch dichten Wald steuern wir unser nächstes Ziel an, Freemantle. Früh sind wir auf dem dem Camp in Sichtweite zur City. Es sind dann aber doch noch 3,5 km Fußmarsch bis in die historische Innenstadt. 3 Stunden wandern wir bei herrlichstem Sonnenschein kreuz und quer durch Fußgängerzonen, Arkaden und alte Straßen. Zu unserer nachmittäglichen Kaffeestunde sind wir wieder zurück im Camp.

16.09.1998 [39 km] Perth (Perth Holiday Park). Wieder Stellungswechsel. Problemlos erreichen wir das ausgewählte Camp im Norden von Perth. Es ist zwar recht voll, aber mit unserem kleinen flexiblen Gefährt dürfen wir eine abgeschiedene grüne Nische beziehen und müssen uns nicht in die offizielle Reihe eingliedern. Es wird ein Arbeitstag mit aufräumen, umsortieren und großer Wäsche. Es ist ein heißer Sonnentag. Wir verfluchen unsere Entscheidung, uns am Nachmittag bei einem Fußmarsch zu Woolworth im 2,5 km entfernten Einkaufs-Center, noch etwas die Beine zu vertreten.

17.09.1998 per S-Bahn nach Perth, Stadtbummel, Kings Park. Auch der neue Tag begrüßt uns mit wolkenlosem Himmel. Der S-Bahnhof ist ganz in der Nähe. Wir marschieren über die schier endlose Lord Street zum Bahnhof. Ganze 50 Minuten sind wir bis Success Hill unterwegs. Dafür ist die S-Bahn ruck-zuck in Perth. Am Hauptbahnhof erfahren wir, dass es die Tickets für den 'Indian-Pacific' nur am Bahnhof 'East Perth' gibt, den wir auf der Herfahrt gerade passiert haben. Also wickeln wir erstmal unser geplantes Programm ab. 'rauf zum Kings Park. Welche Enttäuschung, wir sind dieses Jahr wirklich etwas zu früh, es blüht noch fast gar nichts. Aber allein dieser herrliche Bummel hier herauf und auf verschlungenen Wegen kreuzweise durch den Park mit den ständig wechselnden Aussichten auf die Stadt und den Swan River, ist es wert unternommen zu werden.
Den Nachmittag - nach einem schnellen Lunch in einer der stilvollen 'Fress'-Etagen in einem Shopping-Center - verbringen wir mit einem ausgedehnten Bummel durch die Innenstadt und die belebte Mall. Auf der Rückfahrt zum Camp holen wir unsere Bahntickets, d.h. wir versuchen es. Leider sind die Schalter im Bahnhof schon geschlossen. Der Indian-Pacific ist eben kein normaler Zug.

18.09.1998 Perth. Noch einen ganzen Tag verbringen wir in der City. Zum Bahnhof nach Guildford nehmen wir diesmal die West Swan Road. Auch am 'East Perth' sind wir erfolgreich und erhalten die vorbestellten Tickets. Der Stadtbummel verläuft ganz entspannt und genüsslich - wir haben keine Fotoapparate mitgenommen.

19.09.1998 Perth. Das reicht dann auch für die Stadt. Den neuen Tag lassen wir etwas ruhigen angehen. Bevor wir den Camper aufräumen und das Gepäck für den vor uns liegenden Reiseabschnitt neu sortieren, schlendern wir noch einmal nach Guilford. Ein paar Bilder von der kleinstädtischen Atmosphäre dieses Vororts fehlen uns noch und zur Post müssen wir auch. Wir brauchen einen Karton, um einen Teil der gesammelten Literatur und Muscheln in die Heimat zu senden.

20.09.1998 [53 km] Swan Valley (Weingut Houghton), Perth, Hotel Mount Street Inn. Wie gestaltet man einen Tagesausflug bei nur 53 zurück zu legenden Kilometern? Die Zeit lässt sich doch mit einer zünftigen Weintour durchs Swan Valley am besten verbringen. Was ist denn bloß los? Alle Weingüter sind geschlossen, auch auf den Straßen ist wenig Betrieb. Sonntag ist's, daran haben wir nicht gedacht. Einen Versuch starten wir noch. Volltreffer - auf dem Gelände von Houghton ist Hochbetrieb. Im großen gepflegt angelegten Park vor dem Weingut herrscht Volksfeststimmung. Nach der Weinprobe decken wir uns mit einigen Flaschen ein. Wir sind in Bombenstimmung, als wir uns im Jacaranda Café zum Lunch niederlassen.
Das Mount Street Hotel in Perth erreichen wir schon am frühen Nachmittag. Nach einem kurzen Spaziergang können wir es gar nicht erwarten, nach 33 Tagen wieder in ein richtiges großes Bett zu steigen.

21.09.1998 [21 km] Rückgabe Campervan, 13:35 Uhr ab 'Indian Pacific'. Weltuntergangsstimmung läutet einen neuen Tag ein. Es schüttet wie aus Kübeln, dazwischen prasseln Hagelschauer nieder. Wir wissen nicht, wie wir die 200 Meter vom Hotel zur Post zurücklegen sollen. Dort wollen wir das Päckchen mit den auf dem bisherigen Teil der Reise eingesammelten Prospekte, Broschüren und Muscheln in die Heimat schicken. Außerdem muss unser Auto verschwinden. Ab 08:00 Uhr herrscht vor dem Hotel absolutes Halteverbot. Einige Kilometer müssen wir auch noch fahren, es sind noch 21 km zur weit außerhalb der Stadt liegenden Camperstation von Hertz. So, geschafft, das Paket ist weg, und wir können starten. Etwas wehmütig wird uns schon, als wir bei Hertz unser liebgewonnenes Domizil wieder abgeben. Für die Unannehmlichkeiten mit dem Kühlschrank schlagen wir noch einige Dollar 'raus und gegen alle Gewohnheiten kauft man uns auch den nagelneuen Campingtisch ab. Mit dem Taxi geht's dann ans andere Ende der Stadt zum Bahnhof. Mit 10 Minuten Verspätung verlassen wir an Bord des 'Indian Pacific' Perth um 13:45 Uhr. Langsam lässt der Zug die Silhouette von Perth und damit besiedeltes Gebiet hinter sich. Bis zum Einbruch der Dunkelheit durchqueren wir eine abwechslungsreiche Landschaft mit Eukalyptuswäldern, Weideland mit großen Schafherden und riesigen Weizenfeldern.

22.09.1998 Unterwegs im 'Indian Pacific'. Tief und fest haben wir geschlafen. Ob der Zug in Kalgoorlie gehalten hat, haben wir nicht gemerkt. Um 06:00 Uhr sind wir wieder auf den Beinen. Vor den Fenstern huscht eine eintönige flache Landschaft vorbei. Von starken Regenfällen sind tiefe Rinnen in den roten Boden gegraben worden, niedrige Sträucher und Büsche bieten dem Wind kaum Widerstand. Neben der Strecke rostet altes Gerät still vor sich hin. Man spürt selbst hier drinnen im gemütlichen Zug die Einsamkeit der Nullabour. Der Zug donnert ohne einen Ruckler dahin. Wir fahren über die längste kurvenlose Eisenbahnstrecke der Welt - es sind 476 Kilometer immer geradeaus. Nach einem ausgiebigen Frühstück erreichen wir die 'Grenze' zu Südaustralien und kurz darauf die Wüstensiedlung Cook. Von dem einst - während des Baus der Eisenbahnlinie - blühenden Städtchen ist nicht mehr viel zu sehen. Der Bahnhof, ein Kiosk mit Souvenierladen und ein riesiger Platz über den der heiße Wind eine Staubwolke und verdörrte Büsche treibt. Der Aufenthalt dauert 2,5 Stunden, dann werden die Uhren um 1,5 Stunden vorgestellt, es ist also 13:00 Uhr als wir uns wieder in Bewegung setzen. Einige Stunden am Nachmittag verbringen wir im Barwagen in angeregter Unterhaltung mit Mitreisenden. Am Abend, wir sind immer noch in der Nullabour, beobachten wir, wie im Süden heftige Gewitter heraufziehen.

23.09.1998 [49 km] an 06:05 Uhr Adelaide. Fortsetzung in Südaustralien


[1993] [1998]

Einhundert Tage für einen Kontinent [grüne Linie]
- Etappe 2 -

37 Tage durch Westaustralien (5.986 km)
- Die Küste von Broome bis Esperance und durch die Nullarbor -

Mo 11.08.2003 ab km-Stand 96.019. Cable Beach
Di 12.08.2003 [30 km] Broome
Mi 13.08.2003 Broome, Cable Beach, Roebuck Bay (Bird Observatory Camp)
Do 14.08.2003 [35 km] Broome, Roebuck Bay
Fr 15.08.2003 [390 km] Eighty Mile Beach
Sa 16.08.2003 Roebuck Bay
So 17.08.2003 [247 km] Port Hedland (Strand)
Mo 18.08.2003 Hamersley Range, Einfahrt über Munjina Gorge, Camp am Dales Gorges
Di 19.08.2003 3°C, Fortscue Falls, Fern Pool, Circular Pool
Mi 20.08.2003 4°C, Kalamina Gorge, Joffre Falls, Weano Gorge (Junction Lookout, Oxer Lookout, Weano Gorge Rim Trail) [Reifenpanne]
Do 21.08.2003 [591 km] Tom Price
Fr 22.08.2003 [259 km] [Sturmnacht] noch ein Reifen platt, Millstream NP
Sa 23.08.2003 [587 km] Python Pool (Chichester NP), Camp Giralia Sheep Station
So 24.08.2003 [144 km] Exmouth (Lighthouse Caravan Park)
Mo 25.08.2003 [127 km] Cape Range NP (T-Bone Bay, Turquoise Bay, Sandy Bay)
Di 26.08.2003 [183 km] Yardie Creek, Ningaloo Station, Coral Bay
Mi 27.08.2003 [336 km] Bloweholes, Carnarvon (Plantation Caravan Park, Big4)
Do 28.08.2003 [354 km] Hamelin Bay, Shell Bay, Denham, Monkey Mia Resort
Fr 19.08.2003 Monkey Mia (Delphine), Francois Peron Nat.-Park, Little Lagoon, Denham (Blue Dolphin Camp)
Sa 20.08.2003 [380 km] Carnarvon (Top Tourist Park 'Wintersun')
So 31.08.2003 [447 km] Mount Augustus
Mo 01.09.2003 [54 km] Mount Augustus, Edney's Lookout, Cattle Pool
Di 02.09.2003 [525 km] Meekathara, Mount Magnet
Mi 03.09.2003 [397 km] Yalgoo, Mullewa, Chapman Valley, Geraldton
Do 04.09.2003 [13 km] Geraldton
Fr 05.09.2003 [406 km] Swan Valley, Perth-Midland
Sa 06.09.2003 Perth
So 07.09.2003 [18 km] Swan Valley (Houghton Winery)
Mo 08.09.2003 [323 km] Bunburry, Gracetown
Di 09.09.2003 [148 km] Weinroute (Rivendell Vineyard, Voyager Winery)
Mi 10.09.2003 [63 km] Lake Cave, Margaret River
Do 11.09.2003 [351 km] Karridale, Karri Valley, Pemperton, Beedelup Falls, Warren NP, Windy Harbour, Walepole
Fr 12.09.2003 [668 km] Great Tingle, Circular Pool, Valley of the Giants (Tree Top Walk), Albany, Porongurup Range (Castle Rock Wine Estate), Stirling Range
Sa 13.09.2003 [394 km] Kanga Trail, Bluff Knoll, Esperance
So 14.09.2003 [104 km] Twilight Bay Route, Cape Le Grande NP (Lucky Bay)
Mo 15.09.2003 Lucky Bay, Thistle Cove
Di 16.09.2003 [276 km] Esperance, Norseman
Mi 17.09.2003 [517 km] Madura (Camp)
Do 18.09.2003 [378 km] Grenze WA/SA, Bunda Cliffs, Nullarbor (Camp Roadhouse)
Fr 19.09.2003 [277 km] Head of the Bight, Nundroo, Ceduna (Camp), an 104.647

Von Broome in die Pilbara
Von Broome soll uns der folgende Teil unserer Reise zunächst an den längsten und vor allem einsamsten Strand der Welt führen, zum Eighty Mile Beach. Auf dem 'Highway Number One' werden wir Port Hedland ansteuern als Ausgangspunkt für einen Abstecher in den wildromantischen Karijini-Nationalpark. In Tom Price, im Herzen der Pilbara, heißt es dann sicher zunächst, den roten Staub wieder loszuwerden, ehe wir wieder die Küste ansteuern.

Mo 11.08.2003 ab km-Stand 96.019 Cable Beach. Pünktlich legen wir morgens früh in Broome<, der alten Perlenfischerstadt am Nordende der Westaustralischen Küste, an. Nach herzlicher Verabschiedung von der versammelten Mannschaft und einem Teil der Reiseteilnehmer startet der Shuttle-Bus in die Stadt. Leider steuert der Busfahrer zunächst die Pkw-Vermietung von Hertz an. So kommen wir zu einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt. Im Camper-Depot erwartet uns eine Überraschung. Für uns ist nicht der 4WD-Camper mit der uns vorher mitgeteilten Nummer bereitgestellt. Wir erhalten ein Gefährt, das Klassen besser ist als der Camper in Darwin. Unsere schriftliche Reklamation hat wohl etwas bewirkt. Wir erhalten sogar noch einen anständigen Tisch.
Jetzt müssen wir uns aber erst auf die neue Situation einstellen. Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen. Wie gut, dass wir von Deutschland aus einen Stellplatz vorbestellt haben. Das Camp ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Western Australia hat eines der so geliebten 'long weekends'. Abwechslungsreich ist er ja, dieser rote Kontinent. Als nach der 'Großen Wäsche' alles auf der Leine hängt, brechen wir auf zum nahen 'Cable Beach'. Den Spaziergang auf der Uferpromenade müssen wir etwas überstürzt abbrechen, da es anfängt zu regnen.

Di 12.08.2003 [30 km] Broome. Am nächsten Tag zeigt uns Australien dann so richtig, welche Überraschungen es immer und überall bereit hält. Die Regenzeit ist schon seit zwei Monaten zu Ende und trotzdem gießt es in Strömen. Unsere Wäsche hängt tropfnass auf der Leine.
Auch unser Frühstück müssen wir im Wagen fortsetzen, weil ein weiterer Regenguss niedergeht. Aber ehe wir großes Geschrei anstimmen, wie die Vögel auf unserem Camp, allen voran der Glattstirn-Lederkopf, ist der Spuk auch schon vorbei. Wir brechen auf zum Stadtbummel. 'Shopping' macht am meisten Spaß, wenn man nichts mehr benötigt. Mit Kamera und Mikrofon sind wir am Nachmittag dann im Camp unterwegs, auf der Jagd nach den zahlreichen gefiederten Gesellen, die uns den ganzen Tag mit ihrem Gesang unterhalten.

Mi 13.08.2003 Broome, Cable Beach, Roebuck Bay (Bird Observatory Camp). Haben wir Ebbe oder Flut? Es ist nicht exakt auszumachen, als wir am nächsten Morgen zu einem langen Spaziergang am herrlichen Strand des 'Cable Beach' aufbrechen. Der Wagen steht, wie es hier üblich ist, direkt auf dem Strand, in der Nähe einer Zufahrt durch die Dünen. Nach einer halben Stunde merken wir, dass wir auflaufendes Wasser haben. Die Küstenlinie wandert unaufhaltsam immer höher den Strand hinauf. Wir haben Flut. Nichts wie zurück. Wir kommen gerade rechtzeitig. Das Wasser umspült schon die Räder unseres Campers. Keine Zeit für Filmaufnahmen; nur weg hier. Einfach gesagt, bloß wohin? Die Zufahrt zum Strand steht schon unter Wasser. Von den Felsbrocken, die die Zufahrt zum Strand markieren, schauen nur noch einige wenige aus dem Wasser. Ich versuch' es. Geländegang eingelegt, in Gedanken noch einmal die Spur markiert, wo der festgefahrene 'track' sein müsste und mit Vollgas hindurch. Das Wasser spritzt auf, braune Brühe läuft an den Scheiben herunter, ich kann fast nichts mehr sehen, aber wir kommen durch. Der Wagen sieht aus, als ob wir vier Wochen in Sumpfgelände unterwegs gewesen sind.
Unser Geheimtipp in Broome ist das 'Bird Observatory' unmittelbar an der Roebuck Bay. Hier hält man für Naturfreunde elf Camper-Stellplätze mitten im Busch bereit. Das ist der ideale Ausgangspunkt für einsame Spaziergänge und ungestörte Vogelbeobachtungen. Auch in der Roebuck Bay fällt bei Ebbe das Wasser um einige Meter. Das frei fallende Land ist für die Vögel ein reich gedeckter Tisch und Jahr für Jahr Rastplatz vieler Zugvögel auf ihrem zum Teil über 10.000 Kilometer langen Flug von und nach Sibirien.
Recht enttäuscht sind wir deshalb, als wir beim ersten Strandspaziergang kaum Vögel zu Gesicht bekommen. Hat sich das Wasser zurückgezogen, tauchen aber andere, sonst nicht sichtbare Meeresbewohner auf. Schlammspringer und Winkerkrabben bevölkern plötzlich den roten Schlick. Die Krabben spüren jede Erschütterung des Bodens und können darüber hinaus mit ihren ausgefahrenen Stilaugen sehr gut sehen. Wenn ich auch nur einen Schritt mache oder mich aufrichte, verschwinden sie alle in ihren Höhlen.

Do 14.08.2003 [35 km] Broome, Roebuck Bay. Am nächsten Morgen sind wir wieder unterwegs. Die Flut drückt die Wassermassen zurück in die Roebuck Bay. Sogar der Rastfelsen der Pelikane versinkt langsam wieder im Wasser. Von den Mangroven schauen nur noch die Spitzen aus dem Meer. Das ist die Zeit, in der sich normalerweise auch die Watvögel am Ufer dicht zusammendrängen, um auf das nächste Futterangebot in 6 Stunden zu warten. Nur, wo sind sie? Nach einem langen Marsch um die Roebuck Bay finden wir endlich eine Bucht, in der sich Hunderte von Rotkopf-Säbelschnäbler, Strandläufer und Seeschwalben zusammendrängen. Im Camp erfreuen wir uns jeden Tag aufs neue, wenn wir von 'Willie Wagtail', dem Garten-Fächerschwanz, begrüßt zu werden.

Fr 15.08.2003 [390 km] Eighty Mile Beach. Nur 400 Kilometer südlich von Broome lockt uns die unendliche Weite des 'Eighty Mile Beach'. Um 10:00 Uhr sind in Broome alle Einkäufe erledigt und der Tank, die Gasflasche und der Wasservorrat aufgefüllt. Durch flaches Buschland, überall müssen wir durch Gebiete fahren, in denen Buschfeuer gewütet haben, folgen wir zunächst dem Highway Nr. 1. Bei einer vorgeschriebenen Höchst-Geschwindigkeit von 110 Kilometern pro Stunde, die übrigens jeder einhält, erreichen wir das 'Sandfire Roadhouse' gerade richtig zur 'lunch'-Zeit. Dann ist es nur noch ein Katzensprung, um zur Küste an den Indischen Ozean vorzustoßen.
Im Camp herrscht Hochbetrieb, auch hier ist kein Komfort-Stellplatz mit Strom und Wasser mehr frei. Wir stehen aber recht angenehm 'unpowered' am Rande des Camps. Wir lieben diese abgeschiedene Ecke von Westaustralien, hier haben wir das Gefühl, die Welt gehört ganz allein uns. An dem 150 Kilometer langen Strand gibt es keine Stadt, kein Dorf. Es ist zweimal im Jahr der Rastplatz von mehr als einer halben Million Zugvögel. Dieser Strand hat es uns angetan. Wir ziehen gleich los zu einer ausgedehnten Wanderung. Immer wieder verhalten wir den Schritt. Wir können uns nicht sattsehen an den in kurzen Sprints über den Sand huschenden Rotkopf-Regenpfeifern. Aber auch unter den Palmen im Camp gibt es genug zu beobachten.

Sa 16.08.2003 Eighty Mile Beach. Auch am nächsten Tag sind wir stundenlang (3 Stunden) an dem bei Ebbe mehrere Kilometer breiten Strand unterwegs. Zum Mittag hat Christa eine Überraschung im Topf: Schweinelendchen in Paprika/Tomaten-Gemüse auf Nudeln. Was doch so eine kleine Camperküche alles hergibt. Den Abend verbringen wir dann bei dem faszinierenden Schauspiel des Sonnenuntergangs mit seinem dramatischen Farbenspiel und den Spiegelungen in den Wasserlachen der Uferzone.

So 17.08.2003 [247 km] Port Hedland (Strand). Noch einmal wechseln wir den Standort. In Port Hedland liegt das von uns angesteuerte Camp abseits vom Lärm und den roten Staubwolken des größten australischen Eisenerzhafens. Hier wollen wir uns auf einen mehrtägigen Abstecher in die Wildnis der 'Hamersley Range' vorbereiten. Zunächst finden wir aber das 'Shopping Center' nicht. Einkaufen wird auf Morgen verschoben.
Schon im Camp ziehen uns die mannigfaltigen Stimmen aus riesigen Bäumen in ihren Bann. Auf dem Weg zum nahen Strand werden wir dann noch von einigen Zebrafinken aufgehalten, die sich über die Samen des hohen Grases hermachen. Geruhsam geht es in der Mittagshitze am Strand zu, auch wenn einige Hektiker, wie Austernfischer und Steinwälzer, immer wieder Unruhe stiften. Zwischen den uns bekannten Möwen und Seevögeln entdecken wir mehrere pechschwarze Gesellen, es sind die in Australien endemischen Rußausternfischer.

Mo 18.08.2003 Hamersley Range, Einfahrt über Munjina Gorge, Camp am Dales Gorges. Es fehlt immer etwas. Vor der Weiterfahrt müssen wir also zum Einkauf. Eine gute Gelegenheit auch 'mal etwas Ausgefallenes einzukaufen. Heute Abend wird es Steak mit geschmorten Zwiebeln geben. Heißer Wind bläst über das flache Land als wir landeinwärts unterwegs sind durch 600 Kilometer Einsamkeit zu unserem nächsten Ziel, dem Karijini-Nationalpark in den 'Hamersley Range'. Die Klimaanlage im Wagen läuft auf Hochtouren. Wir passieren flache ausgetrocknete Flussbetten und halten natürlich, wann immer sich etwas Blühendes am Wegesrand zeigt.

Mit über 6.000 Quadratkilometern ist der Karijini-Nationalpark der zweitgrößte von West-Australien. Seine Besonderheit sind die einzigartigen in Jahrmillionen entstandenen tiefen Schluchten mit Flüssen und Wasserfällen und der Kontrast des roten Gesteins zum strahlenden Blau des Himmels und den weißen Stämmen der 'Gum Trees'.

Wir nehmen diesmal nicht die asbestverseuchte Nordeinfahrt durch die 'Yampir Gorge', sondern steuern das Zentrum des Parks über die Osteinfahrt durch die 'Munjina Gorge' an. Die Sonne steht schon recht tief, als wir unser Ziel erreichen. Unser Stellplatz am 'Dales Gorge' ist wieder mitten in der Natur, direkt im Nationalpark. Dafür muss man allerdings für gewisse Bedürfnisse weit in den Busch gehen. Neu ist, dass die Stellplätze von einem Parkwächter vergeben werden, der auch die kräftig erhöhte Platzgebühr kassiert. Lange sitzen wir noch mit einem Glas Wein und genießen den Sonnenuntergang und die hereinbrechende Nacht.

Di 19.08.2003 3°C, Fortscue Falls, Fern Pool, Circular Pool. Bei strahlendem Sonnenschein ziehen wir zu einer Tageswanderung los. Tief hat der 'Fortscue River' sich in das Plateau eingegraben. Ein anspruchsvoller steiler 'trail' führt hinunter in die Schlucht zu den Fortscue-Fällen und dem 'Fern Pool'. Danach folgen wir dem 'Galitris Trail', einem Trampelpfad an der Abbruchkante der Schlucht, bis zum 'Circular Pool'. Immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke auf die einzigartige Naturkulisse.
Das Wissen um die Giftigkeit australischer Schlangen veranlasst mich, einen mächtigen Satz in die Büsche zu machen. In aggressiver Haltung züngelt sie mich an, als ich ihr auf dem Pfad zu nahe komme. Man soll gar nicht glauben, aus wie vielen Augenpaaren man in dieser Wildnis beobachtet wird. Auf dem Rückweg vom 'Circular Pool' durchs sonnendurchglühte Buschland huschen kleine Echsen zwischen den rotbraunen Felsen herum und aus den niedrigen blühenden Grevilla- und 'Bottle Brush'-Büschen ertönt vielstimmiges Vogelgezwitscher. Wir beeilen uns zurück zum Camper. Die malerischen Wolkengebilde am blauen Himmel verdichten sich immer mehr. Obwohl sich eine bedrohliche Gewitterfront bildet, bleiben wir von Ungemach verschont.

Mi 20.08.2003 4°C, Kalamina Gorge, Joffre Falls, Weano Gorge (Junction Lookout, Oxer Lookout, Weano Gorge Rim Trail) [Reifenpanne]. In der Nacht wird es eisig kalt. Wir erfahren später, dass es nur 3°C waren. Alle Wolken sind verschwunden. Ideales Wetter für die Erkundung der vielen Schluchten im Zentrum des Nationalparks. Zunächst folgt aber eine höllische Materialschlacht. Die 'Gravelroad' ist lange nicht geglättet worden. Im Wagen springt alles wild durcheinander.
Unser erster Besuch gilt der Kalamina-Schlucht. Wir unternehmen eine ausgedehnte Wanderung durch das malerische Tal. Einen 'trail' oder gar Wegmarkierungen gibt es nicht. Über Stock und Stein folgen wir dem gurgelnden kleinen Bach. Erst als dichtes Gestrüpp zwischen den steilen Felswänden uns den Weg versperrt, kehren wir um. Die nächsten Stationen sind die 'Joffre Falls' und das 'Weano Gorge', wo wir den 'Junction Lookout' und den 'Oxer Lookout' besuchen und dann noch dem Wanderweg an der Abbruchkante der Schlucht folgen. Die ganze Dramatik dieser Landschaft spürt man nirgends so hautnah, wie am 'Oxer Lookout'. Hier treffen vier Schluchten zusammen. Atemberaubend die Blicke hinunter auf die in allen Rot- und Gelbtönen schillernden Steilwände und palmenbestandenen permanenten Wasserlöcher.
Der Rückweg geht über die gleiche Piste. Ich habe das Gefühl, dass die Waschbrett-Rillen noch tiefer sind als auf der Herfahrt. Oder sollte etwa etwas mit den Reifen sein? Es ist nur noch ein Kilometer bis zum Camp, das Geräusch verlangt doch nach sofortiger Kontrolle. Tatsächlich, diese teuflische 'Gravelroad' kostet uns einen Reifen. Hinten rechts hängen nur noch einige Fetzen auf der Felge. Der Reifenwechsel gestaltet sich zu einer schweißtreibenden Prozedur. Es gibt keine markierte Position für den Wagenheber. Der Wagen liegt außerdem so tief, dass der Wagenheber sich an der Achse nicht ansetzen lässt. Nur mit der Hilfe eines netten Australiers und seines aufblasbaren Wagenhebers (exhaust air bag) ist diesem Problem beizukommen.

Do 21.08.2003 [591 km] Tom Price. Auch die nächste Nacht ist wieder eiskalt (4°C). Wir wärmen unsere steifen Glieder in der Morgensonne. Ohne Ersatzreifen werden wir keinen weiteren Tag im Nationalpark bleiben. Wir brechen auf nach Tom Price, seit 1965 das Zentrum der Eisenerzgewinnung in der Pilbara. Dort werden wir einen zusätzlichen, weil nicht geplanten, Aufenthalt einlegen. Zunächst gehen wir aber auf die Suche nach einem Ersatz für unseren demolierten Reifen. Dann beziehen wir Quartier in einem sauberen Camp am Fuße des höchsten Berges von Westaustralien, dem 747 Meter hohen 'Mount Nameless', wo wir uns und den Camper vom roten Staub befreien. Als die Wäsche im Wind flattert, widme ich mich dem Geschrei am anderen Ende des Camps. Die 'Little Corallas', (deutsch: Nacktaugenkakadu) toben in den Bäumen und an allen Masten, als ob sie Honorar für ihre Präsentation bekommen. Das ist Lebensfreude pur. Wenn man das gesehen hat, bekommt man Depressionen bei dem Gedanken, dass solche Tiere in Käfige eingesperrt werden.
Am Abend kommt heftiger Sturm auf, so dass wir wegen des über den Platz wirbelnden roten Staubs nicht im Freien sitzen können.

Von Nationalpark zu Nationalpark
Fr 22.08.2003 [259 km] [Sturmnacht] noch ein Reifen platt, Milstream Nationalpark. Der Sturm rüttelt die ganze Nacht am Camper und peitscht den Regen durch Fenster und Ritzen. Überraschung am Morgen. Auch der Ersatzreifen hinten links verliert Luft. Also vor der Weiterfahrt noch einmal in die Werkstatt. In Richtung zur Küste kann man Tom Price nur über die Straße #136, eine staubige 'gravelroad', verlassen.
Unser nächstes Ziel ist der Milstream-Nationalpark, ein Kleinod, das nur von Insidern angesteuert wird. Zu erreichen ist er allerdings nur über staubige Pisten. Das Camp am 'Crossing Pool', einem permanent mit Wasser gefüllten Abschnitt des Fortscue River, ist leer. Wir sind und bleiben auch die folgende Nacht die einzigen Gäste. Das heißt allerdings nicht, dass der Platz auch ruhig ist. Im Gegenteil, wir haben ein sehr lautes Quartier. In den Eukalypten, die den Fluss säumen, erzeugen Tausende von Nacktaugen-Kakadus, die 'Little Corallas', ein ohrenbetäubendes Geschrei.
Wir fühlen uns wie im Paradies. Ein anspruchsvoller 'trail' führt über Stock und Stein, Buschland, urwaldähnlichen dichten Wald und durch einen Palmenhain zum 'visitor center'. Erschrocken über so viel Betrieb, suchen die Roten Riesenkängurus das Weite. Mit der uns zur Verfügung stehenden Zeit haben wir uns total verschätzt. Mit unbeschreiblichem Tempo sinkt die Sonne dem Horizont entgegen. Den Weg zurück würden wir in der Dunkelheit ganz sicher nicht finden. Im Eiltempo kehren wir um, ohne das Besucher-Zentrum aufzusuchen.
Im Schein der untergehenden Sonne erhalten wir noch eine Sondervorstellung der akrobatischen Künste der weißen Kakadus. Machen die 'Corallas' Pause, ergreifen die Kookaburras die Gelegenheit, ihren Teil zu der Geräuschkulisse beizutragen. Als sich die ganze Meute der 'Corallas' bei Einbruch der Abenddämmerung dann als weiße Wolke in den Himmel erhebt, ist die plötzlich einkehrende Ruhe fast bedrückend.

Sa 23.08.2003 [587 km] Python Pool (Chichester NP), Camp Giralia Sheep Station. Ein malerischer Morgen verhilft uns zu einem ungestörten Frühstück in der Wildnis direkt am 'Circular Pool'. Vom Parkranger erhalten wir die Empfehlung, auf dem Weg nach Exmouth eine Nacht auf der 'Giralia Station', einer bewirtschafteten Schaffarm, zu verbringen. Zunächst liegen auf dem Weg zum Northwest Highway aber einige Kilometer unbefestigter 'gravelroad' vor uns. Im Chichester Nationalpark wird die Straße sogar einspurig, dafür ist sie aber befestigt. Nach einem kurzen Aufenthalt am Python Pool im Chichester Nationalpark fahren wir direkt durch bis zur 'Giralia Sheep Station', 125 Kilometer vor Exmouth. Der Stellplatz hinter dem Schafschererschuppen ist zwar ruhig und mit Netzanschluss, aber entspricht keineswegs dem sonst üblichen Standard.

So 24.08.2003 [144 km] Exmouth (Lighthouse Caravan Park). Die himmlische Ruhe unter südlichem Sternenhimmel beschert uns allerdings eine angenehme Nacht. Nach einem gemütlichen Frühstück nehmen wir die Straße nach Exmouth unter die Räder. Dort füllen wir alle Vorräte auf, und nach einem leichten 'lunch' steuern wir den 'Lighthouse Caravan Park' an. Das Camp liegt unmittelbar am Eingang zum Nationalpark. Einen sehr angenehmen Platz nehmen wir zunächst aber nur für 2 Nächte, weil wir eventuell noch im Nationalpark übernachten wollen, wenn wir einen geeigneten Platz finden. Der erste Weg führt uns an den nahen Strand, wo uns ein unmittelbar in den Dünen brütendes Adler-Pärchen in seinen Bann zieht. Der starke Wind treibt heftige Brandung ans Ufer.

Mo 25.08.2003 [127 km] Cape Range NP (T-Bone Bay, Turquoise Bay, Sandy Bay). Der nächste Tag führt uns dann an einige der einzigartigen Buchten im Cape Range-Nationalpark. Vor der Küste liegt ein langgezogenes Riff. Es gehört zum 'Ningaloo Marine Park'. Die Auswirkung dieses Schutzes sind malerische Buchten und wunderbare Lagunen mit blendend weißem Sand und türkisfarbenem Wasser. Die richtige Umgebung für ausgedehnte Strandspaziergänge. Draußen an der Riffkante ist die Gischt der Brandung als weißer Strich am Horizont auszumachen. Im Besucherzentrum erfahren wir, dass Camper-Stellplätze nicht mehr zur freien Verfügung stehen. Ohne vorherige Buchung besteht also keine Aussicht, direkt im Park zu übernachten, und zur Zeit ist alles belegt. Dann werden wir eben weiterfahren. Übernachtungen in freier Natur gibt es auch wo anders. Wir verbringen den Tag mit ausgedehnten Wanderungen an T-Bone Bay, Turquoise Bay und Sandy Bay. Zum essen fahren wir zurück ins Camp, wo wir dann auch bei einem malerischen Sonnenuntergang den Tag beschließen.

Di 26.08.2003 [183 km] Yardie Creek, Ningaloo Station, Coral Bay. Durch den Tiefsand des 'Yardie Creek' verlassen wir den Park und folgen dem Küstentrack bis zur Ningaloo Station. Durch unwegsames Gelände geht es nur sehr langsam voran. Die scheußlichste und ungepflegteste 'gravelroad', die wir je gefahren sind, bringt uns zurück auf den 'Northwest Highway'. Nach den Strapazen dieser Route beschließen wir, Coral Bay anzusteuern. Wie erwartet herrscht dort allerdings Hochbetrieb. Wir landen auf einem sandigen Platz, weit ab von Waschräumen und Toiletten, selbst zum nächsten Trinkwasserhahn sind es 150 Meter. Auch am Strand herrscht Hochbetrieb. Autos und Motorboote verpesten die Luft. Als wir ankommen, herrscht gerade Ebbe. Bei einem Bummel durch das freifallende Riff, bewundern wir Korallen und Muscheln. Es ist die ideale Atmosphäre, um Körper und Seele zu entspannen und für kommende Ereignisse aufzutanken.

Von Carnarvon durchs Wildblumenland nach Perth
Mi 27.08.2003 [336 km] Bloweholes, Carnarvon (Plantation Caravan Park, Big4). Wenigstens gut geschlafen haben wir. Ab die Post. Um 08:45 Uhr sind wir wieder unterwegs. Als wir den Wendekreis des Steinbock passiert haben, unmittelbar hinter dem Minilya Roadhouse, steht plötzlich in allen Senken und Straßengräben Wasser. Das ist ein gutes Zeichen, denn dann hat der Frühling hier schon Einzug gehalten. Kurz darauf kommen wir dann auch kaum noch voran. Blütenteppiche bedecken überall die Landschaft.
Nördlich von Carnarvon machen wir noch einen Abstecher durch trocken gefallene Salzpfannen und Lagunen zur Küste. Dort erwartet uns ein besonderes Spektakel, die 'blowholes'. Riesige Wellen rollen gegen die Felsenküste. Im porösen Gestein der Küste befinden sich Höhlen, die kleine enge Ausgänge zur Erdoberfläche haben. Die Wellen pressen Wassermassen in diese Höhlen, das durch die Löcher in bis zu 20 Meter hohen Fontänen nach oben entweicht.
In Carnarvon beziehen wir in dem uns bekannten Big4 'Plantation Caravan Park' Quartier. Die Nähe der Stadt nutzen wir natürlich wieder für eine ausgiebige 'shopping'-Tour. Das Camp ist nicht mehr so gemütlich, wie vor vier Jahren. Eine angrenzende Tankstelle ist zum 'road train' Stellplatz erweitert worden. Es herrscht die ganze Nacht über reges kommen und gehen.

Do 28.08.2003 [354 km] Hamelin Bay, Shell Bay, Denham, Monkey Mia Resort. Der Highway #1 führt südwärts wieder durch die recht monotone Salzbusch- und Spinifex-Einöde des Outbacks. Erst auf den letzten 70 Kilometern zwischen Wooramel Roadhouse und Overlander Roadhouse wird die Straße von reicher Wildblumenpracht gesäumt. Gleich nach dem Abzweig zur Peron-Halbinsel beginnt die abwechslungsreiche und interessante Landschaft rund um die Shark Bay, die von der UNO wegen ihrer einzigartigen Naturschauspiele zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Vermutlich die ersten Lebewesen auf dieser Erde, die Sauerstoff erzeugten, sind Stromalithen. Diese kugelförmigen Bakterienansammlungen bedecken an der Shark Bay ein großes Areal. Die Wissenschaft schreibt ihnen die Anreicherung der Erdatmosphäre mit der für unser Leben notwendigen Menge Sauerstoff zu. Wir stromern durchs Gelände am Hamelin Pool, wo es riesige Ansammlungen von Stromatolithen gibt. Die nächste Station ist die Shell Bay. Am Ufer dieser Bucht lagert eine bis zu zehn (10) Meter dicke Muschelschicht. Durch ungünstige Strömungsverhältnisse kann das Wasser der Bucht nicht frei abfließen und ist deshalb salzhaltiger als das Meer und ist auch wärmer als dieses. Diese äußeren Umstände führen zu einer starken Vermehrung einer bestimmten Muschelart. Das hat im Laufe der Zeit zu diesen weißen grell blendenden Muschelbänken geführt.
Nach einem kurzen Aufenthalt an der Tourist-Information in Denham, erreichen wir unser Tagesziel, Monkey Mia. Ausgebucht! In dem riesigen Resort ist kein vernünftiger Stellplatz mehr frei. Man stellt uns anheim, zu prüfen, ob wir noch eine Lücke an einem Platz ohne Versorgungseinrichtungen finden. Wir finden und sind recht zufrieden, da wir nicht mitten im allgemeinen Gedrängel stehen. Bei inzwischen bedecktem Himmel ziehen wir los zu einem ausgedehnten Strandspaziergang.

Fr 19.08.2003 Monkey Mia (Delphine), Francois Peron Nat.-Park, Little Lagoon, Denham (Blue Dolphin Camp). Das besondere Besucherinteresse gilt aber einem Gebiet mit dem Namen 'Monkey Mia'. Der neue Tag sieht uns dann morgens früh um 08:00 Uhr am Strand. Es hat sich eine größere Menschenansammlung gebildet, die gebannt aufs Wasser starrt. Tatsächlich, immer mehr dreieckige Rückenflossen durchschneiden das Wasser. Gemächlich ziehen einige Delphine (Bottlenose dolphin) durchs flache Wasser, bis zu den Menschen, die bis zum Knie im seichten Uferwasser stehen. Ranger wachen darüber, dass kein Unsinn mit den Tieren getrieben wird. Ich hab' mir einen erhöhten Platz auf einem Bootsanleger verschafft und kann die ganze Szenerie gut im Film festhalten.
Die Wildnis lockt. Der nördliche Teil der Halbinsel wird vom Francois Peron-Nationalpark bedeckt. Wir wollen noch einmal tief eintauchen in die unberührte Natur. Eine breit ausgefahrene Piste beginnt gleich hinter dem Schlagbaum mit dem Hinweisschild 'Führen Sie genügend Wasser mit sich. Es gibt keine Versorgungsstellen im Nationalpark.'. Die ersten Kilometer gehen recht zügig voran. Hinter einer ehemaligen Homestead wird es dann immer sandiger. Als wir drei (3) Kilometer in den Busch vorgedrungen sind wühlt der Wagen durch tiefen lockeren Sand. In jeder Kurve befürchten wir, stecken zu bleiben. Nur mit Schritttempo im langsamsten Geländegang kommen wir voran. Für einen Tagesausflug sind die 40 Kilometer bis zum Cape Peron wohl kaum geeignet. An eine neuerliche Reifenpanne mögen wir gar nicht denken. So ist es diesmal die von uns sonst so angestrebte absolute Einsamkeit, die uns veranlasst, diese Tour abzubrechen, denn im Notfall würden wir wirklich in allergrößte Not geraten und wären tagelang ohne Hilfe. Wir drehen um. Den Rest des Tages verbringen wir dann an der 'Little Lagoon'. In Denham beziehen wir Station im 'Blue Dolphin Caravan Park'. Zum Dinner zieht es uns ins 'Old Pearlier House', einem historischen Gebäude in Denham, zu einem leckeren Meeresfrüchte-Essen.

Sa 20.08.2003 [380 km] Carnarvon (Top Tourist Park 'Wintersun'). Schon wieder Wochenende. Wir sind auf dem Weg zurück nach Carnarvon, die Vorräte für die nächste Inlandetappe müssen aufgefüllt werden und einige Informationen über die nächste Tour benötigen wir auch noch. In Carnarvon stürmen wir kurz vor Geschäftsschluss in den Supermarkt. Danach suchen wir uns ein anderes Camp als vor einer Woche, obwohl wir dann unseren Mitglieder-Rabatt bei BIG4 verspielen. Der Caravanpark 'Wintersun' macht einen sauberen Eindruck. Er ist nicht nur sauber und gut organisiert, wir werden auch gleich Mitglied in einer neuen Caravanpark-Kette 'Top Tourist Parks' (TTP), probeweise und kostenlos für einen (1) Monat. Auch das gibt 10% Rabatt in allen angeschlossenen Parks. Damit ist das Pflichtprogramm beendet. Also Zeit, uns endlich - wir machen immerhin das vierte Mal in der Stadt Station - in der Umgebung umzusehen. Es folgt ein langer Bummel auf der palmengesäumten Uferpromenade.

So 31.08.2003 [447 km] Mount Augustus. Das wird ein langer Fahrtag. Vor uns liegen 450 Kilometer Gravelroad und Feldwege landeinwärts zum Mount Augustus, dem größten Monolithen der Welt. Um 08:00 Uhr sind wir schon unterwegs. Nördlich von Carnarvon zweigt eine Gravelroad in Richtung 'Gascoyne Junction' ab. Eine Tafel weist auf die Befahrbarkeit der Strecke hin. Welche Überraschung, nach wenigen Kilometern hat die Straße plötzlich eine Asphaltdecke. Das sieht alles sehr neu aus, scheint erst vor Tagen fertiggestellt zu sein. In flotter Fahrt geht's vorwärts, bis nach 50 Kilometern der Zauber schon wieder vorbei ist. Hier stehen auch noch die Baumaschinen, die das Werk vollenden sollen. Verglichen mit dem Zustand von vor vier Jahren ist es eine Wohltat. Auch der einstige Feldweg ist jetzt eine breite Piste, deren Oberfläche vom 'grader' gerade neu abgezogen wurde. Eine Horde Schwarzer Kakadus ist die erste Unterbrechung auf der roten Piste ins Landesinnere.
Heftig muss es vor wenigen Tagen auch hier in der Einöde des Outbacks geregnet haben. Ein Glück, dass man schon Zeit hatte, die vom Wasser weggespülte Piste neu aufzuschütten. Ein Glück auch für unsere Augen. Sonst unscheinbares Gestrüpp hat sich in blühende Büsche verwandelt und aus der roten Erde brechen in unbeschreiblicher Formen- und Farben-Vielfalt überall Blüten hervor. Bei einem unserer vielen Foto-Stopps begegnen wir einem der Nachfahren urzeitlicher Saurier. Skeptisch aber furchtlos durchstreift ein Waran sein sonnendurchglühtes steiniges Territorium.
Wir kommen trotz der vielen Fotostopps gut voran. Nach 450 Kilometern taucht in der Ferne unser Etappenziel auf, der 1.105 Meter hohe Mount Augustus, ein Monolith, doppelt so groß wie der weltberühmte Uluru. Wegen seiner Abgeschiedenheit liegt er aber nur auf der Reiseroute weniger Besucher. Wir sind früh auf dem Camp. Auf dem Platz herrscht Chaos und Wildnis, allerdings für stolze 22 AUS-$. Wir finden aber einen verhältnismäßig ruhigen Rasenplatz. In einem kurzen Gespräch mit dem Parkranger holen wir uns einige Tipps für den morgigen Tag. Haben wir bisher fast ausschließlich Kakadus zu Gesicht bekommen, turnen hier die ersten Papageien in den Bäumen.

Mo 01.09.2003 [54 km] Mount Augustus, Edney's Lookout, Cattle Pool. Einmal rund um den Mt. Augustus steht auf dem Programm. Allenthalben zweigt ein Weg oder eine ausgefahrene Spur von der Piste ab. Nur wenige Schilder weisen aber daraufhin, wo der jeweilige Weg endet. Wir finden den Einstieg zu einem Nebengipfel. 2,5 Stunden benötigen wir bis zum Edney's Lookout. Unter einem Felsen finden wir auch das in einem Einmachglas regendicht verpackte 'Gipfelbuch', das uns der Ranger so ans Herz gelegt hatte. Es pfeift ein heftiger heißer Wind um den kahlen Gipfel. Trotzdem, einmal hier oben, können wir uns so schnell nicht trennen von der herrlichen Aussicht auf das flache Buschland und die fantastische Fernsicht. Auf dem Rückweg entdecken wir in einer Schlucht eine Kolonie Rosakakadus. Es herrscht ungewöhnliche Stille im Geäst der Eukalypten. In der Mittagshitze vergeuden selbst die sonst so stimmgewaltigen Vögel keine unnötigen Kalorien.
Wir setzen die Umrundung des riesigen Monolithen, der doppelt so groß ist wie sein so populärer Bruder, der Uluru, fort. Einige der in einer Beschreibung genannten markanten Stellen sind beim besten Willen nicht auffindbar. Den Tag beenden wir mit einem Abstecher zum 'Cattle Pool', einem permanenten Wasserloch des Lyons River. Auf dem Camp mutmaßt unser Platznachbar, dass wir aus Europa sein könnten. Es sind mit einem zeitlich begrenzten 'Rentner-Visum' ausgewanderte Schleswig-Holsteiner, die schon sechs (6) Jahre von Campingplatz zu Campingplatz ziehen. Angeblich ist das die Erfüllung eines herbeigesehnten Lebensabends.
Ein Genuss besonderer Art sind die Abendstimmungen in der trockenen Luft des Outbacks, wenn die untergehende Sonne den Himmel in ständig wechselndes Licht taucht. Beim Gezirpe der Grillen und einer Flasche Rotwein bleiben wir bis tief in die Nacht hinein wach.

Di 02.09.2003 [525 km] Meekathara, Mount Magnet. Auf unserem Weg nach Geraldton schlagen wir einen großen Bogen durchs Landesinnere. Auf den nächsten 1.400 Kilometern werden wir nur zwei kleinere Städte berühren. Wir hoffen, auf dieser Route die schönsten Wildblumengebiete Westaustraliens zu berühren und die ersten zaghaften Anzeichen verstärken diese Hoffnung. Zunächst haben wir aber wieder 'gravel' unter den Rädern. Stellenweise kommen wir trotzdem zügig voran. Das Gelände der Cobra-Station ist die reinste Steinwüste. Blühende Büsche und Emu-Herden bringen etwas Abwechslung in die Monotonie. Eine, wenn auch nicht willkommene Abwechslung, bereitet uns der rote Staub. Beim ersten Halt stelle ich fest, dass die rückwärtige Tür nicht richtig geschlossen ist. Im Inneren des Wagens liegt eine dicke Staubschicht auf allen Gegenständen, Gepäckstücken und Böden. Erst nach 335 Kilometern erreichen wir wieder eine asphaltierte Straße. Ab Meekathara stoßen wir auf die #95, die wir noch bis 'Mount Magnet' fahren. Es ist eine dieser typischen ländlichen Kleinstädte. Gepflegte alte Häuser aus der Gründerzeit, breite Straßen mit durch baumbestandene Grünanlagen getrennten Fahrbahnen. Sie sehen sich alle recht ähnlich. Hunger leiden müssen wir nie, fast überall haben Geschäfte und Restaurants 7 Tage die Woche geöffnet. Auf einem kleinen sandigen Camp direkt am Highway finden wir einen Unterschlupf. Der Caravan-Park ist zwar keine Offenbarung, erfüllt aber seine Aufgabe. Da wir die nächsten Tage wohl nur auf geteerten Straßen unterwegs sein werden, eine gute Gelegenheit, den eingedrungenen Staub zu entfernen. Nach der Prozedur schmeckt uns das Abendessen noch viel besser.

Mi 03.09.2003 [397 km] Yalgoo, Mullewa, Chapman Valley, Geraldton. Schlafen können wir auch herrlich und ohne jede Störung. Und dann sind wir mitten drin, im 'wildflower'-Gebiet. Nicht dort, wo Touristenprospekte es versprechen, unser Geheimtipp für Wildblumen ist die Strecke von 'Mount Magnet' nach 'Mullewa'. Langsam kommen aber Zweifel auf, ob wir nicht doch die richtige Jahreszeit verfehlt haben. Erst hinter Yalgoo blüht es in einer Vielfalt, die alle 100 Meter zu einem Fotostopp verleitet. Blau, gelb, pink, weiß und rot, wir bemühen uns nicht, sie alle auseinanderzuhalten. Immer wieder kommt uns der Ausruf einer Australierin in den Sinn, die ihre Verzückung mit dem Ausruf: 'Carpets, carpets' zum Ausdruck brachte.
Hinter Mullewa biegen wir ab ins Chapman Valley. Irgendwann müssen wir ja auch unsere Weintour beginnen und da kommt uns Westaustraliens nördlichstes Weinanbaugebiet gerade recht. Wir kehren ein bei 'Chapman Valley Wines' in Nanson zur Weinprobe und einem ansprechenden Lunch im Garten. Nur noch einige Kilometer sind es dann bis Geraldton, auch wenn wir quer durch die Stadt müssen, zum Caravanpark am Leuchtturm. Hier draußen vor den Toren der Stadt lassen wir uns dann bei einem Strandspaziergang noch richtig durchpusten.

Do 04.09.2003 [13 km] Geraldton. In der zweiten Nachthälfte gehen heftige Regengüsse nieder. An den Lüftungsfenstern unseres Dachaufbaus sickert Feuchtigkeit durch. Auch am Morgen ziehen noch schwarze Wolken übers Camp. Das ist der erste Tag seit wir unterwegs sind, an dem wir nicht vor dem Camper frühstücken können. Als wir aufbrechen, ist es zwar kühl, aber trocken. Wir sind den ganzen Tag über in der Stadt unterwegs. Abends wird es dann wieder ungemütlich. Für unseren Abendschoppen - aus dem Chapman Valley-Einkauf - müssen wir uns wieder ins Wageninnere begeben. Es beginnt wieder zu regnen.

Fr 05.09.2003 [406 km] Swan Valley, Perth-Midland. Auch am folgenden Tag sind wir morgens im Camper eingesperrt. Wir können uns erst reisefertig machen, als der Regen etwas nachlässt. Bei Sonnenschein nehmen wir die Strecke von Geraldton nach Perth in Angriff. Diese Etappe auf dem 'Brand Highway' führt ohne Umwege mitten durch Nationalparks und Wildnis. Wir fahren durch frühlingsgrünes Land, Weizenfelder und Wiesen. Es sind nicht mehr niedrigblühende schnellwachsende Wüstenblumen, die uns zum anhalten zwingen, sondern blühendes Gestrüpp und Banksien. Nachmittags erreichen wir den Stadtteil Midland im Norden von Perth. Obwohl wir in Geraldton wegen starkem Regen nicht im Freien frühstücken konnten, empfängt uns Perth mit warmem sonnigen Frühlingswetter.

Sa 06.09.2003 Perth. Eine Stunde marschieren wir zum nächsten Bahnhof. Die Vorortbahn von Succes Hill braucht eine Stunde in die City. Nach 15 Tagen in Natur und Wildnis brauchen wir einige Zeit, um uns an den Trubel in der City der Hauptstadt zu gewöhnen. Es ist zwar Wochenende, aber alle Geschäfte haben geöffnet. Wir bummeln an einem sonnigen Tag kreuz und quer durch die Stadt. Wenn auch nicht europäisch hektisch, ist die City doch viel zu laut für unsere auf Naturgeräusche eingestellten Ohren. Viel hat Perth auch in den letzten Jahren von seiner Gemütlichkeit verloren.

Sie nennen es einfach 'Südwesten'.
So 07.09.2003 [18 km] Swan Valley (Houghton Winery). Neben der einzigartigen Natur gibt es in Australien noch etwas anderes, was wir über alles lieben. Das ist der Wein. Als Ausgangspunkt für weitere 'Weinabenteuer' haben wir uns deshalb ja auch im Norden weit vor den Toren von Perth im Grünen eingerichtet. Midland liegt unmittelbar am Zugang zum Swan Valley. Im Tal des Swan River steht die Natur in voller Blüte und die Papageien toben im Liebesrausch durchs Gras. Allein die Nennung des Namens Swan Valley reicht, um den Geruch von aromatischem samtroten Rotwein in der Nase zu haben. In der Probierstube der Houghton Winery lassen wir den Geschmack dann aber auch durch die Zunge bestätigen. Ja, er schmeckt vorzüglich. Eine Flasche muss zum Lunch im Garten gleich d'ran glauben. Wie gut, dass wir früh aufgebrochen sind. Ein völlig verregneter Nachmittag lässt uns daran zweifeln, dass sich das Wetter grundlegend geändert hat.
Mo 08.09.2003 [323 km] Bunburry, Gracetown. Bloß weg hier. Die nächste vielversprechende Weinregion liegt allerdings 340 Kilometer weiter südlich. Das renommierte Weingebiet am Margaret River ist Westaustraliens größtes und befindet sich am äußersten Südwestzipfel des Kontinents. Der Weg dorthin ist eine Fahrt durch blühendes Land, allerdings immer begleitet von heftigen Regenschauern. In Bunburry erleben wir einen Regenguss, wie wir ihn noch nie erlebt haben. In wenigen Minuten verwandeln sich die Straßen in reißende Bäche. Unter einem Dachvorsprung stehen wir, nur 50 Meter entfernt von unserem unerreichbaren Wagen. Nach dieser Etappe mit besonderen Reizen landen wir in Gracetown auf einem sauberen ruhigen Camp mitten in einem Wald. Kängurus huschen durch die Büsche.

Di 09.09.2003 [148 km] Weinroute (Rivendell Vineyard, Voyager Winery). Es hat die ganze Nacht über gegossen und gestürmt. Ausgeschlafen brechen wir auf ans nahe Meer. Brandung und Gischt des Indischen Ozeans bieten ein fantastisches Schauspiel, wenn die Wellen im Licht der strahlenden Sonne aufs Festland rollen. Dann geht's nach Gracetown. In dem kleinen gemütlichen Städtchen werden an allen Ecken die Weine der Region angeboten. Wir wollen aber vor dem Kauf auch probieren, deshalb setzen wir unsere Rundfahrt fort. Blühende Büsche begleiten uns auf dem Weg über Cowaramup und Nebenstrecken zur ersten Weinprobe. Im Rivendell Winyard verbinden wir unseren Aufenthalt gleich mit einem herzhaften Lunch. Im Garten des Weingutes toben Papageien und andere Piepmätze. Wir setzen die Fahrt über die 'Rotwein-Route' fort. Es geht dann über Dunsborough nach Yallingup und nach Prevelly Park. In der hocheleganten Voyager Winery kehren wir auch noch ein. Bei Leeuwin Winery schauen wir nur kurz 'rein, es ist schon recht spät am Nachmittag. Der silberne Schein der untergehenden Sonne kann nicht darüber hinwegtäuschen, die Regenfront hat uns eingeholt.

Mi 10.09.2003 [63 km] Lake Cave, Margaret River. Wieder eine stürmische Nacht mit Regengüssen. Als wir aufstehen, sieht es allerdings recht brauchbar aus. Während des Frühstücks gießt es aber schon wieder. Lass es doch regnen! Wir verziehen uns unter die Erde. Da ist ein riesiges Loch in der karstigen Felslandschaft des australischen Südwestens. Eine der unzähligen Höhlen in diesem Gebiet, man kennt über 350 Stück, ist eingestürzt und hat dadurch einen Zugang in ihr Inneres geschaffen. Wir steigen hinab in die 'Lake Cave' und bewundern die herrlichen Tropfsteingebilde in einer nahezu familiären Atmosphäre einer kleinen Gruppe.
Wieder zurück an der Erdoberfläche beschließen wir unser Programm etwas zu kürzen. In rasendem Tempo wechseln Regengüsse mit strahlendem Sonnenschein. Zum Lunch und einem kleinen Stadtbummel steuern wir noch Margaret River an. Den Nachmittag verbringen wir im Camper. Heftige Schauer verhindern jeden auch nur kurzen Spaziergang. Ausgerechnet jetzt, es hat angefangen wieder heftig zu regnen, tobt irgendwo dort draußen im Busch ist eine Horde Schwarzer Kakadus. Da muss ich hin, es könnten ja die weißschwänzigen [Calyptorhynchus latirostis] sein, die nur hier im äußersten Südosten von Australien beheimatet sind. Sie sind es wirklich.

Do 11.09.2003 [351 km] Karridale, Karri Valley, Pemperton, Beedelup Falls, Warren Nationalpark, Windy Harbour, Walepole. Nur weg hier von der Westküste. Irgendwo muss es doch etwas angenehmeres Wetter geben. Wir fahren südostwärts durch den sogenannten Karridistrikt auf schmalen gewundenen Straßen über Karridale und durchs Karri Valley mit seinen ausgedehnten Karri- und Jarrahwäldern. Die imposante Größe einiger dieser Baumriesen verleitet uns oft vom engen Highway auf unbefestigte Wege abzubiegen. Nicht immer stehen die bis zu 400 Jahre alten und bis zu 50 Meter hohen Bäume unmittelbar an unserer Straße.
Wir steuern Pemperton an, besuchen die 'Beedelup Falls' und nehmen eine ausgeschilderte 'Scenic Route' durch den Warren Nationalpark. Viele dieser riesigen Bäume, wie im Warren Nationalpark, wo der höchste - man hat ihm den Namen 'Bicentenial Tree' gegeben - 89 Meter erreicht, dienten früher als Feuer-Guck-aus. Erst in neuerer Zeit haben sie durch moderne Techniken ihre Funktion als Aussichtspunkte der Feuerwehr zur Waldbranderkennung verloren. Heute dürfen schwindelfreie Touristen den Aufstieg wagen und Höhenluft schnuppern. Für eine Filmaufnahme steigt natürlich auch mein Frauchen nach oben.
Viel Zeit verbringen wir mit der Beobachtung unseres Liebling, dem ständig mit dem Schwanz wippenden 'blue wren'. Über den ganzen Kontinent verteilt taucht eine der neun (9) australischen Arten des Staffelschwanzes, mit seinem meist blauen Gefieder, auf. Mit aufgeregt wippendem Schwanz huschen sie aufgeregt durchs Gebüsch. Hier erwischen wir den nur in dieser Region der Karriwälder beheimateten Blaubrust-Staffelschwanz.
Weiter geht es dann, immer noch durch ausgedehnte Karri- und Jarrahwälder, bis Northcliffe. Wir erreichen südlich von Northcliffe bei Windy Harbour die Küste. Als erstes begegnet uns wieder eine ornithologische Rarität, der Klippensittich. Er lebt auf den der südwestaustralischen Küste vorgelagerten Inseln und kommt nur zur Nahrungssuche aufs Festland.
Dann bekommt unsere fröhliche Stimmung erneut einen Dämpfer. Pfützen auf nassen Straßen. Es wird doch wohl nicht? Doch, es wird. Als wir Walepole erreichen, gießt es in Strömen. Das missmutige Gesicht eines Kookaburra auf dem Camp könnte einen direkt anstecken. Und sein klägliches Gepiepse unterscheidet sich doch ganz erheblich vom sonst so fröhlichen Lachen.

Fr 12.09.2003 [668 km] Great Tingle, Circular Pool, Valley of the Giants (Tree Top Walk), Albany, Porongurup Range (Castle Rock Wine Estate), Stirling Range. Es hat die ganze Nacht über so heftig geschüttet, dass wir Probleme haben am Morgen den Waschraum zu erreichen. Nach dem Frühstück geht den Wolken dann der Stoff aus. Wie auch an den anderen Tagen klart es auf. Nur kalt ist es noch. Wir brechen auf zu einer Tour durch die ausgedehnten von Karri- Jarrah- und Tingle-Bäumen beherrschen Wälder. Die ersten Stationen sind Great Tingle und Circular Pool. Den Höhepunkt bildet der Besuch des 'Tal der Giganten'. Es sind wahrlich Giganten. Sie haben Jahrhunderte überlebt, sind oft vom Feuer ausgehöhlt und stehen dennoch voll im Laub und überragen mit bis zu 70 Metern Höhe das grüne Dickicht.
Um ein Gefühl für die Dimensionen dieser Baumriesen zu bekommen ist als Anziehungspunkt für Besucher ein sogenannter 'Baumwipfel-Spaziergang' eingerichtet. Auf einer gewagten schwankenden Stahlkonstruktion wandert man bis in die schwindelnden Höhen der Baumkronen. Als wir gerade den höchsten Punkt erreicht haben, überrascht uns ein nur zehn Sekunden langer Hagelschauer. Noch ehe wir eine Regenkutte aus dem Rucksack ziehen können, sind wir bis auf die Haut durchnässt. Anschließend strahlt die Sonne, als ob sie sagen wollte: "Hat hier einer Hagel gesagt?"
Auf unserem Weg nach Osten über Bow Bridge und einen kurzen Abstecher nach Albany steuern wir die Porongurup Range an. Unser Tagesziel, die Stirling Ranges, sind in der Ferne schon auszumachen. In der 'Castle Rock Estate' kehren wir zur Weinprobe ein und füllen unseren Weinvorrat für die nächsten Tage auf. Spät kommen wir erst im Camp am Stirling Range Nationalpark an. Warm geworden ist es den ganzen Tag über nicht.

Sa 13.09.2003 [394 km] Kanga Trail, Bluff Knoll, Esperance. Kein Wunder also, dass wir die kälteste Nacht unserer Reise hinter uns haben. Die Stirling Ranges und speziell der gleichnamige Nationalpark sind ein Paradies für Naturfreunde. Über 500 Arten unterschiedlichster Wildblumen bedecken im Frühjahr Berge und Täler. Nicht alle fallen sofort ins Auge, aber irgendwo, zwischen Fels und Geröll finden wir die kleinen Schätze der Natur. Wir gehen auf Orchideen-Jagd zunächst direkt im Caravanpark und anschließend auf dem 'Kanga Trail'. Oft müssen wir auch tief im dornigen Gestrüpp oder unter den riesigen Grasbäumen, sie heißen hier Black Boys, nach ihnen suchen. Das zauberhafte 'Kreuz des Südens' ist zum Beispiel nur in einer eng umgrenzten Höhenlage zu finden. Eigentlich wollten wir hinauf auf den Knoll Bluff mit seinen 1.073 Metern. Bei dem wechselhaften und kalten Wetter - eisiger Sturm peitscht schon am Bergfuß übers Land - bleibt der Berg auch dieses Mal von uns unbezwungen.
Nach einem wehmütigen Blick zurück auf die Berge des Blütenparadieses Stirling Range, nehmen wir die nächsten 400 Kilometer unter die Räder. Bei flotter Fahrt auf guter Straße durch landwirtschaftlich erschlossenes Land sind wir schon bald wieder am Meer. Auch im TTP-Camp in Esperance erwischen wir eine stille Ecke mit herrlicher Aussicht auf die Bucht.

So 14.09.2003 [104 km] Twilight Bay Route, Cape Le Grande NP (Lucky Bay). In der Nacht hat es erneut fürchterlich gegossen. Im Camp steht alles unter Wasser. Nach dem Frühstück ist der Himmel zwar noch grau verhangen, es hat aber aufgehört zu regnen. Eine herrliche Küstenstraße führt uns entlang der Twilight Bay mit ihren grandiosen Buchten und Stränden. Die glattgehobelten Felsen legen beredtes Zeugnis darüber ab, dass Meer und Sturm hier schon einige tausend Jahre aktiv sind. Am Pink Lake endet die Panoramastraße.
Nach 6.000 Kilometern entlang der westaustralischen Küste steuern wir den Endpunkt dieses Reiseabschnitts an, die Lucky Bay. Unmittelbar hinter Esperance beginnt der 'Cape Le Grande'-Nationalpark mit seiner ursprünglichen Landschaft. Die Hochmoore auf den glattgehobelten Granitplateaus explodieren geradezu in einer unbeschreiblichen Blütenpracht. Beim Anblick der Lucky Bay vergessen wir Regenwolken und Sturm. Am Gestade dieses Paradieses werden wir unser rollendes Domizil parken, wieder einmal mitten in der Natur. Wieso vergessen, sie sind nicht mehr da! Einige dunkle Wolken segeln noch vorüber, ansonsten haben wir herrlichstes Wetter. Die 'Lucky Bay' macht uns wieder richtig 'lucky'.

Mo 15.09.2003 Lucky Bay, Thistle Cove. Stundenlang wandern wir rund um die einzigartige Bucht, lauschen dem Rauschen des Meeres, beobachten die einheimische Tierwelt und bewundern manch ein blühendes Kleinod. Die die Bucht begrenzenden Granitfelsen schreien förmlich danach, einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Selbst im kargen Felsenland rund um die Lucky Bay zaubern die unterschiedlichsten Blüten Farbtupfer in die Landschaft. Es ist kein beschwerlicher Weg, aber voran kommen wir nur sehr schwer, es gibt so viel zu sehen und im Bild festzuhalten. Am Endpunkt haben wir eine wunderbare Aussicht auf die 'Thistle Cove'.

Durch die Nullharbor.
Di 16.09.2003 [276 km] Esperance, Norseman. Der Abschied fällt schwer. Vor uns liegt ein Abenteuer besonderer Art. Wir wollen durch uns unbekanntes Gelände, die Nullarbor. Eine Strecke quer durch Australiens wohl trostloseste Einöde, auf dem Highway #1, der erst 1974 asphaltiert wurde. In Norseman machen wir Station und bereiten uns und den Wagen auf die nächsten Etappen vor.
Fast 2.000 Kilometer bis Adelaide liegen vor uns, davon über 1.000 Kilometer durch die Einsamkeit der Nullarbor. Alle Tanks sind voll, trotzdem wird an jedem Roadhouse nachgefüllt. Das ist dann auch für uns eine willkommene Pause. Das Buschland mit hohen Eukalypten geht bald über in flache Salzbusch-Wüste und braunes Grasland. Irgendwo kommt dann ein Stück, da geht es 150 Kilometer nur geradeaus, das sind 1½ Stunden Monotonie, denn links und rechts gibt es wirklich nichts zu sehen, was einen Aufenthalt gerechtfertigen könnte.

Mi 17.09.2003 [517 km] Madura (Camp). Am Madura-Pass übersieht man die Monotonie dieser Landschaft ganz besonders. Wir sind 90 Kilometer weiter gefahren, als ursprünglich geplant. Mitten in der Wüste überfahren wir eine Zeitzone, die Uhren müssen 45 Minuten vorgestellt werden. Auf dem Camp ist wenig los. Nach einem strahlenden Sonnentag können wir am Abend endlich wieder draußen sitzen. Welche Wohltat.

Do 18.09.2003 [378 km] Grenze WA/SA, Bunda Cliffs, Nullarbor (Camp Roadhouse). Neuer Tag, neue Erlebnisse. Wir haben Südaustralien erreicht. Fortsetzung in Südaustralien.


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